Prolog

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Waterloo Bridge, London 21:34Uhr
Und da lag sie. Sie rührte sich nicht. Ihre Augen waren starr nach vorn gerichtet. Ich fühlte den Druck des Geschreis der Menschen die auf uns zu stürmten, doch ich hörte sie nicht, in meinen Ohren war ein betäubendes Fiepen. Die Leute um mich herum sahen aus wie Geister, denn sie waren total verschwommen.

Ich wollte zu ihr, doch ich hatte nicht die Kraft von der nassen Straße aufzustehen. Mein Kopf tat unendlich weh und meine Kleidung fühlte sich tonnenschwer an. Ich blickte an mir herunter und sah, dass mein Shirt und meine Hose voller Blut und Regenwasser getränkt waren.
Also blieb mir nichts anderes übrig als zu ihr hin zu kriechen. Jeder Meter kam mir vor als wären es tausende, tausende Meter bergauf auf steinigem Untergrund.

Eigentlich konnte ich nach der Hälfte der Strecke nicht mehr, doch ich musste zu ihr. Also nahm ich all meine letzte Kraft und schliff mich über den Teerboden.

Als ich bei ihr ankam, setzte ich mich im Schneidersitz vor sie und legte ihren Kopf auf meinen Schoß.
Unbemerkt kamen mir die Tränen. Ich schloss sanft ihre noch offenen Augen und gab ihr anschließend einen Kuss auf ihre Stirn. Im Hintergrund konnte ich rote und blaue Lichter sehen. Diese lenkten mich aber nicht weiter ab. Ich war dabei ihr Gesicht zu betrachten. Sie hatte lauter Schürfwunden und ihre Unterlippe war aufgeplatzt. Außerdem hatte sie zwei große Platzwunden am Kopf. Das Blut ließ ihre kastanienbraunen Haare völlig verkleben.
Ich vermisste jetzt schon ihr breites Lächeln, obwohl ich es vor etwa einer Viertelstunde noch gesehen habe.
Doch nun war sie tot. Meine Mom war tot. Mit den schönen Gedanken an sie, fielen mir die Augen zu. Ich spürte zuletzt nur noch die kalte Straße und ein paar Regentropfen auf meiner Haut.

Zwischen Schmerz und EinsamkeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt