Solina

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Ich schaute gedankenverloren nach oben, als ein lautes Krachen ertönte.

Was war das?... Die Decke?

Schützend hob ich meine Hände über den Kopf.

Wie konnte so ein Gebäude überhaupt einstürzen? Wurde das nicht

etliche Male geprüft? Aber es spielte keine Rolle mehr. Schwere

Betonschichten würden mich begraben und sobald ich tot war, konnte

mir alles egal sein.

Beinahe hätte ich laut losgelacht. Was für eine grausame Ironie. Etliche

Male schon spielte ich mit dem Gedanken, Selbstmord zu begehen.

Jedoch nicht aus Trauer - mein Leben war schön. Ich hatte auch nie große

Probleme mit Familie oder Freunden. Es gab einen anderen Grund -

einen absurden.

Wenn ich etwas unglaublich Schönes erlebt hatte und abends aus dem

Fenster sah, befiehl mich ein wundervolles Gefühl. Eine Idee, dass es so

enden könnte, dass ich den nächsten Tag nicht mehr erleben möchte.

"Schöner wird es sicher nicht. Dieser Abschluss, ist perfekt."

Der Gedanke ging mir schon oft durch den Kopf. Ich wollte mich

umbringen, denn ich wusste, dass alles Weitere nur lästiges Beiwerk

darstellte. Aber jedes Mal hatte ich mich geirrt. Und jedes Mal wurde mir

eben dieser Irrtum bewusst. Darum sprang ich nicht herunter. Ich lebte

weiter bis etwas noch Schöneres passierte. Etwas, das mich denken ließ:

"Dieser Abschied ist perfekt. Ich sollte jetzt sterben."

Und nun würde ich sterben, in einem Gebäude, das nach

Reinigungsmittel roch - bei einem Date mit jemandem, den ich nicht

einmal mochte. Dies war wohl der unspektakulärste Augenblick meines

Lebens. Wäre ich doch bloß aus dem Fenster gesprungen, als ich noch

die Gelegenheit dazu hatte.

Aber genug der Reue. Ich sollte mich mit dem Tod abfinden und das

Beste daraus machen. Ich könnte noch irgendetwas sagen, ein paar

beeindruckende letzte Worte. So, dass die Leute später denken würden:

"Wow, was für ein kluges Mädchen. Warum musste sie so jung sterben?

Aber so ist das Leben."

Obwohl, was kümmerten mich die Leute? Ich war tot.

Und nun? Wie lange sollte ich denn noch warten?

Ja, ich hatte schon einmal davon gehört: Kurz vor dem Tod verlief das

Leben wie in Zeitlupe. Aber ich hatte genug davon. Die Zeitlupe konnte

aufhören. Ich saß da und wartete, doch der Tod wollte nicht kommen.

Na super... das nahm nun wirklich auch die letzte Dramatik aus der

Sache.

Genervt richtete sich mein Blick zur Decke. Sie war intakt. Kein einziger

Riss. Aber woher dann das Krachen ? Ich schaute mich um. Wenige Meter

Ehrlichkeit - Thadeus StadelmannWhere stories live. Discover now