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Mein Leben könnte nicht besser sein.
Alles läuft perfekt. Ich bin super glücklich mit Justin. Ganze 2 Monate sind wir jetzt nun zusammen. Ein absolutes Traumpaar. Das sagen alle.
Wir haben sogar im Park an der kleinen Brücke über dem Bach ein Schloss. Justin+Julie. Er hatte mich damals damit überrascht. Einfach so kam er damit zu mir und dann haben wir es aufgegangen und den Schlüssel feierlich in den Bach geworfen.

"JULIE!" Meine Mutter reist mich aus meinen Gedanken. "Ich komme ja schon.", gebe ich zurück und bahne mir einen Weg aus meinem Zimmer. Ich renne die Treppe nach unten und sprinte in die Küche. "Du sollst doch nicht immer so rum rennen. Wie ein kleines Kind.", lacht meine Mutter und schüttelt den Kopf. "Jaja...",gebe ich zurück. "Könntest du bitte den Salat auf den Tisch stellen? Dein Vater kommt jeden Moment nach Hause und ich habe ihm versprochen dass das Essen bis dahin fertig ist."
Ich nehme die Schüssel und stelle Sie auf den Tisch. Dann nehme ich noch Besteck, Teller und Tassen aus dem Schrank und bringe sie ebenfalls an den Tisch.

"Halli hallo!",höre die fröhliche Stimme meines Vaters. "Hey!", geben Mum und ich im Chor zurück. Dad kommt in die Küche und gibt uns jedem ein Küsschen links und rechts. Doch trotzdem bemerke ich die Falte auf seiner Stirn. Mum bemerkt sie auch und schaut ihn fragend an. Ich gehe zum Tisch und beobachte die beiden Unauffällig. Mein Vater schaut weg. Mum geht an ihn heran und flüstert so leise das ich es nicht verstehe ein Wort in Dads Ohr. Dann schaut sie ihn an. Mein Vater nickt. "I-Ist alles in Ordnung?", Frage ich. Mum und Dad zucken zusammen als hätten sie meine Anwesenheit total vergessen. "Ja. Ja klar Julie. Alles bestens.", gibt Mum zurück und Dad zwingt sich zu einem Lächeln.

Beim Essen sind meine Eltern ziemlich still. Erst als ich sie darauf anspreche erzählen sie von ihrem Tag, der ja angeblich sehr friedlich abgelaufen sei.
Nach einer Weile geht mir das tierisch auf die Nerven und ich gehe mit der Ausrede "Ich muss noch lernen und Hausaufgaben machen." auf mein Zimmer. Naja... Ich gehe die Treppe nach oben, mache die Tür auf, und dann wieder zu. Ich stehe direkt davor und lausche. Meine Eltern fangen wieder an zu reden.

