06 - Giftig & Gehässig

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Mirrorwalker gegen Mirrorslayer.

So kam es Keize vor.

Nein, es kam ihm nicht nur so vor, es war so.

Aidan hatte ihn wieder losgelassen.

Und um seinem ehemaligen Freund zu beweisen, dass er tatsächlich mächtiger war, als er, stand Keize wieder auf. Grinste schief. Die Verbannung auf den Boden war nicht mächtig genug, um ihn abzuhalten zu gehen. 

Aidan sah tatsächlich überrascht aus, er hatte wohl gedacht, dass Keize vorhin nur geprahlt hatte.

Und dann, als hätte jemand einen Startschuss gegeben, ging Keize auf Aidan los. Er stiess ihn gegen die Wand. Schlug ihm ins Gesicht.

,,Du bist ein Idiot, Aidan. Einfach nur ein Idiot!", schrie er, zog ihn zum ersten Spiegel hin.

Der Saal war voll von Spiegel. Er bestand geradezu aus ihnen.

Aidan schlug zurück, taumelte selber rückwärts und griff mit einer Hand in den Spiegel um Silber für einen Angriff zu schöpfen, doch Aidan war ihm zuvor gekommen, stiess den Spiegel um. Dieser fiel zu Boden. Der gesamte Inhalt kippte aus dem goldenen Rahmen, ergoss sich auf dem Boden und wurde grau. Einzelne Scherben bildeten sich. Keize lächelte, fast schon fanatisch.

Aidan schrie. Keize wusste, was der Mirrorwalker jetzt spüren musste. Die Qualen des sterbenden Spiegels. Das Leiden, das Schreien der Scherben. Auch er hatte es einmal gehört, vor langer Zeit..

,,Keize! Wieso?", keuchte Aidan und kämpfte sich auf die Beine, nahm einen weiteren Anlauf und stürzte sich auf den Asiaten. Riss ihn zu Boden. Nahm eine der toten Scherben und rammte sie Keize in den Bauch. Schlug ihn ins Gesicht, in die Nase und war selber fast taub vor Schmerz.

Keize starrte Aidan an. Er hasste es. Wie Aidan ihn ansah, als ob er Recht hatte, als ob er der Einzige war, der richtig handelte. Als ob er intelligenter, besser und stärker als Keize war!

Es war schon immer so gewesen. 

Auch als Kind.

Aidan war immer furchtbar stolz gewesen, der Familie Lloyd anzugehören. Wenn es hohen Besuch gab, hiess es immer nur:

,,Ach, und das ist sein Spielgefährte" Ja, Keize hiess nur ,,sein Spielgefährte". In der Schule war Aidan immer besser gewesen. Hatte mehr Macht mit Spiegel gehabt. Hatte Keize bei Kämpfen immer geschlagen und dann gelacht, gesagt, ,,es ist nicht schlimm! Wir sind doch beste Freunde!" Doch hinter dieser Fassade hatte Keize genau erkannt, was Aidan dachte. Dass er selber nur ein Blanchett war, einer der in seinem Schatten stand und halt doch ,,Oh! Mein bester Freund!" war.

Jeder kennt dieses Gefühl. Im Schatten zu stehen, obwohl man alles tut, so akzeptiert zu werden, wie man es gerne wollte.

Und dann war seine Revolution gekommen.

Er hatte gemerkt, wie schön es sich anfühlte, wenn ein Spiegel kaputt ging.

Und dann war er gegangen.

Auf die Suche nach seinem eigenen Glück.

Hatte Hesketh und Geesa kennen gelernt..

Er fuhr hoch, griff nach Aidans Schultern und zog sich hoch, stiess ihn in den nächsten Spiegel hinter sich.

Der Mann wurde wortwörtlich von dem Silber verschluckt. Kurz darauf tauchte er wieder auf, das Silber schoss auf Keize zu, nahm ihn in seine Fänge.. Dann wurde es schwarz und stickig um den Mann...

~~

Siennas Schritte hallten durch den ganzen Gang. Gleichmässig und hastig bewegte sie sich in die Richtung, wo sich Hesketh's Zimmer befand.

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