05 - Absicht

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Hesketh sass vor Valeria und neben ihm sass Richard. Sein Schuh. Er starrte sie aus grauen dunklen Augen an, als hätte er zusehen müssen, wie sie gezwungen wurde, sich selber umzubringen. 

Er war blass und man sah ihm an, dass er angestrengt Sätze formulierte und aussprechen wollte, sie dann aber doch wieder verwarf und den Mund wieder zu tat. Irgendwann sah das blonde Mädchen trotzig zu ihm hoch.

Auf einmal, verstand sie nicht, weshalb sie so schnell alles erzählt hatte. Er wollte sie schliesslich "unterrichten", nicht ihre Geschichten hören.

Doch als sie sein Gesicht, sein Mitgefühl sah, tat es ihr gut und sie war unglaublich erleichtert, es ihrem alten Sandkastenfreund erzählt zu haben. Sie fühlte sich leichter und es war das erste Mal, dass sie jemanden gefunden hatte, der ihr wirklich mit Herz zugehört hatte.

Irgendwann senkte sie den Kopf, so als hätte sie ihm ein Liebesgeständnis gemacht und dabei einen Korb bekommen. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und lehnte sich etwas zurück. Seufzte.

Der Boden war kalt, obwohl er aus hellem Holz war.

Minuten vergingen.

Und das einzige, dass sie hörte, war Heskeths Atem.

Hesketh biss sich kurz auf die Lippen und sagte dann etwas, nur um die Stille zu töten.

,,Also.. also.. versuchst du quasi deine Kräfte zurück zu halten.. sodass du diesen Mr. Blanchett nicht heiraten musst..?'' versuchte er zu verstehen und Valeria nickte schweigend.

Sie formte mit ihren Lippen das Wort "Genau". Wortlos und voller Verzweiflung. 

,,Und was soll ich jetzt machen? Sie mit dem Unterricht zur Heirat zu bringen ist noch schlimmer, als sie jetzt einfach umzubringen und zu Geesa und Keize zurück zu kehren.." dachte der junge Mann angestrengt und presst dann ein ,,Der Unterricht ist somit beendet", hervor, wobei er aufstand und das Zimmer verliess. Eine verzweifelte Valeria zurück liess.

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Die kleine Wohnung, die Keize, Hesketh und Geesa gehörte war klein und spiegellos. 

Völlig kahl und grau.

Niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht, die traurigen Wände zu schmücken oder Blumen aufzustellen. 

Die einzige "Dekoration" an der Wand in der kleinen ungebrauchten Küche stammte von Hesketh. Ein Bild von einem Schornsteinfeger auf dem mit silbernem Filzstift ganz gross "Keize' Traumberuf" stand. Es stammte aus einer etwas kindischen Zeit, die Keize und Hesketh gehabt hatten. Apropos Beruf. Die Wohnung war billig, dennoch hatten die drei stets grosse Schwierigkeiten, die Miete zu bezahlen.

Keize verdiente etwas Geld, indem er bei Umzügen anderer Leute half, die Möbel zu schleppen. Wobei er aber eher auf diesen Möbel sass und rauchte, als sie wirklich zu schleppen.

Und Hesketh - ,,Du hockst doch nur rum und zählst Wolken!" - sagte, er sei Gärtner. Doch wenn man ihn fragte, ob er nicht Blumen für den Balkon mitbringen und pflegen möchte, erwiderte er nur darauf, dass sie hässlich seien, diese Antwort aber nicht so ganz zu einem Gärtner passte, wie Geesa fand.

Sie selber war Kellnerin in einem Lokal und war sich sicher, dass sie schlussendlich doch die Einzige war, die zur Miete der Wohnung etwas beitrug. Sie seufzte und setzte sich auf den Stuhl. Der einzige Stuhl, der in mitten des leeren Wohnzimmers stand. 

Das Einzige was sie jetzt tun konnte, war Hesketh zu finden. Nach stundenlangem Grübeln war ihr dieser Entschluss gekommen...

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