Smaragdaugen

Gespräch

"Thala kannst du mir die gerade gestellte Frage beantworten?"

"Ähm..."

"Habe ich es mir doch gedacht. Mir reicht es jetzt endgültig mit dir! Verlasse sofort meinen Raum und geh' zum Direktor!"

Ich erwiderte nichts darauf, schmiss meine Sachen in die Tasche und ging ohne ihr noch ein Blick zu würdigen aus dem Raum. Die Tür knallte ich mit Schmackes zu, denn diese Aktion machte mich schon wieder so wütend! Die Alte kann mich einfach nicht leiden und hat mich so hart auf den Kieker, egal was ich machen, es ist immer falsch. Ich musste schon so oft zum Direktor, dass ich aufgehört habe, zuzählen, was irgendwie schon traurig ist.

Als ich am Büro ankam, klopfte ich und wartete darauf, dass er mich hineinbat.

"Guten Morgen Thala. Hätte dich zwar nicht so früh erwartet, aber es ist trotzdem faszinierend, dass du noch nicht mal 20 Minuten im Unterricht warst"

"Verrückt oder? Ich tippe sie hat ihre Tage oder ist in den Wechseljahren"

Der Direktor musste schmunzeln, was ich ebenfalls erwiderte.

"Spekulieren wir wieder? Aber ich tippe eher Wechseljahre"

"Stimmt so alt wie sie ist"

"Okay wir sollten aufhören. Was hast du denn wieder angestellt?"

Dabei zeigte er auf den Stuhl vor ihm und forderte mich auf, mich hinzusetzen, was ich auch tat.

"Naja also ich habe die Nacht kaum geschlafen und konnte mich nicht konzentrieren... Dann fragte sie mich etwas und ich wusste die Antwort darauf nicht und so bin ich hier gelandet.  Und wie war ihr Tag bisher?"

Die letzte Frage war eher rhetorisch, was er aber auch verstand.

"Eindeutiger Fall von Wechseljahre!"

Wieder lachten wir beide los und bekamen uns nicht ein.

"Okay okay jetzt reichts! Aber wieso konntest du nicht schlafen?"

"Ach meine Eltern konnten schon wieder nicht akzeptieren, dass ich nicht so bin, wie sie es sich wünschen und haben wieder einen riesen Aufstand gemacht! 'Ich soll das perfekte Vorzeigekind sein'... Bääh! So bin ich nicht und werde ich nicht sein!"

Der Direktor nickte mir wissend zu.

"Immer wieder versuchen sie es, aber sie schaffen es nicht... Dass sie das nicht verstehen, dass du kein 'Vorzeigekind' sein will!"

Genervt verdrehte ich meine Augen, denn meine Eltern verstanden gar nichts!

"Pff... Sie werden das nie verstehen! Es ist so ätzend in einer reichen Familie aufzuwachsen und dauernd im Mittelpunkt geschoben zu werden, obwohl man es nicht möchte, doch damals im Alter von 5 Jahren konnte ich das leider noch nicht selbst entscheiden. Aber ich werde nicht nach ihrer Nase tanzen, denn ich werde machen, was ich will und nicht, was meine Eltern wollen!"

"Ich bin auch sehr betrübt, dass deine Eltern so uneinsichtig sind und nur das Ansehen im Blicken haben, aber es gibt Ihnen wirklich nicht das Recht über dein Leben zu entscheiden!"

"Ich meine ich werde bald 18 und dann bin ich sowieso weg!"

"Das ist deine Sache, aber ich glaube es ist auch besser..."

"Ja auf jeden Fall!"

"Du kannst immer zu mir kommen, wenn du was hast"

"Das weiß ich doch"

Erleichtert mit einem Lächeln stand ich auf und ging zur Tür.

"Na dann viel Spaß noch"

Ich nicke leicht, jedoch blieb ich vor der Tür stehen.

"Thala?"

"J-ja?"

"Ist wirklich alles okay?"

Soll ich ihm das erzählen? Ich meine er hält mich doch dann bestimmt für ein Freak oder so. Nein das kann ich nicht machen.

"Thala?"

"Eh ja alles gut. Schönen Tag noch"

Mit diesen Worten verschwand ich aus dem Büro, um unangenehme Fragen seinerseits aus dem Weg zu gehen.

Warum ich so gut mit dem Direk's befreundet bin? Er meinte wir kennen uns schon seit meiner Geburt, aber bevor ich auf diese Schule vor 5 Jahren gewechselt bin, habe ich ihn noch nie gesehen, jedoch ist er sich sicher, dass ich es irgendwann herausfinden werden.

Zurück zum Thema. Seitdem ich auf diesem Gymnasium war, verstand ich mich prächtig mit ihm, als würden wir schon ewig befreundet. Echt komische, aber so richtig hinterfragt hatte ich es auch nicht.

Aber das wichtigste war, dass er wusste, dass Frau Schmieder mich nicht leiden konnte und mich wegen alles immer rausschmiss. Er fand sie auch nicht sehr sympathisch und wusste, wie sie tickte, weswegen er mich, auch bei ihrem Hass auf mich, unterstützte.

Zwar dauerte der Unterricht noch eine Stunde, aber ich hatte, um ehrlich zu sein, keine Lust auf Frau Schmieder und ihren Unterricht, denn es würde sowieso nicht mal 10 Minuten dauern bis ich wieder rausflog.

Deswegen verlies ich das Schulgebäude und ging in den anliegenden Park. Dort angekommen, suchte ich nach meinem Platz an dem ich immer abschalten konnte. Es war ein ruhiger Ort, da dieser hinter ein paar Büschen lag und nur wenige diesen Platz kannten. Ein kleiner Fluss mit Steinen zierte diesen Ort und die große Laubbäume ragten an der Seite in die Höhe.

Etwas vorsichtig, da die Steine durchs Wasser rutschig waren, balancierte ich darüber und setzte mich auf einer der trockenen Steine. Meine Tasche stellte ich auf einen anderen Stein und holte die Zigarettenpackung plus das Feuerzeug heraus. Die Zigarette nahm ich in den Mund und zündete sie mit dem Feuer an. Eins zwei Züge und meine Wut verblasste langsam.

Freunde hatte ich keine, denn ich war Einzelgänger, was mich aber nicht störte, denn ich kam ganz gut alleine zurecht. Meine Eltern hatten verzweifelt versucht, mir Freunde zu suchen, jedoch hatte ich jedes Mal abgelehnt. Ich hatte bisher nur zwei Personen, mit denen ich mich verstanden habe. Einmal der Direk's und einmal Sirius, ein guter Kumpel, der vor ein paar Monaten plötzlich abgehauen war. Es war echt schrecklich für mich, weil er mein einziger Freund war und mich so akzeptiert hatte, wie ich bin. Ich war immer noch traurig, andererseits auch wütend, dass er abgehauen war, ohne irgendwas zu sagen, nichtmal seine Eltern wussten, wo er war. Aber irgendwann würde ich ihn finden, das hatte ich mir vorgenommen.