"Was ist passiert?", höre ich meine Mutter fragen. Sie klingt besorgt.
"Eine Überdosis Tabletten. Johanna hatte am Wochenende eine Überdosis Tabletten genommen.", gibt mein Vater müde zurück.
"Und jetzt? Was war heute los?"
"Sie ist abgehauen. Aus dem Krankenhaus abgehauen. Als sie gehört hat das sie bleiben muss. Naja. Eher als sie gehört hat das es keinen anderem Ausweg außer der Geschlossenen Gibt."
Mein Vater legt eine Kurze Pause ein.
Johanna? Überdosis? Krankenhaus? Geschlossene? Was war hier los? Wer ist Johanna?
Mein Vater redet weiter.
"Vermutlich bringt sie sich diesmal wirklich um. Passanten haben gesagt sie sei Richtung Bahnhof gerannt hat die Polizei gesagt. Der ganze Bahnhof ist inzwischen über wacht. Aber von Johanna fehlt jede Spur. Es ist zum Verzweifeln." Dad seufzt traurig.
"Nun ja. Sie will nicht wie ihre Mutter enden.",sagt Mum. "Nach dem Unfall ist alles ein wenig schwer für sie. Der Vater Tod, die Mutter in der Psychiatrie. Das ist nicht leicht für eine 15-jährige. Wie gern hätte ich sie damals hier aufgenommen. Aber... Sie kennt uns kaum. Und inzwischen... Sie ist inzwischen zu... Wie soll ich sagen... Zu schwer geworden. Rein erzieherisch. Mit den Depressionen und allem. Dem Ritzen. Den Suizidgedanken..." Meine Mutter wirkt nachdenklich und traurig.
Es ist besser wenn wir Julie von diesem Teil unserer Familie fern halten. Das wird sie zu sehr belasten...", sagt mein Vater ernst. Mum stimmt ihm zu. "Aber wir können nicht verhindern, das sie doch von Johanna er fährt. Schließlich ist sie ihre Cousine." Die Worte meiner Mutter bohren sich wie ein Dolch in mein Herz. Ich habe also eine Cousine. Das was ich mir früher sehnlichst gewünscht habe. Ein Mädchen in meinem Alter. In meiner Familie. Das war es was ich immer wollte. Worum ich andere immer beneidet habe.
Und jetzt? Eine Cousine die Wahrscheinlich nicht mehr lange lebt. Oder bald in der Psychatrie landet. Und dazu noch eine Tante die in der geschlossenen ist. Und einen Onkel der bei einem Unfall ums Leben gekommen ist.

Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Das was früher war...

~Früher. Ein sonniger Tag im Juli~
Die beiden 3-jährigen Mädchen Julie und Johanna rennen durch den Wald. Neben ihnen der Hund Holly. Ihre Eltern sind ein ganzes Stück hinter ihnen. Johanna stürzt und auf ihrem Weißen Kleidchen sind braune Flecken zusehen. Julie tappelt zu ihr und hilft ihrer Cousine auf. Die Eltern kommen.
"Mum! Dad! Tante Leandra! Onkel Nicolas!", brüllt Julie und zeigt auf Johanna. Die Erwachsenen Kommen und streicheln über das blutige Knie. "Schnell zum Wasser", muntert Tante Leandra ihre kleine Tochter auf. "Julie komm mit!" Alle flitzen zum Wasser. Einem Kleinen Teich am Waldrand. Johanna hält ihr Bein hinein. Dabei Spritzt sie etwas Wasser zu Julie. Klar lässt sich ihre Cousine das nicht gefallen. Eine Wilde Wasserschlacht beginnt. Natürlich werden alle Erwachsenen mit einbezogen. Plötzlich legt Johanna den Zeigefinger an die Lippen. "Pscht!" Alle lauschen. Ein Rumpeln ist zuhören. Tante Leandra und Onkel Nicolas nehmen Johanna auf den Arm. Julies Eltern Elisabeth und Jörg nehmen Julie Auf den Arm. Sie laufen zum Rand des Waldes. Man kann eine Art Böschung erkennen. Große Metallbögen verlaufen Auf dem Boden wie Schlangen. Julie und Johanna sind mächtig erstaunt. "Das sind Schienen", erklärt Tante Leandra. "Und dort kommt der Zug", sagt Elisabeth und zeigt auf ein großes Ungetüm was immer näher kommt. Schnell rauscht es an ihnen Vorbei. Julie und Johanna halten sich mit ihren kleinen Händen die Ohren zu. Aber sie schauen beeindruckt wie der Zug langsam immer kleiner wird und schließlich ganz verschwindet.

Jetzt weiß ich wo sie sein könnte. Ich weiß es genau. Am Waldrand bei den Schienen. Dort wo wir unseren ersten Zug gesehen haben. Ich habe plötzlich Erinnerungen an den letzten Tag das ich meine Tante, meinen Onkel und meine Cousine gesehen habe. Ich muss dahin. So schnell wie möglich!

Wie Lange Noch?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt