Bitte, lieber Bruder

1.2K 92 3
                                    

Völlig fertig und bis aufs Tiefste deprimiert, lehnte ich mit meinem Oberkörper fast über dem ganzen Schultisch. Meine Stirn hatte ich auf die Tischplatte gelegt und meine Hände ausgestreckt, die vorn an der Kante genauso frustriert runterhingen, wie ich mich fühlte. Mein schweres Seufzen machte die trübsinnige Stimmung nicht gerade besser. Verwunderlich, dass ich noch keine Selbstmordgedanken hegte.

Warum ich?

Keine Ahnung wie oft ich mir diese Frage in den letzten Minuten gedanklich stellte. Irgendwie kam ich überhaupt nicht mehr klar. Das mich mal ein Traum so dermaßen fertig machen würde... Gott, das war schon erbärmlich.

Aber es lag ja nicht nur an dem Traum. Was war mit vorhin? Hatte ich mir das wirklich alles nur eingebildet? Himmel, wie krank war das denn?

Plötzlich spürte ich, wie mir etwas auf den Hinterkopf geknallt wurde. Ich wollte meinen Blick nicht heben und murmelte nur ein deprimiertes "Aua." auf die Tischplatte. Ich wusste ich würde nicht davon kommen, also blickte ich auf und wurde wieder, wie sollte es anders sein, mit azurblauen Augen konfrontiert, über denen sich eine Augenbraue nach oben geschoben hatte.

Ich fasste an meinen Hinterkopf, an dem noch immer das Teil gehalten wurde, was mir Mike dort draufknallte. Kurz zuckte ich zurück, als ich seine warme Hand berührte, fasste mich aber schnell und griff nach dem Gegenstand. Mein Portmonee?
"Kate hat es mir mitgegeben, als du aus dem Haus gestürmt bist. Sei dankbar."

"Da... danke."
Natürlich wurde ich mal wieder rot und senkte meinen Blick. Kate war meine Mutter und es galt schon als Selbstverständlichkeit, dass er sie duzte. Meine Eltern hatten es ihm angeboten und Mike nahm es dankend an. Er war wirklich schon wie ein Sohn für die Beiden.

Ich legte meine Geldbörse zur Seite und ließ meine Stirn mit einem Seufzen wieder auf den Tisch knallen. Den Schmerzenslaut unterdrückte ich, das Ganze war einfach zu deprimierend.
Ich merkte wie Mike sich an den Tisch lehnte und seinen musternden Blick konnte ich förmlich auf mir spüren.

"Willst du mir nicht endlich sagen, was mit dir los ist?"
Sagen was mit mir los war? Aber klar doch.
Hey Mike, ich hab neulich Nacht von dir geträumt. Du hast mir einen geblasen und das war so geil, dass ich einen Samenerguss hatte.
Ging's noch sarkastischer?
Aber keine Sorge. Könnte sein, dass ich vielleicht unbewusst schwul bin und ich was von dir will, aber ansonsten geht's mir blendend.
Es ging...

Ich seufzte und noch immer wartete Mike geduldig auf eine Antwort.
"Mir geht's gut, keine Sorge. Hab nur schlecht geschlafen."
"Schlecht geschlafen?"
Ich brauchte nicht aufsehen um festzustellen, dass Mike überrascht war und meinen Worten nicht wirklich glauben schenken wollte. Zum Glück entging ich jedoch weiteren Fragen, als der Lehrer das Klassenzimmer betrat und uns beorderte, uns auf unsere Plätze zu setzen. Vorerst hatte ich Ruhe, doch wusste ich genau, dass das nur aufgeschoben war. Mike würde sicher noch Mal wissen wollen, was wirklich mit mir los war. Der Kerl kannte mich einfach zu gut.

Gerade von diesem, wurde ich jetzt des Rückens ansichtig, als er vor mir Platz nahm. Zum ersten Mal, nahm ich ihn so richtig wahr. Die schwarzen Haare, die im Nacken etwas ausrasiert waren. Die braune Haut, die hervorlugte, bevor sie vom T-Shirt verdeckt wurde. Mein Blick ging über die Muskeln, die sich unter dem Shirt abzeichneten und hielten am Hosenbund. Das T-Shirt war ein Stück hochgerutscht und gab mir wieder einen wundervollen Blick auf diese braungebrannte Haut. Wie von selbst, glitten meine Augen tiefer und blieben auf Mikes Hintern hängen. Meine Augenlider senkend, biss ich mir auf meine Unterlippe und konnte meinen Blick nicht mehr von ihm nehmen.

Wie es wohl wäre über diesen festen Hintern zu streichen, die warme Haut unter meinen Fingern zu spüren. Mikes Reaktion darauf zu sehen. Würde es ihm gefallen, ihn erregen?
Ich merkte gar nicht, wie ich begann auf einen meiner Stifte rumzukauen, meinen Blick immer noch auf Mikes Allerwertesten gerichtet. Kaum zu glauben, welche Gedanken mir durch den Kopf gingen.

Show me Love- Wenn Träume wahr werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt