Kapitel 8 - Komm mir nicht zu Nahe!

25 2 3
                                    


Tim PoV:

„Bitte, Tim, geh einfach."
Ich hörte das Stegi schluchzend hinter der Tür saß und so sehr es mir auch weh tat, konnte ich nichts dagegen machen.
Er wollte das ich ging, aber ich wollte ihn nicht alleine lassen.
Unschlüssig was ich tun sollte, blieb ich also vor der Tür stehen.
Dann wurde mir klar das das nichts bringen würde, also drehte ich mich langsam um und wollte gehen.
Ich kam an der Tür zum Badezimmer vorbei und blieb stehen.
Wenn ich jetzt wirklich gehen würde, würde Stegi sich wieder ritzen und vielleicht nochmal versuchen sich umzubringen.
Entschlossen ging ich ins Bad und nahm das Kästchen mit den Klingen aus dem Regal.
Dann lief ich ins Wohnzimmer und sah mich nach einem geeigneten Versteck um.
Schließlich stellte ich das Kästchen in die hinterste Ecke seines Bücherregales und stellte die Bücher wieder davor.
Und jetzt?
Gehen würde ich ganz sicher nicht.
Also setzte ich mich auf die Couch.
Eine Weile starrte ich aus dem Fenster.
Die Sonne, die gestern noch geschienen hatte, versteckte sich nun hinter grauen Wolken.
Kein Mensch war draußen auf der Straße unterwegs.
Keine Autos fuhren vorbei.
Nicht einmal die Vögel zwitscherten.
Es war einfach nur trist, grau und kalt.
So saß ich da den ganzen Tag.
Starrte aus dem Fenster und dachte nach.
Über mein Leben und über Stegi.
Wie wird es weiter gehen?
Wird er mir endlich mehr vertrauen und erzählen wieso es ihm immer noch so schlecht ging?
Wird er mich endgültig raus werfen?
Wird er noch einmal versuchen sich umzubringen?
Wie sollte ich es dann allen erklären das ich Schuld daran war?
Könnte ich noch so leben wie davor?
Und wie wird es mit YouTube weitergehen?

Inzwischen hatte es angefangen mit regnen.
Lange lauschte ich den Regentropfen wie sie gegen die Scheibe prasselten.
Es war irgendwie beruhigend.
Doch plötzlich fühlte ich mich gestört.
Irgendwas hatte den Rhythmus der Regentropfen unterbrochen.
Angestrengt lauschte ich.
Da, schon wieder!
Das Geräusch kam aus der Küche.
Anscheinend ist Stegi doch noch aus seinem Zimmer raus gekommen.
Schnell stand ich auf und machte mich auf den Weg in die Küche, doch in der Tür blieb ich erschrocken stehen.
Stegi stand da mit einem riesigen Küchenmesser in der Hand.
„Was..was machst du da?"
Ich hatte leise gesprochen, wollte ihn nicht erschrecken.
Mit einem Ruck drehte Stegi sich um.
„T-Tim"
Geschockt starrte Stegi mich an.
„Stegi, was machst du da?"
Ich sprach nun etwas lauter, doch Stegi wich mir aus.
„Ich..ich dachte du bist gegangen."
„Nein, ich lass dich nicht alleine, nicht jetzt wo du mich brauchst."
Langsam ging ich einen Schritt auf Stegi zu, doch er wich nach hinten aus und hielt das Messer vor sich.
„Geh weg!"
Ich sah Stegi flehend an und streckte meinen Hand nach ihm aus.
Erst jetzt fiel mir auf das ich zitterte.
„Stegi..bitte.."
„Nein Tim, komm mir nicht zu Nahe!"
Seine Stimme überschlug sich und auch er zitterte.
Ich wollte nicht das er sich oder mir etwas antat, also blieb ich so wie ich war.
Lange sah ich ihn einfach nur an.
Ich merkte das mir die Tränen über das Gesicht liefen und auf den Boden tropften.
Doch es war mir egal.
Ich hatte einfach nur Angst.
Angst, dass Stegi sich etwas antun könnte.
Angst, dass er sich doch noch umbringen könnte.
Und verdammt große Angst davor, dass ich meinen kleinen Stegi verlieren könnte und ich ihm nicht mal irgendwie helfen konnte.
Meine Sicht verschwamm und meine Füße gaben langsam nach.
Ich spürte, dass ich auf dem Boden landete und stütze mich mit meinen Händen ab.
Nun saß ich heulend mitten in der Küche und Stegi stand immernoch mit dem Messer vor mir.
„St-Stegi.."
Ich wollte ihm sagen, dass er aufhören sollte, doch meine Stimme versagte.
Ich atmete ein paar mal tief ein und aus, bis ich mich erneut traute zu reden.
„B-bitte, hör auf...Stegi, ich brauch dich...bitte"
Ich blickte nach oben zu Stegi und sah das auch er weinte.
Aber er rührte sich immer noch nicht von der Stelle.
Ein letztes mal atmete ich tief ein um ihn zu überzeugen.
„Stegi, bitte. I-Ich bin immer da, wenn du mich brauchst, ok? Ich...Ich werde dich nicht allein lassen, aber bitte..bitte hör auf damit."
Flehend sah ich ihn an.
Traurig blickte er mir mit seinen grün-blauen Augen entgegen.
„Tim"
Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern.
Eine Weile war es leise im Raum, doch dann ertönte endlich das Klirren des Messers, welches auf den Boden viel.
Langsam ging Stegi auf mich zu, bis er, immer noch zitternd, direkt vor mir stand.
„Stegi?"
Ich sah ihn fragend an, aber er antwortete nicht.
Doch plötzlich brach Stegi direkt vor mir zusammen und ich konnte ihn gerade noch auffangen.
Er klammerte sich mit aller Kraft an mich und versteckte seinen Kopf in meiner Schulter.
„T-Tim..es..es t-tut mir leid"
„Sshhh, alles wird gut Stegi, ich bin da, es ist alles in Ordnung."
Ich versuchte Stegi zu beruhigen, auch wenn mir selber immer noch die Tränen über das Gesicht liefen.
In diesem Moment, wo wir zusammen, Arm in Arm, auf dem Boden saßen, war ich einfach nur froh, dass Stegi sich umentschieden hatte und mir vertraute.

StexpertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt