Guardian Angel

3.

Ich wurde von einem sanften Schütteln geweckt.

"Nein, Niall. Ich will noch nicht aufstehen.", murmelte ich.

Doch ich hörte eine andere Stimme, die daraufhin meinen Namen sagte. Es war nicht Nialls, sondern die von Louis, einer von Nialls ehemaligen Bandkollegen. Louis seufzte und ich spürte, dass er nicht wusste was er sagen sollte. Ich kniff meine Augen zusammen und entspannte diese kurz darauf wieder. Die Sonne kitzelte in meiner Nase und ich beschloss die Augen aufzumachen, denn wenn ich einmal wach bin, konnte ich schlecht wieder einschlafen. Außerdem war Louis hier und es wäre unhöflich, wenn ich einfach weiterschlafen würde. 

"Guten Morgen, Louis.", lächelte ich und richtete mich mit meinem Oberkörper auf. Ich sah auf die andere Hälfte des riesigen Betts. Enttäuscht musste ich feststellen, dass sie leer war. Ich runzelte meine Stirn und drehte mich wieder zu Louis.

"Weisst du wo Niall ist?", fragte ich ihn und sah ihn erwartungsvoll an. Bestimmt wusste er wo Niall war.

"Alina...Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll...aber gestern war doch dieser Überfall in der Bank, wo Niall gearbeitet hat und er...nunja ist...", stammelte er und ich sah wie sich Tränen in seinen Augen bildeten. Verwirrt sah ich ihn an und fragte ihn, was mit Niall sei. Ich ahnte etwas schlimmes.

"Alina, Niall ist tot. Der kranke Kerl hat sein Herz nur mit ein paar Zentimeter verfehlt. Er hats nicht geschafft.", murmelte er und schaute auf seine Hände, die sein Knie festhielten. 

Mit einem Schlag kam meine Erinnerung wieder. Tränen  flossen meiner Wange runter, doch ich machte keine Anstalten sie wegzuwischen. Ich schniefte und weinte. Meine Sicht war verschwommen, ich erkannte nur noch einzelne Farben. Ich spürte wie Louis mich in seine Arme zog und ich weinte weiter. Er strich mir über den Rücken. Ich erwartete, dass er irgendetwas sagen würde, um mich zu beruhigen, doch er tat es nicht. Er liess mich weinen. Ich spürte wie mein Shirt auch nass wurde, er weinte auch. 

"Wieso, Louis. Wieso muss sowas immer uns passieren? Warum Niall? Er war doch noch so jung....wir hatten doch noch so viele Pläne im Leben, wir wollten viele Kinder bekommen. Wir wollten zusammen zusehen, wie unsere Kinder im Garten spielen und später unsere Enkelkinder. Wir wollten gemeinsam alt werden...Wieso?"

Ich schluchzte in sein Shirt.

"Li, ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Ich kann es genauso wenig verstehen wie du, aber Li, ich weiß, es ist hart es jetzt zu sagen, weil er erst seit gestern .. nicht mehr hier ist...aber Li, du musst weitermachen. Das Leben geht weiter...

Du bist nicht allein, El und ich sind da, Danielle und Liam sind da, Zayn, Perrie und Harry. Wir helfen dir. Wir werden dir helfen, das zu überstehen. Wir helfen dir wieder zu leben. Wir helfen dir mit den Kindern später. WIr kriegen das hin. Li, wir lieben dich alle. Du bist nicht allein mit der Situation"

Kennt ihr dieses Gefühl,wenn jegliche Lebensfreude aus euch verschwunden ist? Wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr leer seid und eure Organe nurnoch aus Reflex und Gewohntheit heraus arbeiten? Genau so fühle ich mich gerade. Genau so hab ich mich auch gefühlt als ich meine Vater damals sah wie er meine Mutter zusammenschlug und vorhatte sie zu tun, nur ihm etwas dazwischen gekommen ist..nämlich ich. Seitdem sprach ich kein Wort mehr, zu niemande. Mein Leben lief den Bach runter..alles ging schief. Alles was nur schief gehen konnte. Und dann traf ich Niall, in diesem Park. Er zeigte mir, was es heißt zu lieben und vorallem geliebt zu werden. 

Ich bin noch nicht bereit loszulassen. Ich hab mein Leben seitdem vielzu sehr geliebt als es loslassen zu können. Ich muss kämpfen und -wie Louis gesagt hat- weitermachen. Meine Kinder sollen ein sorgenfreies Leben führen, sie werden zwar ohne Vater aufwachsen, aber ich muss für sie kämpfen. Ich darf sie nicht in Stich lassen..zuviel hängt davon ab.