Kapitel 12

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Sobald ich aus der Haustür heraus trete, spüre ich schon das leichte prasseln der Regentropfen auf meinem Regenschirm und die feuchte Luft, die mir entgegen schlägt.
Wir laufen zusammen zwei Straßen weiter.
Das kalte Wasser spritzt mir an die Hosenbeine und läuft mir in die Schuhe.
Schon bald haben wir das kleine Restaurant erreicht und ich bin froh, endlich wieder ins Warme zu kommen.
Mark hält mir die Tür auf, JB nimmt mir den Regenschirm ab und stellt ihn zusammen mit den anderen in eine Ecke, während Jackson uns zu einem Tisch, so weit wie möglich von der Tür entfernt, lotst.
Es ist ein eher kleines, aber sehr gemütliches Restaurant, in dem es verführerisch duftet.
Mein Magen gummelt leise, weshalb ich reflexartig meine Hände drauf lege.
Ich scheine aber zum Glück nicht die Einzige zu sein, denn Junior verzieht sein Gesicht, eine Hand auf seinem Bauch, und bestellt als erster.
Als ich an der Reihe bin, bestelle ich mir zusammen mit Youngjae eine Schüssel Rāmen.
Wir essen schweigend, nur das Klappern der Essstäbchen und die Geräusche aus der Küche sind zu hören.
Von anderen Gästen hier im Restaurant, keine Spur.

"Oh Gott, war das lecker!" Seufzt Bam Bam laut, als wir unsere Regenschirme aufspannen und wieder hinaus in die Kälte gehen.
Der Regen hat zugenommen und es weht ein starker Wind.
"Na dann wollen wir mal." Meint Jackson und geht als Erster.
Plötzlich bleibe ich unvermittelt stehen, sodass JB, der bis gerade noch hinter mir lief, gegen mich prallt.
"Alles okay?" Fragt er mich überrascht.
"Ich..." Ich überlege.
"Mir ist gerade eingefallen, das ich das Hotelzimmer nur bis heute Abend gebucht habe und meine ganzen Sachen liegen da aber noch drin."
Ich beiße mir etwas panisch auf die Lippe.
Wie konnte ich das bloß vergessen?!
"Oh... Willst du jetzt hingehen?"
Ich versuche mich zu erinnern, bis wann ich genau gebucht hatte. Ich glaube, 21:30 Uhr... Ein Blick auf meine Uhr. Es ist gerade 21:18 Uhr.
"Scheiße!" Murmel ich.
Ich habe gar keine andere Wahl.
"Ich muss da jetzt hin!" Erkläre ich JB und will gerade schon an ihm vorbei hasten, als er mich am Arm festhält und mich zurück zieht.
"Wieviel Zeit hast du noch?"
"12 Minuten." Seufze ich.
Er schaut mich eine Sekunde lang an, dann dreht er sich zu den anderen, die schon etwas weiter gegangen sind, und ruft laut: "Wir sind gleich wieder da. Müssen nur noch etwas erledigen."
Youngjae und ich schauen JB fassungslos an.
Hat er vor mitzukommen?
"Was habt ihr vor?" Fragt mein Bruder und auch die anderen wirken überrascht.
JB grinst breit.
"Keine Sorge. Deinem kleinen Schwesterchen passiert schon nichts." Er zwinkert mir zu.
"Ah...ok." Youngjae schaut mich fragend an, aber ehe ich ihm antworten kann, zieht mich JB auch schon mit sich.
Wir lassen die anderen verdutzt stehen und sprinten die Straße entlang zur Busstation.
Wir sind noch nicht ganz angekommen, da fährt auch schon ein Bus an die Haltestelle.
"Den kriegen wir doch nie!" Keuche ich und werde unwillkürlich langsamer.
"Ach quatsch! Den schaffen wir." JB sprintet auf den Bus zu und ich renne keuchend hinterher.
Gerade als sich schon die Türen schließen wollen, stellt JB seinen Fuß dazwischen und sie öffnen sich wieder.
Er hält mir eine Hand hin, als ich nach Luft ringend davor zum stehen komme, und zieht mich hinein ins Innere.
"Das war knapp." Meint er nur und schaut sich um.
Er entdeckt zwei freie Plätze und zieht mich mit sich.
Mit dem Kopf am Fenster, versuche ich wieder zu Atem zu kommen.
JB neben mir scheint noch nicht einmal erschöpft.
"Danke, dass du mitkommst."
"Keine Ursache." Er grinst. "Ich hatte eh nichts besseres vor."
Plötzlich zieht er sich seine durchnässte Kapuze über den Kopf.
Fragend schaue ich ihn an.
"Fans." Raunt er mir zu.
Ich versuche mich möglichst unauffällig im Bus umzuschauen.
Außer uns sitzen noch ein altes Ehepaar, ein Büroangestellter und zwei Mädchen, vielleicht so in meinem Alter, im Bus.
"Ich sehe niemanden." Flüstere ich zurück.
Er deutet mit seinem Kopf in die Richtung der beiden Mädchen.
"Schau mal auf die Handys."
Ich werfe einen Blick darauf und muss unwahrscheinlich breit grinsen.
"Da hast du wohl recht." Lache ich.
Beide Mädchen haben GOT7 Handyhüllen.
"Hör auf zu grinsen." Er boxt mich freundschaftlich in die Seite.
"Ich kann nicht anders!" Japse ich.
"Bis wohin müssen wir eigentlich fahren?" Versucht er mich abzulenken.
"Noch zwei Haltestellen. Ist gleich in der Nähe von der Konzerthalle."

