Chapter II

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Mir gefror augenblicklich das Blut in den Adern als ich seine Stimme hörte .

Alex..

,, Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen? "
Er legte seine Hand um meinen Oberarm.

,, Lass mich los, Alex. "
Ich versuchte ernst zu klingen, doch bekam nur ein herablassendes Lächeln von ihm.

,, Tzz, wie naiv bist du eigentlich, Jessica ? "
Er schubste mich in Nicks Arme und ich befand mich in der gleichen Situation wie vorhin.
Nur diesmal war da keine Schulglocke die mich rettete.

Alex nahm keine Rücksicht darauf, dass ich ein Mädchen war und schlug einfach zu.
Die meisten seiner Schläge landeten in der Magengrube, nur einmal traf er mein Gesicht, aber das war ein Volltreffer.

Als Alex endlich fertig war, gab er Nick ein Zeichen, worauf hin er mich unachtsam nach vorne stieß.
Ich landete auf meinen Knien und hatte sofort das Gefühl, mich übergeben zu müssen.

,, Lauf. "
Alex' kalte Stimme ließ mich zusammenzucken und verpasste mir eine Gänsehaut.
Ich rappelte mich auf, ignorierte die Schmerzen und rannte die letzten Meter zu meinem Haus.

Bevor ich die Tür aufschloss schaute ich mich um, um sicher zu gehen, dass mir Niemand folgte.

Auch wenn ich mich beeilte so schnell wie möglich in mein Zimmer zu kommen, mein bescheuerter Stiefvater erwischte mich trotzdem noch vor der Treppe.

,, Hey,Hey,Hey! Wo willst du denn so schnell hin Fräulein? Erst zu spät kommen, und dann noch nicht mal 'Hallo' sagen! Hat deine Mutter dich so erzogen ?! Wo zum Teufel warst du überhaupt ? "

Ich versuchte mich so von Tristan weg zu drehen, dass er mein Auge nicht sehen konnte. Glücklicher Weise fielen meine braunen Haare gerade darüber.

,, Das geht dich gar nichts an. "

,, Hm, seh ich aber ein bisschen anders.
Schließlich machen wir uns doch Sorgen ! "

,, Du? Du machst dir doch nur Sorgen darum, dass du selbst Kochen, oder dich um Mom kümmern musst! Wir Beide wissen ganz genau, dass du nur des Geldes wegen mit ihr zusammen bist und sie ständig abfüllst ! Wart's ab! Irgendwann sieht sie ein, wie du wirklich bist und dann fliegst du hochkannt raus! Wenn es soweit ist, werde ich auf eine Anzeige bestehen! "

,, Du ungezogenes Gör! "

Er packte mein Handgelenk, was mich dazu brachte zu ihm auf zu schauen.
Ein Fehler.
Er brach in Gelächter aus.

,, Ist das der Grund für deine Verspätung? Du hast dich zusammenschlagen lassen ?? "

Tristan konnte sich vor lachen kaum noch halten.
Ich zog mein Handgelenk aus seinem Griff und ging genervt an ihm vorbei.

.. So ein Arsch.

Ich hasse ihn. Ich hasse ihn so Abgrund tief.
Warum kann meine Mutter den Spast nicht einfach in die Wüste schicken?

Mein Weg führte mich als erstes ins Badezimmer.
Ich wollte sehen welche Wunden ich von Alex' 'Rache' davon getragen hatte.
Okay, das mein Auge ziemlich schlimm aussehen musste, wusste ich ja nun.
blau/rot, leicht geschwollen .
Zum Glück hatte er nur ein Mal mein Gesicht getroffen.
Hoffentlich lässt sich das überschminken, wäre blöd, wenn mich morgen in der Schule jeder fragen würde, wo ich das blaue Auge her hab.
Als ich mein T-Shirt hochziehen wollte, bemerkte ich rötliche Spuren an meinen Handgelenken. Die stammten bestimmt noch von Nicks festem Griff.
So ein Grobian.
Die Flecken und Blutergüsse am Bauch und an den Rippen konnte ich leicht verstecken.
Leider galt das nicht für die Schmerzen. Es tat schon höllisch weh mich hinzulegen, oder mich aufzusetzen. Sport würde ich wohl ausfallen lassen müssen.
Es war erst 15 Uhr und ich war trotzdem schon total fertig.
Obwohl mein Bett wirklich weich war, fühlte es sich an, als ob ich auf unebenen Steinen liegen würde.
Irgendwann schlief ich dennoch ein und war für drei Stunden komplett weg.
Ich wurde durch lautes Hämmern an der Tür geweckt.

