Kapitel 27

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Plötzliches Gelächter.

Durch die vorherige Stille klingt es laut und unpassend.
Ich scheine nicht die Einzige zu sein, die sich erschrocken hat, denn auch alle anderen, Member sowie auch Fans, suchen mit den Augen alles ab, um die Quelle des Geräusches zu finden.
Hilfesuchend schaue ich rüber zu meinem Bruder, doch auch er sieht sichtlich verwirrt aus und zuckt nur mit den Schultern, als sich unsere Blicke begegnen.
Als ich mich jedoch zur anderen Seite hin vorbeuge, bin ich fast schon nicht überrascht, als ich Jackson identifizieren kann, der sich vor Lachen den Bauch hält.
Unpassender gehts wohl nicht.
Obwohl ich immer noch das Gefühl habe, an einem Herzstillstand zu leiden, lenkt mich diese Tatsache völlig ab.
Ich verstehe wirklich nicht, was daran so lustig sein soll?!
JB hat gerade mein Todesurteil gesprochen!!!
Sobald dieser Gedanke wieder durch die Synapsen meines Gehirnes zuckt, fällt mir das Atmen erneut schwer.
Scheiße!
Was mache ich hier eigentlich noch?!
Vielleicht schaffe ich es noch, über die Seitenbühne abzuhauen... Wenn ich richtig viel Glück habe, könnte ich es sogar zum Ausgang schaffen, bevor eine wutschnaubende Welle an Fans mich überollt und mich in Stücke reißt.
Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, doch als Jackson das Mikrofon hebt und mich ansieht, wird mir ganz anders.
Die Stille ist erdrückend.
"Wer..."
Ich halte den Atem an, als Jacksons Stimme laut aus den Lautsprechern dröhnt und die Unruhe im Saal für einen Moment in den Hintergrund drängt.
"...von uns, hat jemals etwas anderes behauptet?!"
Er grinst mich und JB verschmitzt an.
Ich hätte mir in diesem Moment am liebsten die flache Hand gegen die Stirn gedonnert.
Dem ist echt nicht mehr zu helfen!
Beinahe hätte ich sogar losgelacht.
Er ist so naiv.
Er hat nur die harmlose Seite der Aussage verstanden.
Nicht, was JB gemeint hat.
Fast schon süß... So irgendwie...
Im Saal, kann ich vereinzelte Gesichter erkennen, die etwas von dem grellen Licht der Bühne mit angestrahlt werden.
Verwirrung und auch Verunsicherung kann man in ihnen lesen, aber in anderen spiegelt sich nur reine Belustigung.
Genauso, wie ich mich gerade fühle.
Youngjae neben mir rutscht unruhig auf seinem harten Plastikstuhl hin und her.
"Ich meine," Jackson ergreift erneut das Wort "es war wirklich süß, wie die beiden sich in die Arme gefallen sind," er zeigt in Youngjae's und meine Richtung "aber das schlimmste ist eigentlich, dass sie immer so unschuldig aussieht!" er seufzt "Das ist manchmal echt anstrengend und sie ist einfach mal immer genervt, wenn man diese Tatsache wiederholt. Aber ich meine... Schaut sie euch doch an! Sie sieht einfach mal schon sooo knuffig aus. Da hat man doch immer gleich das Bedürfnis, ihr in die Wange zu kneifen." Er lacht und zwinkert mir fröhlich zu.
Los, Nari!
Spiel einfach mit!
Das ist die einzige Chance, sich aus der ganzen Sache irgendwie heraus zu reden!
Ich ziehe einen Schmollmund und versuche so realistisch wie möglich, Jackson böse anzufunkeln.
Vereinzeltes Gelächter und allgemeines Gemurmel der Fans.
Ich hoffe mal, dass das etwas gutes ist.
"Das ist echt eine traurige Tatsache, aber ich muss Jackson da Recht geben." Resignierend schüttelt Mark den Kopf, worauf einige der Fans anfangen zu kreischen.
Ich starre auf meinen Schoß, unfähig, weiter in die unbekannten Gesichter vor mir zu starren.
Meine Hände, welche ich zusammen gefaltet hinein gebettet habe, sind schweiß nass und kalt.
"Tragisch, dass ich der gleichen Meinung bin." Lacht ein gut gelaunter Yugyeom und ich kann hören, wie sich nun er und Jackson ohne Mikrofon kindisch anfangen zu streiten.
Ein flüchtiges Lächeln gleitet über meine Lippen, ehe sich Youngjae's Hand beruhigend auf meine Schulter legt.
Ich schaue zu ihm hoch.
Sein Blick sagt nur eines.
Es ist fürs erste überstanden.

