Bald kamen wir an ein Schild, welches uns die freudige Nachricht überbrachte, dass wir nun Edre verließen und Dnom betraten. Wir liefen weiter, bis wir an Gleise kamen.
"Setz dich und fühl dich wie zu hause."
Ich setzte mich auf die Gleise. Sie lief zu einem der Sträucher und holte eine große Plastiktüte heraus. Sie kam zu mir rüber, zog eine Flasche heraus. Hielt sie mir hin. Meine Lippen wurden kalt. Mein Mund füllte sich mit der süßlichen Flüssigkeit. Ich hielt ihr die Flasche entgegen. Sie kopierte mein Aktion.
"Ich finde, der mit Erdbeere schmeckt einfach besser, als der normale."
Ich nickte zustimmend.
~
Die zweite Flasche war inzwischen leer und auf dem Boden lagen bereits zwei leere, kleine Tütchen. Der Mond stand schon hoch am Himmel.
"Weißt du, du bist ein guter Mensch."
Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal zu irgendjemandem sagen würde. Sie drehte sich zu mir, denn bis eben hatte sie noch hoch zum Mond geschaut.
"Das kann ich jetzt als Beleidigung oder aber als Kompliment sehen. Bin ich ein guter Mensch, weil ich eine gute kleine Maschine bin und mich gut an das System anpasse? Oder bin ich ein guter Mensch, weil ich kein schlechter Mensch bin und zwar niemandem schade aber mich trotzdem schön brav in das System einfüge? Oder bin ich vielleicht in deinen Augen ein guter Mensch, weil ich in den Augen aller anderer ein schlechter Mensch bin; weil ich ein Systemfehler, vielleicht sogar ein Virus bin? Sag, warum bin ich ein guter Mensch?"
"Du bist ein guter Mensch, weil du du bist. Du bist nicht strikt gegen alles, was die Mehrheit für richtig hält. Du bist nur gegen das, was Leuten schadet und sie in etwas hineinzwingt, was sie nicht sind; und du bist gegen die Leute, die sich in etwas hineinzwingen lassen, ohne etwas dagegen zu tun oder es zu bemerken. Deswegen bist du ein guter Mensch, Mondmädchen."
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Mondmädchen
Short StoryIn welchem zwei Personen aufeinander treffen und ihr Leben sich grundlegend verändert. Alles wird perfekt.