,, Steh auf du faules Stück! "
Dieser Vollidiot kann mich wirklich nicht Mal in Ruhe lassen!

Ich stand auf - zu schnell - und wurde an meine Schmerzen erinnert.
Ich sperrte wütend meine Zimmertür auf.

,, Was is' ?! "

,, Sei nich' so frech Kleine! "

,, Was willst du Tristan ?! " Ich biss meine Zähne zusammen. Wie kann man nur so nerven ?

,, Wir haben kein Bier mehr also.." Er drückte mir 10 Euro und ein paar zerquetschte in die Hand.

,, ..darfst du dich in den Supermarkt bequemen und welches beschaffen. "

Ich starrte ungläubig auf das Geld in meiner Hand.

,, Äh.. geh selbst? "

,, Jetzt schieb schon deinen fetten Arsch hier raus, sonst bleibt es nicht bei einem blauen Auge ! "

Ich zischte, nahm meine Weste von der kleinen Komode neben der Tür und steckte das Geld ein.
Unten warf ich einen Blick ins Wohnzimmer, wo ich meine Mutter vermutete.
Und ich hatte Recht. Sie tanzte zu Musik die im Radio lief. Natürlich, sie war sternhagelvoll.
Ich blieb bei der Tür stehen.

,, Hey Mom, wie geht's dir ? "

,, Supeeer ! Komm doch und tanz' mit mir Jess ! " Sie wirbelte zu mir und nahm mich an der Hand. Sie blieb kurz stehen und schaute auf mein Auge.

,, Wa.. " Sie wurde unterbrochen.

,, Jess, habe ich dir nicht eben gesagt, dass du etwas für mich erledigen sollst? "
Tristan stand hinter uns.

,, Ja, bin schon weg. " Ich hauchte meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und versuchte zu lächeln.
Dann ging ich an Tristan vorbei die Tür raus.
Ich hörte sie noch streiten als ich vor dem Haus stand.

,, Warst du das? Hast du sie so zugerichtet ? Sag die Wahrheit Tristan! "

,, Nein, aber ich wünschte ich hätte es getan! Sie ist ein unverschämtes Miststück! Sieh sie dir doch an, Carolin ! Ich bin immer noch dafür, dass wir sie in ein Internat stecken! Da bringt ihr vielleicht endlich Mal jemand Manieren bei ! "

Mehr brauchte ich nich zu hören. Sie konnten stundenlang so weiter streiten und trotzdem zu keinem Ergebnis kommen.

Ich marschierte los in Richtung Supermarkt, der war jetzt wirklich nicht weit weg, Tristan hätte locker selbst geh'n können!

Eine 24er Kiste Warsteiner Dosenbier sollte für heute reichen.
Morgen muss ich sowieso wieder hier antanzen.

Der Kassierer war im Gegensatz zu mir gut gelaunt und fragte, ob das Bier für eine Party sei.

,, Mh, ja, meine Schwester hat ein paar Freunde zu uns eingeladen und da kann man doch nicht ohne Alkohol antreten ! "

,, Da hast du wohl Recht . Aber übertreibt es nicht . "

,, Ne, ne, wir passen schon auf. "
So oft wie heute musste ich noch nie ein Lächeln vortäuchen.

Meine Uhr sagte mir, dass ich noch 'ne gute Stunde Zeit hatte, bevor Tristan mich, beziehungsweise sein Bier vermissen würde.

Wohin ich auch gehen sollte, es war besser als zu Hause zu sein.
Nach diesem Motto zog ich durch die leeren Straßen.

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