Kapitel 7

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Es war Sonntag. Morgen musste ich wieder zur Schule. Und ich musste unbedingt mit Scarlett reden. Wieso musste sie Ethan unbedingt diese Lüge erzählen? Was bezweckte sie damit?

Ich stand auf, putzte mir die Zähne und ging dann, noch in meinen Schlafsachen, in die Küche, wo meine Mom schon mit einem Becher Kaffee in der Hand am Tisch saß. Sie deutete auf die Anrichte, wo auch noch eine Tasse für mich bereit stand. Dankend nahm ich sie und trank erst einmal einen großen Schluck.

'Ich hab Isabel gesagt, dass das mit dem Treffen am Mittwoch klappt. Du kannst dir ja bis dahin noch überlegen, was du sonst noch so machen möchtest.'

'Okay. Ich sag dir dann Bescheid. Soll ich uns Frühstück machen?'

'Ja gerne, danke Schätzchen.' sagte sie lächelnd.

Bei uns bin immer ich diejenige, die für das Essen sorgt. Meine Mom kann nicht kochen. Was aber nicht bedeutet, dass sie es nicht immer wieder gerne versucht. Aber leider ist ihr Essen immer ungenießbar. Deshalb habe ich diese Aufgabe freiwillig übernommen.

Ich holte alle Zutaten aus dem Schrank um uns Pancakes zu machen.

'Ich kann dir helfen, wenn du willst'

Als sie meinen skeptischen Blick sah, guckte sie mich gespielt beleidigt an.

'Ach komm schon, wenn ich die Zutaten abmesse kann doch nicht viel schiefgehen.' versuchte sie mich zu überreden. Also half sie mir bei den Zutaten und ich zauberte ein paar leckere Pancakes daraus.

'So, da ich das Essen gemacht habe, überlasse ich dir den Abwasch' Ich sah, wie sie verzweifelt auf das Chaos schaute, dass wir hinterlassen hatten. Bevor sie etwas sagen konnte, streckte ich ihr die Zunge raus und flüchtete schnell in mein Zimmer. Bevor ich meinte Zimmertür schloss konnte ich noch hören wie sie auflachte und sagte 'Ganz die Mama'. Wie ich hasste auch sie es abzuwaschen.

Mein Laptop leuchtete auf und begann dann zu klingeln. Es war ein Skypeanruf von Scarlett. Wieso hatte ich das Ding nur angelassen? Ich ließ es einfach klingeln. Später würde ich ihr einfach sagen, dass ich es nicht gehört hatte. Es reichte, wenn ich morgen mit ihr redete. Sie hatte es verdient etwas zu zappeln.

Ich nahm mein Handy in die Hand und schrieb Ethan eine SMS.

Guten Morgen <3 Ich hoffe du hast gut geschlafen. Hast du Lust heute was zu machen? XX

Ein paar Minuten später kam schon die Antwort.

Nicht so gut, wie wenn du neben mir liegst.

13 Uhr?

Ausflug zum Strand?



Der Strand war voller als erwartet. Liegen waren keine mehr frei, deshalb mussten wir mit unseren Handtüchern auf dem Boden liegen. Wir suchten uns einen Platz etwas Abseits, der nicht ganz so belebt war und breiteten unsere Sachen aus. Ich zog mein Shirt und meine Shorts aus und legte mich erst einmal hin. Darunter trug ich einen schwarzen Bikini. Als ich wieder zu Ethan hoch schaute bemerkte ich, dass er meinen Körper anstarrte. Als er das merkte, senkte er schnell den Blick und räusperte sich. Er setzte sich zu mir und wir unterhielten uns eine ganze Weile. Über die Schule, sein Footballtraining, aber nicht über uns. Anscheinend wollten wir beide dieses Thema meiden.

Zwischendurch gingen wir immer mal wieder ins Wasser und mal lag ich einfach nur da und sonnte mich. Etwas weiter weg saß eine Gruppe von Typen, die ganz schön die Aufmerksamkeit der Leute auf sich zog. Zum einen sahen die echt gut aus, aber zum anderen waren die wirklich sehr laut und tranken mitten am Tag, mitten am Stand, obwohl sich hier auch Kinder befanden, Alkohol. Ich schüttelte darüber nur den Kopf und stand auf.