"Mist!" Ich renne so schnell ich kann die Straße zum Hotel entlang, neben mir JB.
Wir haben es aufgegeben unsere Schirme zu benutzen, da wir eh schon klatschnass sind.
Ich werfe beim Laufen einen Blick auf meine Uhr.
Noch 2 Minuten.
Endlich kommt das Haus in Sicht und bald darauf laufe ich auch schon in den warmen Eingangsbereich zur Theke.
Erschrocken starrt mich der nette Mann an.
Keuchend bleibe ich vor ihm stehen, meine Hände in die Seite gestemmt und bin einfach nur froh, das hier kein Spiegel hängt, denn ich will echt nicht wissen, wie ich im Moment aussehe.
JB kommt hinter mir herein.
Obwohl ich das eigentlich für unmöglich hielt, sieht er trotz der nassen Haare immer noch... immer noch ziemlich hübsch aus.
Ich hätte mich am liebsten bei dem Gedanken geohrfeigt.
Denk an etwas anderes!, ermahne ich mich.
"Ich hatte hier ein Zimmer gebucht."
Der Mann nickt mir zu.
"Du warst das mit dem Geburtstag, oder?"
Ich starre ihn zuerst fragend an, bis mir meine eigene Lüge wieder einfällt.
"Ach ja." Lache ich gespielt und wäre aber am liebsten im Boden versunken.
"Ja, das Zimmer ist bis genau jetzt gebucht gewesen."
Mir bricht kalter Schweiß aus.
"Kann ich... kann ich trotzdem noch einmal hoch? Ich habe da noch meine Sachen oben drin." Bettel ich.
Der Mann schaut sich kurz um.
"Aber nur kurz. Ich bekomme sonst Ärger!"
Ich verbeuge mich dankbar und eile zusammen mit JB die Treppe in den zweiten Stock hoch und schließe mein Zimmer auf.
Die Röte steigt mir schlagartig ins Gesicht.
Überall liegen meine Anziehsachen herum.
Geschockt, dass ich das Zimmer wirklich so verlassen habe, stehe ich wie erstarrt in der Tür.
"Sehr ordentlich und gemütlich." Meint JB ironisch und setzt sich aufs Bett.
Grinsend schaut er mir dabei zu, wie ich hektisch versuche meine Sachen wieder in der Rucksack zu stopfen.
Ich bin zum Glück schon nach kurzer Zeit fertig und wende mich JB zu.
Als mein Blick auf das Bett fällt, bleibt mir jedoch fast das Herz stehen.
Meine Wangen prickeln wieder und mein Blut rauscht mir in den Ohren.
"K...kannst du bitte mal nach rechts schauen?" Frage ich mit angehaltenem Atem.
Irritiert schaut mich JB an, dreht dann aber den Kopf zur Seite.
Schnell schnappe ich mir den BH, der genau neben JB lag und halte ihn hinter meinem Rücken, als er mit hochgezogenen Augenbrauen den Kopf wieder zu mir dreht.
"Was war das denn gerade?"
Ich lächel bloß entschuldigend.
"Du siehst aus wie eine Tomate." Mit diesen Worten steht er auf und geht zur Tür.
"Fertig?"
Ich stelle mich so vor den Rucksack, das er nicht sehen kann, wie ich meinen BH panisch hinein stopfe.
Schnell setze ich ihn auf und folge JB nach draußen, runter in den Empfangsbereich, wo er schon meinen Zimmerschlüssel abgegeben hat und jetzt draußen vor der Tür auf mich wartet.
Ich bedanke mich noch einmal bei dem Mann an der Theke, der mich jedoch seltsam anstarrt und gehe nach draußen.
Es hat aufgehört zu regnen.
Ich atme dankbar die frische Luft ein.
Plötzlich legt JB einen Arm um mich und raunt mir ins Ohr:
"Das ist echt der Hingucker. An deiner Stelle würde ich deshalb den BH tiefer in den Rucksack hineinstecken. Die Hälfte hängt noch raus."

Fly With U [GOT7]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt