Kapitel 3

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Gideon führte mich unbeirrt durch die Stücke und ich freute mich, dass das mit dem Tanzen immer besser funkioniert. Ich ließ die rechte Hand los, drehte mich an seiner Hand und legte meine rechte wieder in seine. Ich strahlte ihn an. So kann man sich doch mal auf das Elapsieren freuen! Gideon lächelte zurück. Da wechselte das Lied und eines ertönte, dessen Namen ich nicht kannte. Es war schneller als das Lied zuvor. Gideon wirbelte mich im Kreis. Ich konnte ein ausgelassenes Lachen nicht unterdrücken. Als das Lied plötzlich abrupt endete stolperte ich über seinen Fuß und warf uns versehentlich auf das Sofa. Er rappelte sich auf und half mir hoch. "Ups!", machte ich. "'tschuldigung." "Halb so schlimm." Er beugte sich vor und küsste mich sanft. Mein Herz machte einen Sprung. Ich konzentrierte mich darauf weiterzuatmen. Dann legte ich meine Hände in seinen Nacken. Er zog mich enger an sich. Wir küssten uns noch eine Ewigkeit weiter, bis ich plötzlich ein Geräusch hörte. 

Erschrocken setzte ich mich auf und sah gerade noch den einarmigen Tempelritter mit lautem Gebrüll durch die Wand flitzen. (Xemerius hatte mich schon vor ihm gewarnt, aber begegnet war ich ihm noch nie) Gideon guckte mich befremdet an. Oh nein! "Ich ähm...hab was gehört", begann ich vorsichtig. Ich hatte ihm bisher einmal davon erzählt, dass ich Geister (und Dämonen) sehen konnte, doch er hatte nichts geantwortet und so hatten wir das Thema eigentlich nie wieder angesprochen. Etwas, was ich nicht ganz deuten konnte, huschte über sein Gesicht. Ich wartete darauf, dass er etwas sagte. Doch das tat er nicht. Er legte lediglich fragend den Kopf schief. Ich seufzte und sagte zögernd. "Weißt du noch, in der Kirche? Nach der Soiree?"

Er nickte. Und ich meinte kurz etwas wie Erschrecken in seinen Augen zu sehen. "Du meinst...", begann er. Hoffentlich wird er mich jetzt nicht endgültig für verrückt erklären. Ich holte tief Luft. Ich musste es ihm ja mal sagen. Nachdem ich all meinen Mut zusammengenommen hatte begann ich vorsichtig: "Ich kann Geister sehen. Ich hatte es ja mal gesagt, aber ich weiß nicht ob du mir geglaubt hast." Er atmete stoßweise die ganze Luft aus. Unsicher sah er mich an und kniff die Augen zusammen.

Furcht breitete sich in mir aus. "Gideon? Sag doch mal was!", bestimmt hört ich mich flehend an, aber, mein Gott, so fühlte ich mich auch! Endlich löste sich die Starre in seinem Blick und er blickte mir in die Augen. "Das ist wirklich war?", hauchte er. Ich nickte und versuchte die Situation zu lockern. "Viele Leute denken so über Zeitreisen." Ich lachte gezwungen. "Oder Unsterblichkeit!"

Gideon blieb ernst. "Lass mich nachdenken!" Ich schwieg. Was war mit ihm los? Gideon stand auf und ging in die hinterste Ecke des Zimmers und setzte sich hin. Ich widerstand dem Drang ihm zu folgen.

Gideon sagte kein Wort mehr. Still saß  er da in der Ecke und sann über alles nach. Ich hatte mich währenddessen auf dem Sofa  breitgemacht, nachdem ich einige missglückte Gesprächsversuche gestartet hatte. Ich war am Verzweifeln. Hätte ich es doch nicht sagen sollen? Was beschäftigte ihn denn so sehr? Ich spürte das Ziehen im Bauch kaum als ich plötzlich auf dem Boden landete und in Mr Georges freundliche Augen sah. Er reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und sah mich nach Gideon um. "Gideon wird erst in einer Stunde auftauchen", erklärte der alte Wächter. Stimmt ja, er kam ja nach!
Mr George reichte mir seinen Arm, den ich ergriff. "Komm, mein Mädchen. Wir bringen dich jetzt nach Hause!"

Zuhause angekommen wurde ich von Mr. Bernhard in Empfang genommen. Er ist unser Butler. "Du gehst besser gleich in das Wohnzimmer", raunte er mir vertraulich zu. "Es wird alles geplant bezüglich Carolines besonderen Tag."
"Danke, Mr Bernhard", murmelte ich etwas zerstreut während ich überlegte was er meinen könnte. Carolines großer...Da hatte ich plötzlich einen Geistesblitz: Stimmt ja, Caroline hatte am übermorgen Geburtstag! Das hieß, ich hatte zwei Tage Zeit, ein Geschenk zu besorgen. Am Besten bat ich Leslie einfach morgen nach der Schule mit mir in die Stadt zu gehen, um etwas zu finden. Obwohl...da würde ich ja sofort zur Loge abgeholt. Mir musste schleunigst etwas besseres einfallen. Vielleicht konnte ich ihr etwas aus der Vergangenheit mitbringen? Ich beschloss morgen in der Schule mit Leslie darüber zu sprechen und trat in unser gemütliches Wohnzimmer ein. Mum, Caroline, Nick und Tante Maddy saßen an einem runden Tisch und bastelten eifrig an bunten Karten. Maddy erblickte mich als erste.
"Hallo, mein Häschen!", begrüßte sie mich freundlich. "Willst du uns nicht helfen bei den Einladungskarten für Carolines Feier?" Ich blickte auf einen Stapel rosa Pappeinladungen, der schon jetzt höher war als...ein Weinglas.
Ich setzte mich an den Tisch neben Nick während mich auch die anderen begrüßten. "Wie viele sollen das denn werden?", frage ich und kann einem leicht schockierten Unterton nicht weglassen. "Nur so 20!", meint meine Schwester. "Mary, Luna, Frederike,..." Sie zählte noch weitere Namen auf und ich wäre fast weggedämmert als Caroline endlich ihre Aufzählung beendete. "Rose...und Gideon." Ich verschluckte mich an meiner eigenen Schlucke und brachte quietschend ein "Gideon?" heraus.
Caroline nickte. "Ja, warum nicht? Er ist doch sehr nett." Ja, warum eigentlich nicht. Warum war ich so schockiert? Ich musste einfach die ganze Zeit an seinen Blick denken, als ich ihm das mit den Geistern erzählt hatte. Komm, Gwendolyn!, tadelte ich mich. Worüber machst du dir Gedanken? Gideon ist dein Freund. Trotzdem konnte ich seinen Blick einfach nicht vergessen.

Ich musste es einfach irgendwie schaffen, dass ihr Vertrauen ein klein wenig erschüttert wird. Tut mir Leid.
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