Es waren ein paar Sonnenaufgänge vergangen, seit Sturmsee sich wirklich sicher war, dass sie Junge bekam. Nachtschatten hatte sie noch immer nichts davon gesagt, doch lange würde sie kein Geheimnis mehr daraus machen können. Sturmsee und Nachtschatten waren weit gekommen und bald würden sie ihr Ziel erreichen.
Sie sah von ihrer Maus auf, als sie eine unbekannte Stimme wahrnahm. "Nachtschatten? Bist du das?" Der silber-schwarze Kater sah ebenfalls von seiner Beute hoch. "Schattenruf?", fragte er überrascht. Es war eine schwarz-braune Kätzin mit hellen, grünen Augen, die vor ihnen stand. "Was machst du denn so weit weg vom HöhlenClan?", miaute Nachtschatten wieder, als Schattenruf nicht antwortete. "Ich habe es ohne meinen Bruder einfach nicht mehr ausgehalten", gestand die Kätzin. "Im Clan war es schrecklich ohne dich." Sturmsee sah zu Nachtschatten, der verlegen auf seine Pfoten starrte. "Du hast eine Schwester?", fragte sie. Er nickte. "Ich musste sie vor langer Zeit zurücklassen. Sie war damals noch eine Schülerin", erklärte er. "Wir waren die zwei einzigsten Jungen, die aus zwei verschiedenen Würfen überlebt haben. Ich hatte zwei Brüder, Drosseljunges und Habichtjunges. Sie starben, weil sie zu schwach waren." Schattenruf trat neben Nachtschatten. "Als unsere Eltern mich und zwei weitere Katzen auf die Welt brachten, starben diese einen Mond später an Grünem Husten. Es waren eine Kätzin und ein Kater. Ahornjunges und Regenjunges." Sturmsee war überwältigt von der Vergangenheit der Geschwister und warf ihnen einen mitfühlenden Blick zu. "Ich habe meine Schwester Schneeregen verloren", miaute Sturmsee dann. "Schattenruf, wenn du hier bist, möchtest du Sturmsee und mich auf unserer Reise begleiten?", fragte Nachtschatten seine Schwester. Diese nickte und ihre grünen Augen funkelten im hellen Licht der Sonne. Sturmsee schob der Kätzin den Rest ihrer Maus zu. "Du hast bestimmt Hunger."
"Danke", miaute Schattenruf und schlug ihre Zähne in das noch warme Fleisch. Als sie fertig war, schnippte sie mit dem Schwanz. "Sturmsee, kommst du bitte kurz mit?" Sie stand auf und folgte der schwarz-braunen Kriegerin. Ein paar Schwanzlängen von Nachtschatten entfernt begann sie wieder zu sprechen. "Weiß Nachtschatten dass du Junge erwartest?" Sturmsee verschluckte sich fast an ihrer eigenen Zunge, als sie antworten wollte. "Nein, aber woher weißt du das?"
"Ich habe selbst Junge bekommen. Ich sehe so etwas", schnurrte Schattenruf. "Wie heißen sie denn?"
"Lichtfell, Tigerfeder und Schwarzpelz. Tigerfeder ist der neue Heiler des HöhlenClans", antwortete sie. Sturmsee fand Schattenruf sehr nett und unterhielt sich noch ein bisschen mit ihr, bis Nachtschatten sie unterbrach. "Darf ich wissen worüber ihr redet?", fragte er und warf ihnen einen belustigten Blick zu, als sie sofort verstummten. "Eines meiner Jungen ist der neue Heiler des HöhlenClans", wiederholte Schattenruf ihre Worte. Traurig senkten beide ihre Köpfe. "Also ist unsere Mutter tot?", fragte er ungläubig. Seine Schwester nickte. "Mondherz war eine wundervolle Heilerin, Tigerfeder war es eine Ehre, von ihr ausgebildet worden zu sein." Schweigend saßen die drei Katzen, bis ein keckerndes Geräusch sie zusammenzucken ließ. "Eichhörnchen!", riefen Nachtschatten und Sturmsee wie aus einem Mund. "Ich fange es!", miaute er und schoss davon. Auf der Wiese befanden sich nicht viele Bäume, aber immerhin lebte hier genug Beute, um den Hunger eines Kriegers zu stillen. Die beiden Kätzinnen liefen schnurrend Nachtschatten hinterher und setzten sich etwas weiter entfernt von der Eiche unter eine andere mit viel Schatten. Ein paar Herzschläge später fiel Nachtschatten von dem Baum herunter und landete elegant auf allen vier Pfoten. Im Maul hatte er den schlaffen Körper des Eichhörnchens. Er kam auf sie zu und legte es Sturmsee vor die Pfoten. "Hier, du hast heute nur eine halbe Maus gegessen, für eine Kätzin, die Junge bekommt, ist das viel zu wenig", miaute er und Sturmsee schaute hilfesuchend zu Schattenruf. "Woher...", Nachtschatten unterbrach sie. "Ich habe sehr gute Ohren", miaute er und schnurrte glücklich. "Du wirst ein guter Vater sein", miaute Sturmsee. Sie riss ein großes Stück aus dem Eichhörnchen und kaute lange darauf herum. Dann schluckte sie es runter und verschlang den Rest des Tieres mit wenigen Bissen. Die drei Katzen blieben noch eine Weile unter der Eiche und erhoben sich, als die Sonne lange Schatten warf. "Bis Mondaufgang schaffen wir noch ein großes Stück", miaute Nachtschatten. Sturmsee streckte sich und lief los, flankiert von Schattenruf und Nachtschatten. Ihr schwarzer Pelz glänzte in der untergehenden Sonne und ihre roten Augen funkelten. Bald würden sie ihr Ziel erreichen. "Nachtschatten, ich vermute, dass Sturmsee nicht weiß, weshalb du clanlos bist?", fragte Schattenruf leise. Sturmsee hörte trotzdem, was Nachtschattens Schwester sagte, doch die Antwort von ihm konnte sie nicht hören. Sie lauschte nicht weiter und konzentrierte sich wieder auf ihren Weg. Pfotenschritt für Pfotenschritt näherte sie sich plötzlich einem entfernten See. Sie fing, ohne ein Wort, an zu rennen und es fühlte sich an, als würde sie über das Gras fliegen. Sie schoss um einige Bäume herum, der See kam jetzt immer näher und der Wind sang sein Lied, welches um ihre Ohren sauste. "Sturmsee, bleib stehen!", rief Nachtschatten, doch sie hörte seine Stimme nur erstickt und rannte weiter. Keuchend und rutschend blieb sie stehen, als nun auch Schattenruf nach ihr rief.
"Seht ihr es nicht?", keuchte Sturmsee. "Dort unten ist ein See!" Nachtschatten sah den Hügel hinunter. "Sie hat recht, Schattenruf, dort unten ist ein See."
"Und ein Wald", fügte seine Schwester hinzu. "Nachtschatten, dort unten ist ein guter Platz, um sich niederzulassen. Und für zukünftige Junge und Schüler ein sicherer Ort zum spielen und trainieren", miaute Sturmsee.Die drei Katzen waren sich einig. An diesem See würden sie nun leben. Für immer.
908 Wörter. Hoffe es gefällt euch.
F.
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WarriorCats - Sturmsee und Nachtschatten
FanfictionSturmsee ist eine ehemalige Kriegerin des SturmClans. Dort wurde sie aber ihr ganzes Leben lang ausgeschlossen. Ihr Bruder Flammenherz wollte sie sogar töten. Sie selbst konnte nie herausfinden, weshalb ihre eigenen Clan-Gefährten so feindselig ihr...