Am Tatort gab es nichts mehr für Dreller zu tun, trotz aller Bemühungen und Untersuchungen hatte sie nur eine Erkenntnis erhalten nämlich, dass sie wussten, das sie nichts wussten. "Ich erwarte morgen früh dennoch ihren Berich und ihre Anwesenheit im Büro, Dreller!", hatte sein Chef ihm noch nachgerufen, doch Dreller hatte seine Worte schon wieder verdrängt. Die dunklen Wolken brachten neuen Regen und durch die Straßenschluchten pfiff ein kalter und unangenehmer Wind. Für einen Moment hatte er überlegt zurück ins Appartment zu fahren, immerhin wartete dort im Schreibtisch eine Schönheit auf ihn, aber ein tiefes Gefühl in seinem Bauch hiel ihn ab. Dreller gab dem Kollegen, der ihn heim fahren wollte ein Zeichen, spannte einen Schirm auf und ging die Strasse entlang. War der Täter hier lang gegangen? Oder das Opfer? Warum ist die junge Frau in die Seitenstrasse gegangen? Die Antwort war so banal, wie einfach: Warum sollte sie nicht? Vergewaltigung und Mord war nicht Teil des Alltags in dieser Zeit und das war auch ihr Fehler und damit ihr Tod. Gedankenverloren schlurfte Dreller die Strasse weiter, von den Passanten nahm er kaum bis gar keine Notiz und selbst das wieder einsetzende Stakkato der Regentropfen auf seinem Schirm drang nicht mehr zu ihm.
"Warum hast du das getan?", murmelte er wieder und wieder vor sich hin. Mit jedem Schritt kroch die Feuchtigkeit weiter in seine Schuhe, durch die Socken und nahm nach und nach Besitz von ihm. Fluchend hielt er an, blickte an sich herab, sah seinen Fuss tief in einer Pfütze stehen. Genervt rollte er mit den Augen, blickte umher und schüttelte die Nässe so gut es geht vom Fuss. Es war einfach nicht sein Tag, ganz eindeutig nicht. Eine billige Neonreklame fiel ihm ins Auge. In grellen Grün zeigte sie an, das die hier befindliche Bar geöffnet war. Eine Bar, auch wieder so ein Relikt, welches man verkrüppelt hatte. Synthetische Getränke ohne Leben. Heute war Dreller sogar das egal, besser als im Regen zu stehen, war es allemal. Geräuschlos schob sich die Tür auf und Dreller schloss den Regenschirm stellte ihn direkt am Eingang in die Ecke und liess seinen Blick durch die Bar wandern. Sie war nicht groß, ein langer Thresen, an dem niemand saß zog sich rechts in die Tiefe des Raumes. Links waren in dunklen Nischen kleine Tische, aber auch hier war noch kein Gast zu erkennen. Hinter dem Thresen ein Junger Kerl, das zersauste Haar und die Bartstoppeln gaben ihm ein Aussehen, was Dreller als verwirrt einstufen würde. Gelangweilt wischte er über die schwarze Oberfläche des Thresens. Unsinnig, weil man sich eh schon im Glanze spiegeln konnte.
"Hey!", sprach der junge Kerl und hob den Kopf. "Sie sind der erste heute, die erste Runde geht aufs Haus.", bot er Dreller an. Murmelnd nickte der Komissar, trat an den Thresen und schob sie auf einen der Barstühle. "Was habt ihr denn?", fragte er, währen er den Mantel ordentlich auf den Stuhl neben sich legte. "Hab einen wunderbaren Scotch Single Malt von den Inseln, schmeckt so wie ein echter." Wie ein echter? Wie das ohne Alkohol, dachte sich Dreller, nickte aber als Bestätigung, dass er einverstanden war. Während der junge Kerl die richtige Flasche und das passende Glas suchte, fragte Dreller weiter. "Wie heisst du denn?", und hatte nichts weiter im Sinn, als ein wenig Smalltalk. "Nenn mich Flash, klingt cooler oder?" "Flash?", Dreller zuckte mit den Schultern, einige Dinge würden sich nie ändern. "Warum Flash?", fragte er weiter. "Weil ich Christian dermaßen langweilig finde und ich dir blitzschnell deinen Drink hinstelle!", grinste Flash und stellte ein breites Glas mit einer goldenen Flüssigkeit vor Dreller hin. "Und wie soll ich dich nennen?", grinste er ihn an. "Frank passt schon.", murmelte er und hob das Glas. Die Flüssigkeit sah verdammt gut nach Whiskey aus, nicht wenige berühmte Männer alter Tage, hatten dem Wasser des Lebens Umschreibungen gegeben, wie "flüssiges Sonnenlicht". Dreller schloß die Augen und hielt das Glas langsam unter die Nase. Der Duft war besser als erwartet, der Torf war deutlich zu ermitteln, ein paar Kräuter auch und erst danach kam nach und nach das künstliche Aroma durch, wie Plastik.
Kurz schlug er die Augen auf, lächelte in einem Mix aus Ehrlichkeit und Wahnsinn, dann probierte er, die Wärme in seinem Mund breitete sich aus, gab nach und nach Aromen preis, einiger gut, andere weniger gut. Mit einem dumpfen Geräusch stellte er das Glas zurück, nickte. "Gibt schlechtere..." Flash schien zu ahnen, was Dreller fehlte. "Hier nur legales Zeug.", erklärte er unnötigerweise, denn Dreller wusste, wie streng die Bars kontrolliert wurden. "Schon klar.", raunte Dreller und trank einen weiteren Schluck. Wie weit war er gegangen? Die Bar lag noch recht nahe am Tatort, war das Opfer oder vielleicht der Täter auch hier gewesen? "Bist jeden Tag hier, Flash?" Der junge Barkeeper nickte. "Ist mein Laden, wenn er offen ist, bin ich hier." "War gestern geöffnet?" "Sicher, aber warum fragst du?" Dumm war er nicht, eindeutig und Dreller hatte nicht mehr die Übung in unauffälligem Ausfragen. Er seufzte und griff in die Innentasche seiner Jacke, zog ein schmales Tablet heraus. "Vielleicht kannst du mir helfen...", sprach Dreller weiter und entsperrte das Gerät. Aus dem Augenwinkel sah er den Blick Flashs skeptischer werden. ".. hast du gestern oder überhaupt diese Frau gesehen?" Er hielt ihm das Tablet hin, auf dem nun ein Gesicht der noch lebendigen Monika erschien. Flash nahm das Gerät auf, strich über sein bärtiges Kinn und legte das Tablet zurück. "Was ist mit ihr?" Misstrauen, na wunderbar dachte sich Dreller und holte seine ID-Card hervor. "Ein Bull...", stockte Flash, "Polizei?", fragte er korrekterweise. Seufzend nickte Dreller. "Bulle, Polizei, wie du willst..." Man konnte sehen, wie es im Barkeeper arbeitete, schließlich seufzte er und schüttelte den Kopf. "Möglich, das sie mal hier war, aber dann ist sie mir nicht aufgefallen." Es klang ehrlich und Dreller schob das Tablet wieder zurück. "Trotzdem Danke." Die Neugier in Flash war aber nun erwacht, die Augen blitzten auf, als er weiter fragte. "Was ist mit ihr?"
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Alpha und Omega
Science FictionDer Tod ist besiegt, Verbrechen, Gewalt gehören der Vergangenheit an. Bis zu diesem Abend, als Dreller angerufen wird. Eine Reihe von Morden beginnt, es gibt keine Spuren und die Frage nach dem Motiv ist noch unklarer. Eine Geschichte über die Natür...