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"Nein..Niall..bitte nicht...", schrie ich schon fast und merkte wie noch mehr Tränen als eh schon den Weg aus meinem Auge fanden.

Ich blinzelte und wischte mir mit einer Hand ein paar Tränen weg, mit der anderen hielt ich seine Hand, die nur ein paar Minuten vorher noch meine Wange gestreift hatten.

Er war blass, blasser als er es vorhin war und sein Brustkorb bewegte sich nicht mehr.

Der Monitor, der seine Herzfrequenzen messen sollte, zeigte eine nun gerade Linie an und piepte monoton.

Er, meine erste, einzige und grosse Liebe ist tot..dabei ist er doch eigentlich noch zu jung um zu sterben? oder nicht??

Wie soll ich das nur ohne ihn schaffen?

Ich bin nun Witwe, im 4. Monat mit Zwillingen schwanger.

Und arbeiten gehen muss ich auch noch!

Wie soll ich das bloß schaffen?!

Ich bin doch nichts ohne ihn!

Mein Leben war bevor er kam grau, ich hab nie gelacht.

Damals hatte ich niemanden, der sich auch nur annäherungsweise um mich gekümmert hat.

Meine Eltern? Die waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Sie waren oft weg und liessen mich alleine.

Früher jedoch war das nicht so.

Als ich noch klein war, sprich ungefähr fünf Jahre waren sie immer für mich da. Ich hatte ein Leben wie jedes andere Kind auch.

Da hatte ich noch das Gefühl meinen Eltern wichtig zu sein. Ich dachte, sie würden mich lieben und immer für mich da sein.

Aber schon mit neun Jahren erfuhr ich das Gegenteil.

Mein Vater ging arbeiten und meine Mutter blieb wie immer Zuhause und machte den Haushalt.

Ich war zu dem Zeitpunkt in der 3. Klasse und kam, weil ein Lehrer krank war, früher als sonst nach Hause.

*Flashback*

Ich stellte meinen Scout-Schulranzen auf die letzte Treppenstufe vor unserer Haustür, öffnete ihn und kramte meinen Türschlüssel aus den vielen Zeugs hervor und steckte ihn ins Schloss.

Falls ihr euch jetzt fragt, warum ich mit 9 Jahren einen Haustürschlüssel hatte, die Antwort ist eigentlich ziemlich einfach.

Meine Mutter ist öfters mal um die Mittagszeit einkaufen oder kurz Freundinnen besuchen, normalerweise war sie dann wieder zurück, wenn ich von der Schule kam, aber es ist schon vorgekommen, dass ich kam, sie war noch nicht da, es regnete in Strömen und ich hatte damals noch keinen Schlüssel. Also stand ich frierend und klitschnass für eine Weile im Regen und hab zur Belohnung einen Schlüssel und eine Erkältung bekommen.

Also ich steckte meinen Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und öffnete die Tür.

Ich nahm meinen Ranzen oben am Riemen, zog ihn ins Haus und schloss die Tür hinter mir.

Ich entledigte mich meiner Jacke und der Schuhe, und rannte die Treppen hoch in mein Zimmer. 

Direkt neben meinem Zimmer befand sich das Schlafzimmer meiner Eltern. Ich wollte gerade meine Zimmertür öffnen, als ich Geräusche aus dem Schlafzimmer hörte, die ich nirgendwo zuordnen konnte. Meine Neugier kam über mich, ich ging einen Schritt zurück und lauschte an der Tür, die nur angelehnt war,-wie ich feststellte. Ich erschrak als ich hörte wie ein Gegenstand auf das Paket fiel. Es hörte sich an als ob es etwas aus Glas sei. Kurz darauf hörte ich wimmern und lautes Gebrüll. Ich schluckte und zog die Tür etwas weiter auf und sah in das Zimmer.

Guardian AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt