12 - we are independent!

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Das kleine Restaurant war leer und es regnete noch immer. Aidan hatte sich entschuldigt und war auf die Toilette verschwunden. Seth hatte sich irgendwie eine Zeitung besorgt und las nun ganz konzentriert einen Artikel über eine Rockband, die Valeria nicht kannte.

Und Yves. Er sass einfach nur da, hatte ein Dauergrinsen auf dem Gesicht und irgendwie sah es aus, als ob er die drückende Stille genoss, als ob er Valeria und Seth genau auf diese Weise schweigen sehen wollte. Er musterte zuerst Seth und dann das Magazin, das er las. Ein Musikmagazin, stets grinsend und so, als ob er Seth's Musikgeschmack lächerlich fand, obwohl es jenes Magazin über die Musik berichtete, die er auch hörte. Die Zeitschrift hatte Seth unter dem Tisch, ganz vernachlässigt, aufgehoben und eigentlich ärgerte es Yves, dass er das Musikmagazin nicht vor ihm entdeckt hatte.

Dann sah er zu Valeria, als diese seinen Blick bemerkte, sah sie ihn an, augenblicklich rot im Gesicht.

,,Val, ma chèrie", begann Yves bei guter Laune, holte einmal Luft und meinte: 

,,Wieso bist du eigentlich mitgekommen? Hängst du so an Aidan?"

Valeria schwieg. Sie hasste Yves so sehr. Schon von Anfang an, wie er aus dem Kerker gekommen war und sich die Hände, die an Hesketh gesündigt hatten, ganz amüsiert an der Hose abgewischt hatte. Und auch jetzt, wie er sich den Kopf auf die Hände aufstützte und doch so galant aussah.

,,Darauf will ich jetzt nicht antworten", meinte Valeria unbeholfen, nach einer halben Ewigkeit.

Yves Augen begannen interessiert zu funkeln, er würde es nicht dabei belassen.

,,Valerie", sprach er ihren Namen französisch aus und fügte hinzu: ,,Irgend ein Geheimnis, hätte ich dir nicht zugetraut... ist es dieser Hesketh? Du scheinst den Burschen zu mögen, das haben wir ja alle heut Morgen erfahren..."

Valeria wurde noch roter und jetzt räusperte sich Seth, legte das Magazin auf den Tisch, breit aufgeschlagen. 

,,Sie kommt doch wegen Geesa mit, ist schliesslich ihre beste Freundin", half der Blonde in der unangenehmen Situation und Valeria war ihm sehr dankbar.

Yves sah erstaunt zu Seth, schwieg kurz, ehe er ein "Hm..." äusserte und sich zurück lehnte, um zu demonstrieren, dass er es dabei beliess und nicht weiter fragen würde - doch die Sache war für ihn noch nicht gegessen.  Er blinzelte zum Magazin herüber, das offen auf dem Tisch lag und sah sofort wieder weg, als er entdeckte, worüber das Magazin berichtete.

Er räusperte sich. ,,Seth, kann ich mir kurz das Magazin da ausleihen?"

Um Seth's bleiche Lippen kräuselte sich ein Grinsen. ,,Klar"

Und so machte sich Yves über den Artikel her. 

Keize lag auf seinem Bett und schlief, den Sherlock Holmes Band auf seiner Nase, die Musik war unglaublich laut, dröhnte an ihm vorbei, durchs ganze Haus, sodass sich auch jeder an den stören durfte. Tatsächlich war die Musik überall im Haus zu vernehmen und es ging nicht lange, bis Ivory in seinem Zimmer stand und die alte Musikanlage abschaltete. Keize wachte auf und rieb sich die Augen, sah zu Ivory auf. 

,,Hey, was ist denn?", fragte er verschlafen und richtete sich auf, ging hinkend zum Fenster und öffnete es, um die verregnete Luft Londons in sein stickiges Zimmer zu lassen.

,,Ich wollte dir nur mitteilen, dass Aidan, Valeria und Yves nicht da sind", meinte er sachlich und verkniff sich einen Kommentar über das Buch, das sich Keize ganz lieblos vom Gesicht gestossen hatte. Denn Ivory wusste, woher es es hatte. Aus Aidan's Zimmer.

,,Na und? Dann sind sie halt weg. Ist das so schlimm, sind schliesslich freie Menschen, etwas was ich wohl nicht bin", sagte Keize giftig und schnappte nach der frischen Luft.

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