"Was sollte das denn eben?!" Junior's Gesicht ist zu einer wütenden Grimasse verzogen.
"Wenn wir Glück haben, dann wird es nicht allzu groß und breit in den Medien zu sehen sein. Was musst du auch unbedingt so einen Spruch raushauen?! Du kennst doch die Fans! Die meisten verstehen einfach alles falsch!" er holt tief Luft "Sorry, aber das musste gerade sein. Den Rest kannst du dir dann eh noch vom Manager anhören."
Er dreht sich wieder wütend zum Fenster.
Bis eben war es noch ganz ruhig in der riesigen Limousine gewesen, in der wir alle hineinpassen, bis Junior keine Geduld mehr hatte und JB angebrüllt hat, der direkt neben ihm sitzt.
Schweigend starre ich ebenfalls nach draußen, auch wenn mein Blick nicht allzu selten von JB's eingefangen wird.
Er scheint keinesfalls beunruhigt oder resignierend zu sein, denn er schaut mich einfach nur an und lächelt.
Obwohl ich es ihm schon übel nehme, dass er mich so in Panik versetzt hat, muss ich dieses Lächeln einfach erwiedern.
Erstaunlicherweise haben Jackson, Bam Bam und Yugyeom so viel geredet, dass die Fans bald schon wieder völlig abgelenkt waren.
Wir saßen dort gut und gerne 3 Stunden und wärend der ganzen Zeit hatte Junior schon so auf mich gewirkt, als wolle er JB jederzeit an die Gurgel springen.
Der wiederum war völlig gelassen gewesen.
Das einzige, was mich jedoch ziemlich verunsichert, ist meine Bruder.
Sein Blick gleitet geistesabwesend durch den Innenraum des Autos und er ist ruhig.
Zu ruhig.
Ich kenne ihn, um zu wissen, dass das die Ruhe vor dem Sturm ist.
JB wird bei ihm nicht mit heiler Haut davon kommen, außer er würde jetzt flüchten, bevor wir im Hotel angekommen sind.
Was er natürlich nicht tut.
Dafür habe ich wiederum ein schrecklich schlechtes Gewissen.
Youngjae weiß es. 100%ig! Sobald wir in dem Hotel angekommen sind, wird er ihm den Krieg erklären und was weiß ich nicht noch tun.
Wird er es den anderen sagen?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die Anspielung zwar gehört haben, aber falsch deuten.
Und JB wird sie definitiv nicht aufklären, egal wie oft sie ihn löchern sollten.
Ich seufze und lehne mich an Youngjae's Schulter.
Er scheint es nicht zu bemerken, denn er reagiert nicht.
Ich weiß, dass es absurd klingt, aber irgendwie habe ich Angst.
Angst, dass JB mich nie wieder so in den Arm nehmen wird wie in der Nacht, als wir uns das erste Mal geküsst haben oder im Zimmer der beiden.
Aber ich habe auch die Angst vor Youngjae.
Er hat sich doch so gefreut, mich endlich wieder zu sehen und umsorgt mich, wie er es die letzten Jahre nicht hatte machen können.
Enttäusche ich ihn vielleicht sogar?
Das Auto hält ruckartig an und ich werde nach vorne und aus meinen Gedanken geschleudert.
"Wir sind da." Kommt es vorne vom Choffeur.
Die Türen an beiden Seiten werden geöffnet und ich steige zusammen mit den anderen aus.
Die Luft ist kühl und ich schlinge automatisch meine Arme um mich.
Als ich mich umschaue, sehe ich Youngjae hinter mir stehen.
Er bemerkt es gar nicht, dass ich ihn anschaue.
Ich bin mir langsam sicher, dass ich das Hotel nicht betreten möchte.
JB scheint von all dem, was ihn erwartet nichts zu ahnen.

Auf wessen Seite... bin ich eigentlich?

Fly With U [GOT7]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt