Mondmädchen

Zeit

Ich lief weiter. Mittlerweile war da kein Kies mehr, der unter mir knirschte. Ich war an eine Asphaltierte Straße gelangt. Die Hauptstraße. Die einzige asphaltierte Straße in diesem Dorf.

Es klickte einmal, wurde kurz warm. Ich holte tief Luft. Warmer, kratzender Rauch strömte in meine Lungen.

Einatmen,

Ausatmen,

Einatmen,

Ausatmen.

Was tue ich hier? Ich töte mich selbst. Es ist mir egal.

Jeder tötet sich selbst auf eine gewisse Art und Weise. Jeder, wirklich jeder tut es, ob bewusst oder unbewusst.

Einfach nur zu funktionieren, ohne darüber nachzudenken und sein Leben zu verschwenden, ist wohl die schlimmste Art. Zugleich aber auch die am weitesten verbreitete.

Einatmen,

Ausatmen.

Es wird wärmer.

Ein Schnippen.

Es wird kälter.

Ein Klicken.

Wärme.

Ein Kratzen.

Einatmen,

Ausatmen.

Ich kam an ein altes Backsteingebäude. Meine Schule. Das Tor ist noch abgeschlossen.

Ich setzte mich; lehnte mich mit dem Rücken an das Tor.

Es klickte noch drei mal.

Jedes mal folgte vier Minuten später ein Schnippen.

Eine Katze läuft über die Straße, springt über einen Zaun, verschwindet in einem Garten.

Ein klicken.

"Hey gibst du mir auch eine?"

Ein Mädchen war aufgetaucht.

Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen. Wer zieht hier bitte freiwillig hin?

Ich beschloss, ihr zu antworten. Ich hatte ohnehin nichts besseres zu tun.

"Rauchen kann tödlich sein. Ist dir das klar?"

Sie lachte. Ein raues, kehliges Lachen. Es war ihr ganz sicher klar.

"Was glaubst du, warum ich dich frage?"

Ich lachte. Ein mindestens genauso raues und kehliges Lachen wie ihres.

Ich hielt ihr die Schachtel hin und sie nahm sich eine Zigarette. Ich zündete sie an.