Wenn Träume wahr werden

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Ich erwachte aus meinem tiefen Schlummer und das Erste was ich mitbekam war mein pochender Schädel. Anscheinend hatte ich es doch etwas übertrieben. Das Zweite was mir auffiel war, dass ich diese Nacht einmal traumlos geschlafen hatte. Eine Tatsache die mich doch etwas verwunderte. Das Dritte was mir nicht entging, war der warme Körper der sich an meinen Rücken schmiegte und die Hand die sich um meine Brust geschlungen hatte.

Abrupt war ich hellwach und versuchte die jüngsten Ereignisse in meinem schmerzenden Kopf zu ordnen. War es Traum oder Wirklichkeit? Hatte mich Mike gestern wirklich geküsst oder hatte ich doch zu tief in die Flasche gesehen? Aber wenn das alles ein Traum gewesen sein sollte, warum wachte ich dann in seinen Armen auf?

"Du denkst zu viel."
Erschrocken richtete ich meinen Blick auf die Person hinter mir. Ein sanftes Lächeln lag auf Mikes Lippen. Lippen die mir nun immer näher kamen und sich zärtlich auf die Meinigen legten. Das Ganze ging mir zu schnell und ich brachte Abstand zwischen mir und meinen besten Freund. Dieser sah mich darauf etwas irritiert an.

"Kev?"

War das gestern Abend kein Traum? Hatte mich Mike da wirklich geküsst? Aber wenn dem so wäre, dann müsste mein bester Freund doch schwul sein, oder zumindest bi und das war er doch nicht oder? Warum hat er mir dann nie was gesagt? Dann hätten wir doch schon lange zusammen sein können und ich hätte mich auch nicht mit diesen Träumen rumplagen müssen. Andererseits, ohne meine Träume, hätte ich vermutlich nie dieses besondere Interesse bei Mike an den Tag gelegt. Was war denn nun richtig und falsch? Himmel, dieses ganze hin und her, tat meinem Kopf gar nicht gut. Diesen vergrub ich wimmernd in meinen Händen, aber trotz allem wollte ich nun Klarheit.

"Mike, warum... ich meine, wie... ich... scheiße du...", stotterte ich gerade sehr geistreich vor mich her. Ich seufzte und gab es auf einen vernünftigen Satz hinzubekommen. Zuerst musste ich diese Kopfschmerzen loswerden. Ich würde keinen Tropfen Alkohol mehr anrühren.

Mitleidig aber auch etwas belustigt, sah Mike mich von der Seite an, bis er aus dem Bett stieg und mit den Worten "Ich hol dir ein Aspirin.", aus meinem Zimmer verschwand. Oh ja, dagegen hätte ich nichts einzuwenden.

Nach wenigen Minuten, die mir mit meinem Kopf wie Stunden vorkamen, stand Mike auch schon wieder in meinem Zimmer. In der einen Hand ein Päckchen Aspirin, in der anderen ein Glas Wasser. Dankend nahm ich ihm Beides ab und ließ mir das Medikament 'schmecken'. Innerlich hoffte ich, dass die Wirkung nicht lange auf sich warten ließ.

Mike hatte sich inzwischen wieder neben mir im Bett breit gemacht und wartete anscheinend, dass ich irgendetwas sagte. Das konnte er gerne haben, jetzt wo mein Hirn wieder einigermaßen aufnahmefähig war.
"Warum hast du mich geküsst?"

Er zog eine Augenbraue nach oben und es schien als ob er fragen würde, ob das jetzt mein Ernst war.
"Du hast dich ja nicht großartig dagegen gewährt. Beim ersten Mal jedenfalls.", grinste er und ich konnte fühlen wie mein Gesicht zu glühen begann.
"Darum geht's doch jetzt gar nicht. Warum hast du das getan, obwohl du doch gar kein Interesse an mir hast?"
Genau da war der springende Punkt. Mike konnte mit Männern doch gar nichts anfangen, warum also dieser Kuss. War es Mitleid? Das konnte er sich sparen. Dann wäre es besser, wenn er mich einfach in Ruhe ließ. Sein nächster Satz ließ mich allerdings doch etwas überrascht aufsehen.

"Das hab ich nie behauptet."
Wie bitte?
"Du hast mir nur nie Anlass dazu gegeben, Interesse zu zeigen."
WIE BITTE?!!
Wenn ich eine Schlange wäre, dann hätte ich mir wohl jetzt mein Unterkiefer ausgehängt, nur um es noch weiter runterhängen zu lassen. Was wollte er denn damit sagen? Und als hätte er meine Gedanken gelesen, fuhr er auch schon fort.

"Ich bin bi, Kev. Schon lange. Aber auch äußerst wählerisch was Männer betrifft. Deshalb braucht es dich auch nicht zu verwundern, dass du es nicht gewusst oder bemerkt hast. Ich hab schon lange Interesse an dir, nur warst du leider hetero. Und an Heteromänner mach ich mich schon aus Prinzip nicht ran. Als ich dann von Chris erfuhr, dass du dich mit Matt treffen wolltest, bin ich eifersüchtig geworden, deshalb war ich an dem Morgen auch so schlecht gelaunt. Schließlich hast du sonst immer alles mit mir besprochen und plötzlich bist du zu einem Anderen gegangen, der auch noch 'offiziell' schwul war. Ich bin ausgerastet und hatte gedacht, ich hätte eine Chance verstreichen lassen. Ich wusste ja nicht, dass du dich mit ihm über mich und deine Gefühle unterhalten hast."

Show me Love- Wenn Träume wahr werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt