Kapitel 1 - die Unsichtbare

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Angel hatte sich früher immer oft vorgestellt, wie es wäre wirklich geliebt oder betrogen zu werden. Sie stellte sich manchmal sogar vor, was passieren würde, wenn sie tot wäre. Wer wohl um sie trauern würde und wie ihre Eltern damit umgehen würden. Oder wie es wäre, wenn sie von einem auf den anderen Tag ihre Eltern verlieren würde. Würde sie weinen? Würde sie sich selbst umbringen? Doch auf all die Fragen hatte sie nie eine Antwort.

Angel war immer ein sehr freundliches, zuvorkommendes und hilfsbereites Mädchen gewesen. Sie grüßte alle Leute, auch wenn sie sie nicht kannte, half älteren Leuten über die Straße und ging für sie einkaufen, arbeitete in den Ferien ab und zu in Altersheimen und schrieb immer gute Noten.

Man konnte fast schon sagen, dass Angel das Kind war, welches sich jede Eltern wünschten.

Doch das Alles half ihr in der Schule nicht, sie konnte noch so nett sein. In der Schule war sie immer die Unsichtbare. Früher wurde sie oft gemobbt, da sie keine große Oberweite und keinen großen Po hatte. Sie trug fast immer ein Bandana und ihre große runde Brille. Sie war keine hochnäsige Tussi, wie fast jede zweite hier an ihrer Schule und das mochten die Jungs und ihre Chicas nicht.

Angel überstand die Zeit gut, sie ließ sich nie anmerke, wie sehr sie die Kommentare verletzten. Wenn ein dummer Spruch von den Jungs oder ihren Chicas kam, lächelte sie sie an oder ignorierte sie, wodurch sie sie noch mehr ärgerte. Angel war klug. Das sagte schon damals ihre Oma zu ihrer Mutter, als sie Angel das erste Mal nach ihrer Geburt sah. „Margret, wenn ich dir eins verspreche dann das: Angel wird das bezauberndste und klügste Mädchen sein, was es je gegeben hat".

All ihre Gefühle und Gedanken schrieb Angel in ihr Tagebuch, ihr Tagebuch war ihr Ein und Alles. Man könnte es schon fast als ihren besten Freund bezeichnen. Sie nahm es überall hin mit, egal ob sie zur Chorprobe, zur Schule oder joggen ging, ob sie in den Urlaub fuhr oder an ihrem Lieblingsplatz am Teich unten im Garten saß.

Angel war es gewohnt, dass kein einziger Junge Interesse an ihr hatte, weshalb sie sich umso mehr freute, als Zayn ihr begegnete und sie erfuhr, wie sich wahre Liebe anfühlte.

Zu wahren Liebe zwischen Zayn und Angel gehörten Tränen, Schmerzen, Eifersucht, Wut, Verzweiflung, Verwirrung, Dunkelheit, Romantik, Liebe, Ratlosigkeit, Verständnis, Treue, Vergebung, Sex, Untreue, Betrug, Gewalt, Unklarheit, Überraschungen, Naivität, Dummheit, Macht, Verlangen und Gierde.

Angel POV:

Als ich nach der Schule endlich zuhause bin, gehe ich hoch in mein Zimmer, suche mir meine Sportklamotten raus und ziehe sie an.

Nach diesem Schultag muss ich jetzt erstmal auf andere Gedanken kommen und mich abreagieren und das kann ich am besten während ich joggen gehe.

Mike, der Anführer der Jungstruppe, hat heute meine ganzen Schulsachen auf den Boden geschmissen und ist mit den anderen auf meinen Blättern rumgetrampelt. Jetzt sind auf allen Schul- und Notenblättern Fußsohlen zu erkennen, ganz toll. Die Chorleiterin wird mich umbringen, wenn sie das sieht. Das kann ich jetzt alles nochmal neu abschreiben.

Ich liebe es Hefteinträge zu schreiben und zu gestalten, doch es beansprucht immer massenhaft viel Zeit, was mir tierisch auf die Nerven geht.

Nachdem ich mir meine neue pink, lila gestreifte Leggings und ein weißes Top angezogen hatte, schnappe ich mir meine Kopfhörer und mein Handy und verschwinde nach draußen.