'Ich hol mir was zutrinken, möchtest du auch etwas?'

Ethan lehnte ab, also ging ich alleine in die Strandbar. Ich stellte mich in die Schlange und wartete.


'Na Barbie? Alleine hier?' Die Stimme erklang viel zu nah an meinem Ohr und ich zuckte zusammen. Ich drehte mich zu dem Typen um, dem die Stimme gehörte. Es war einer aus der Gruppe, die mir vorhin schon aufgefallen war. Sein Atem stank nach Alkohol und er sah mich mit einem lüsternen Grinsen an. Er stand ganz schön nah bei mir, weshalb ich einen Schritt zurück wich. Ich drehte mich wieder um und versuchte ihn zu ignorieren, doch im nächsten Moment spürte ich seine Hand auf meinem Hintern. Empört schlug ich sie weg und drehte mich zu ihm um.

'Fass mich nicht an!'

'Sonst was?' Er hatte immer noch dieses ekelhafte Grinsen im Gesicht.

Sein Gesichtsausdruck gefiel mir gar nicht und ich wollte gerade einfach weggehen, als er mich am Arm zurück zog.

'Na na, wo willst du denn so schnell hin?' lallte er. Er war zwar schon echt angetrunken, aber sein Griff um mein Handgelenk war trotzdem zu stark für mich. Ich versuchte mich von ihm loszumachen.

'Lass mich los!' schrie ich jetzt etwas lauter, als ich nur noch sah, wie der Typ von mir weggerissen wurde und er eine Faust ins Gesicht bekam. Er viel zu Boden, keuchte schmerzerfüllt auf und wischte sich das Blut vom Mund.

'Lass sie in Ruhe! Sehe ich dich noch einmal in Ihrer Nähe, werde ich dich nicht mehr so nett bitten' Als ich diese vor Zorn gesprochenen Worte hörte, sah ich endlich zu meinem Helfer hoch. Vor mir stand ein unglaublich gut aussehender Typ. Ich schätze er war etwas älter als ich. Er hatte braune Haare, von denen noch etwas Wasser tropfte und trug nur eine Badeshorts. Er sah ungeheuer sexy aus. Seine Brust war stählern und sein gesamter Oberkörper war von starken Muskeln durchzogen. Sein kompletter linker Unterarm war tätowiert, aber ich konnte nur irgendwelche seltsamen dicht an dicht gedrängten Muster erkennen. Doch nicht sein Körper war es, der meinen Blick letztendlich fesselte, sondern seine Augen. Es waren die schönsten Augen, die ich in meinem Leben gesehen habe. Sie waren olivgrün, am Rand etwas gräulich und hatten kleine hellgrüne, fast schon gelbe Sprinkler. Ich musste nervös schlucken. Der Typ, der auf dem Boden lag stand schnell auf und verschwand ohne ein Wort. Als mein Retter jetzt auch mich ansah, brachte ich nur ein gehauchtest 'Dankeschön' raus. Sein Gesichtsausdruck war besorgt als er sagte 'Kein Problem. Ist alles okay?'

Ich nickte nur, weil ich noch immer wie hypnotisiert von seinen Augen war. Da ich sonst nichts mehr erwiderte, drehte er sich einfach um und verschwand. Als ich mich umsah, merkte ich, dass nahezu jede Frau hier ihm ebenfalls hinterhergestarrt hatte. Selbst die, die in männlicher Begleitung da waren.

'Miss, möchten Sie jetzt bitte bestellen?' Ich drehte mich, immer noch total perplex, zu der genervten älteren Frau an der Theke um.

Einatmen. Ausatmen.

'Äh,ja....natürlich. Ich hätte gerne ein Wasser bitte.'


Als ich wieder zurück an unseren Platz kam, war ich in Gedanken immer noch bei meinem Retter und bekam ein etwas schlechtes Gewissen, als ich Ethan sah. Was natürlich völlig absurd war, ich hatte doch gar nichts getan. Ich setzte mich wieder zu ihm und trank ein Schluck aus meiner Wasserflasche.

Depressed - Wie ein Tag alles verändertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt