Dein Leben geht weiter

1. Kapitel

Die üblichen Pieptöne meines Blutzuckermessgerätes drangen störend an mein Ohr.Ein kurzer Schmerz, als ich die Nadel ansetzte und zustach.Ein dicker, dunkelroter Blutstropfen bildete sich auf meinem rechten Zeigefinger.Ich hielt ihn an den kleinen Messstreifen, der aus meinem Gerät herausschaute.Ich wartete, bis es auf dem Display eine Zahl anzeigte!...17,4!!!Ich stöhnte auf.Ein normaler Blutzucker hält sich im Bereich 4,4 bis 7,8.Dagegen könnt ihr euch sicherlich vorstellen, was 17,4 bedeutet.Schlaftrunken und lustlos tappte ich in die Küche, um mir ein großes Glas Wasser zu holen.Als ich gerade einen großen Schluck nehmen wollte, klingelte mein Handy.Nach dem zweiten Klingeln nahm ich ab.

》Ja?《,fragte ich mürrisch,darüber verärgert,dass mich jemand anrief.

》Hey Alter!Wollt' fragen, ob du heut' zur Selbsthilfegruppe kommst?《

》Hi Leon!Ehm...ja ich denk schon.Hab' ja sonst eh nix zu tun《

》Ok, bis dann《

Ich kappte die Verbindung.Leon war mein bester Freund.Auch er hatte Diabetes und teilte mit mir das Leid, jede Woche zu dieser Selbsthilfegruppe zu gehen. Für  Leute die es nicht wissen: Diabetes ist eine Zuckerkrankheit. Die Bauchspeicheldrüse im Körper funktioniert nicht mehr und deshalb muss man sich Insulin spritzen. Viele denken, dass Diabetes kommt, wenn man viele Süßigkeiten gegessen hat oder sich ungesund ernährt. Das stimmt nicht! Diabetes kann vererbt sein oder kommt einfach so. Wie eine Verletzung, wenn man sich als kleines Kind das Bein aufgeschürft hatte. Nur eben in der Bauchspeicheldrüse. 

Dass Leon später nicht mehr zu der Selbsthilfegruppe hingehen könnte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

An der Bushaltestelle wartete ich ungefähr fünfzehn Minuten in eisiger Kälte (wir hatten den 30.November),bis dann endlich der quietschgelbe Bus langsam angetuckert kam.Ich bezahlte zwei Euro und lief den langen, schmalen Weg zwischen den Sitzplätzen bis ganz nach hinten.Ich setze mich auf den vorletzen Platz, zog mein Iphone hervor und schaute mir Videos an.