Als ich einen meiner Kopfhörer in mein Ohr stöpsele und die ersten Zeilen von 'Please tell Rosie' erklingen, kann es auch schon los gehen und jogge Richtung Wald.

In den Wald rein, über die Lichtung und wieder nach Hause. Das ist meine tägliche Joggingrunde, die in etwa eine Dreiviertelstunde dauert.

Wenn ich joggen gehen, vergesse ich sofort alles um mich herum und kann abschalten. Es gibt nur mich, die Natur und die Musik. Das liebe ich so sehr an dieser Sportart. Das Joggen konnte mich von Anfang an begeistern.

Ich liebe es vor allem morgens joggen zu gehen und den Vögeln beim zwitschern zu zuhören. Leider ist das nur in den Ferien oder an Wochenenden wegen der Schule möglich.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich jemanden hören, der „Hey du, bleib mal stehen" ruft. Ich bin mir zuerst unsicher, ob er mich meint und schaue mich um. Doch hier ist niemand anderes außer ich, also bleibe ich stehen und drehe mich um. Ein Junge? Ruft mich? Mich? Ich kann es gar nicht fassen.

Erst als er direkt vor mir stehen bleibt, merke ich, wie schön dieser Junge eigentlich ist. Ich bin von seiner Schönheit durch und durch geblendet.

Er hat kurze schwarze nach oben gegelte Haare, braune Augen und ein markantes Gesicht. Er trägt eine schwarze zerrissene Hose, schwarze Stiefel, ein graues T-Shirt und eine schwarze Lederjacke.

Ich habe ihn noch nie zuvor hier gesehen, obwohl ich hier jeden Tag joggen gehe. So jemanden wie er wäre mir ganz bestimmt aufgefallen.

„Kann ich deine Nummer haben, Angel?"

Ich schlucke. Woher kennt er meinen Namen und warum will er meine Nummer haben? Kennt er mich etwa?

„W-woher kennst du meinen Namen?", frage ich ein wenig unsicher, da das alles schon ein wenig unheimlich ist. Ich komme mir nicht mehr ganz so sicher vor, wie am Anfang.

„Das ist nicht wichtig. Also was ist? Bekomme ich sie?"

„Verrätst du mir zuerst deinen Namen, wenn du schon meinen kennst..?"

Als ich merke, wie er seinen Kiefer anspannt und seine Hände zu Fäusten ballt, sage ich „E-es tut mir leid, ich muss jetzt aber wirklich gehen".

Als er sich ein wenig entspannt und nickt, atme ich tief durch und lächle ihn etwas gezwungen an. Er hat ein fettes grinsen auf dem Gesicht, als er meint „Angel, ich weiß, dass du lügst, aber diesmal mache ich nichts". Er hebt mein Kinn mit seinem Finger an, sodass ich ihm in die Augen schauen muss und haucht „beim nächsten Mal lasse ich es nicht mehr zu, dass du mich anlügst".

Dann lässt er mich los, dreht sich um und geht davon.

Ich tue es ihm gleich, doch jogge in die andere Richtung nach Hause auch wenn ich gerade erst mit dem Joggen angefangen habe.

Zuhause komme ich erschöpft und mit zitternden Beinen an und gehe duschen.

Was meinte er mit „beim nächsten Mal lasse ich es nicht mehr zu"? Will er mir etwa was antun? Und woher wusste er, dass ich gelogen hatte? Woher kennt er mich? Was will er von mir? Wer ist er? Wie heißt er? Warum weiß er meinen Namen? Warum hatte er nach meiner Nummer gefragt? Warum interessiert er sich für mich? Seit wann spricht mich so ein verdammt gut aussehender Junge einfach so an? Ich bin doch nur Angel Melody McCarthy. Ein hässliches, unbedeutendes, langweiliges Mädchen, welches kaum jemand mag und wahr nimmt. Er wird sich seine Zeit nur mit mir vergeuden.

Ich habe so viele Fragen, doch auf keine Einzige eine Antwort. Es ist wie immer.

Ohne länger darüber nachzudenken, lege ich mich in mein Bett, kuschele mich in meine Decke ein und schlafe mit den Gedanken bei dem schönen Jungen ein.

Bad Love { Zayn FF } [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt