Kapitel 22

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"So etwas kannst du mir doch nicht antun!" Jammert Youngjae nun schon zum dritten Mal.
"Es tut mir leid." Sage ich entschuldigend, wünsche mir aber im Moment nichts sehnlicher, als wieder alleine mit JB im Park zu sitzen. Selbst jetzt hat sich mein Herzschlag noch nicht beruhigt und die Schmetterlinge schwirren genauso unruhig in meinem Bauch umher.
JB hat sich nach unserer späten Ankunft sofort ins Zimmer zurückgezogen. Yugyeom, Bam Bam und Jackson sind auch schon im Bett, denn morgen haben sie alle ein wichtiges Meeting. Nur Youngjae, Mark und Junior haben auf uns gewartet.
Ich gähne.
"Ich würde dann schon mal mich fertig machen." Sage ich und schlurfe langsam in Richtung Zimmer.
Nach der ganzen Aufregung, merke ich erstmals, wie müde und geschafft ich eigentlich bin.

Als ich die Zimmertür hinter mir schließe und mich umdrehe, bleibt mir fast das Herz stehen.
Es ist halbdunkel im Zimmer und durch die Jalousienen dringt warmes Licht der Straßenlaterne hinein und beleuchtet die Person, die mitten im Zimmer steht. Er hat sein Tshirt gerade ausgezogen und steht nun oberkörperfrei vor mir.
Meine Augen weiten sich und ich starre ihn an, bevor ich mir reflexartig meine Hände vor die Augen halte und mich ruckartig wieder zur Tür umdrehe.
Das Bild von ihm hat sich nun in mein Hirn eingebrannt.
"I... ich hab nichts gesehen!" Stammel ich verlegen.
Mein Gesicht brennt und mein Herz rast.
Ich schüttel unwillkürlich den Kopf, als ich ihn plötzlich wieder halb nackt vor meinem inneren Auge sehe.
Hinter mir höre ich ein leises Glucksen und das Rascheln von Kleidung.
Ich traue mich immer noch nicht, die Hände von meinem Gesicht wegzunehmen oder gar mich umzudrehen.
Ich bin wie erstarrt und auch meine Gehirn ist wie festgefroren.
Es ist still im Zimmer, doch ich kann dumpf hören und spüren, dass er näher kommt.
Kurz vor mir bleibt er stehen und umarmt mich vorsichtig von hinten.
Ich kann mich im ersten Moment nicht rühren, da ich viel zu überrascht bin, doch schon im nächsten Moment hat mein Gehirn abgeschalten und ich ziehe seine Arme enger um mich.
Er hat sein Tshirt wieder angezogen, aber ich kann trotzdem sein klopfendes Herz spüren.
Sein Parfüm duftet immer noch so sanft und sein warmer Atem streift meinen Nacken.
Ich hätte ihn nie wieder losgelassen, wenn nicht die Türklinke in diesem Moment nach unten gedrückt worden wäre und Youngjae das Zimmer betreten hätte.
Wir können uns gerade noch rechtzeitig ein wenig von einander lösen, doch trotzdem steht JB noch sehr nah hinter mir.
Youngjae knippst das Licht an und mustert uns misstrauisch.
JB tritt einen Schritt von mir zurück und hebt entschuldigend die Schultern.
"Sie ist gerade fast gestolpert wegen ihrem Fuß. Habe sie bloß festgehalten, damit sie nicht auf die Bettkante kracht."
Mein Bruder nickt schweigend, doch ich kann ihm ansehen, dass er uns kein bisschen glaubt.
Er weiß es! Schießt es mir durch den Kopf.
Ich schaue verlegen auf den Boden, denn mein Gesicht hat wahrscheinlich immer noch eine ungesunde Färbung.
Er weiß es definitiv!
Ich scharren unruhig mit meinen Füßen.
JB hinter mir sagt auch nichts mehr.
Youngjae geht an uns vorbei zu seinem Bett und dreht uns den Rücken zu.
Ich bekomme mit einem Mal ein schlechtes Gewissen.
Er hat sich so gefreut mich wieder zu sehen und was tu ich? Ich lasse ihn völlig außenvor und verschwinde manchmal einfach mit seinem Kumpel.
Ich schließe die Augen.
Nicht mal ein einziges Mal habe ich darüber nachgedacht, was mein Bruder davon halten könnte. Nicht nur er, sondern ja auch der Manager. JB und ich wissen beide, was uns verbindet. Daraus müssen wir keinen Hehl mehr machen. Selbst Mao hat mich davor gewarnt.
Aber was soll ich machen?!
Was auch immer Youngjae am Bett macht, er ist damit fertig und setzt sich auf seine Seite davon.
"Macht ihr bitte das Licht aus?" Fragt er mit monotoner Stimme und legt sich, mit dem Rücken zu uns, hin.
JB nickt nur stumm und macht es.
Ich brauche einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen.
JB streichelt mir noch kurz und vorsichtig über den Arm, ehe er sich in sein Bett legt.
Ich gehe zu Youngjae und lege mich ohne ein weiteres Wort neben ihn.
Zuerst liege ich einfach nur auf dem Rücken und starre an die Decke. Ich lasse mir noch einmal den gesamten heutigen Abend durch den Kopf gehen. So glücklich war ich noch nie und selbst jetzt habe ich bei dem Gedanken an JB das Gefühl, als würde ich auf Wolke 7 schweben.
Ich drehe den Kopf zur Seite und beobachte JB.
Er liegt mit dem Gesicht zu mir und hat die Augen geschlossen. Er atmet regelmäßig und lächlt halb im Schlaf.
Ich beobachte ihn fasziniert.
Hinter mir spüre ich Youngjae.
Er atmet unregelmäßig und scheint noch wach zu sein.
Ich drehe mich zu ihm um und lege ihm nach kurzen Zögern einen Arm um ihn.
Ich vergrabe mein Gesicht an seinem Nacken und schließe die Augen.
Youngjae ist total angespannt.
Er seufzt nach kurzer Zeit tief, nimmt meinen Arm ein Stück zur Seite und legt seinen um meine Schultern. Er dreht sich zu mir, vermeidet aber Blickkontakt.
So war es früher auch immer.
Wenn er wütend auf mich war, konnte er mir nie lange böse sein. Meistens habe ich geweint und er hat mich dann tröstend in den Arm genommen, genau wie jetzt, und unseren vorherigen Streit vergessen.
Ich muss bei der Erinnerung lächeln.
Er scheint dasselbe gedacht zu haben, denn er wehrt sich nicht, als ich mich etwas enger an ihn kuschel.
Tut mir leid.
Mein schlechtes Gewissen plagt mich noch die ganze Zeit, bis ich wie durch ein Wunder schließlich doch einschlafe.

Was soll ich jetzt tun?

Fly With U [GOT7]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt