4. Kapitel

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Isabell

Noch schnell den Wiskey eingepackt und ab geht's in Mamas Auto. Auf dem hin zur schule, herrscht stille. Bei einer Kreuzung und unser Auto steht, sieht mich meine Mutter an.
"Wir haben über den Vorfall nicht mehr gesprochen."
Ihre Stimme ist weich, eine emotionale Berührung, die mich ein Stück von meiner emotionalen Grenze wieder entfernt. Gott sei Dank, jetzt los zu heulen, wäre mein Untergang. Mom würde Alles mitbekommen. Meine Depressionen, meine Angstzustände, der Zweifel. Ich kann es ihr nicht sagen. Ich würde ihr alles zerstören. Sie hatte sich sicherlich den Traum, Mutter zu werden anders vorgestellt. Das kann ich ihr nicht antun.

Seit ich wach bin, Grenze ich an meine Emotionalität, wie an einer Schlucht, die mich letztendlich um den Verstand bringen würde wenn ich mich fallen ließe.
Hart schlucke ich die Tränen hinunter, bevor ich meiner mom antworte.
"Das ist alles wieder gut. Ich hab mit Lu gestern noch geschrieben. Sie wartet in der schule auf mich." Lüge ich so gut es geht. Ich huste um den Knoten in meinen Hals etwas lösen. Vergeblich.

In der Schule endlich angekommen, flüchte ich sofort auf die Toilette.
Unsere Toiletten sind in Containern, was dazu führt dass sie schlecht belüftet werden und niemand freiwillig dort hingeht.
Außer wenn es dringend nötig ist.

Vor dem Spiegel betrachte ich mein blasses Gesicht. Als ich schließlich weinen muss, lasse ich den Rucksack mit der Jack Daniels Flasche drin - auf dem Boden fallen. Das ich soweit gekommen bin, um mit mir einen Wiskey rum zu tragen!? Ein Gemisch aus Verzweiflung, Panik und Angst macht sich in mir breit. Ein grausames Gefühl was sich nicht abschütteln lässt. Schniefend und unter der Benebelung der Tränen, versuche ich den Rucksack hoch zu ziehen. Was nicht so einfach war, als ich den rauen Stoff der Schlaufe spüre, hebe ich sie auf und öffne das vordere Fach. Mit zitternden Fingern, umgreife ich die Flasche, noch ein guter Drittel war in ihr, da ich regelmäßig keinen Alkohol trank, vor allem keinen starken, war ich mir zu Hause ziemlich sicher, dass sogar der kleine Rest - Wirkung zeigen konnte. Mich zu besaufen, war nie mein Plan, vor allem möchte ich nicht auffallen oder mich zusätzlich blamieren. Mir geht es hauptsächlich darum, meine Gefühle unter Kontrolle zu haben und den Tag gut zu überstehen.

Entschlossen, dass es der beste Weg sein wird und die beste Waffe dafür - was heute alles zukommen wird, schraube ich den Verschluss auf. Vorsichtig rieche ich daran. Sofort steigt mir der bittere Duft in die Nase, was mich anwidert. Dennoch, ohne einen Rückzieher zu machen, setzte ich die Öffnung an meinen Lippen an und nehme einen Schluck. Meine Zunge brennt leicht, und ich bin kurz davor, die Flüssigkeit wieder auszuspucken.

Aber als mein Blick, mich im Spiegel auf fing. Wird mir auf einmal wieder bewusst, warum dass ich mache. Warum ich es machen will. Warum ich mich dazu zwinge. An jedem Waschbecken hängt ein Spiegel, mittel groß und quadratisch und meiner davon, wird von meiner Fülle ausgefüllt. Ein schlankes Mädchen, könnte nicht einmal ansatzweise mit ihren Hüften - in ihrem Spiegelbild, an dem Rahmen grenzen.

Ich bin hässlich. Mein ganzes ICH. Meine Haare, mein Gesicht, mein ... Körper. Tränen kullern mir über die Wangen. Ich habe genug das alles ertragen zu müssen. Wer bin ich schon? Außer ein fettes Mädchen, dass niemanden hat? Eine falsche Freundin hat und sich vor der Liebe ihres Lebens blamierte? Ich war nicht wie Sabrina, meine Schwester, die nun eine Ausbildung zur Krankenschwester anfangen will und auch nicht wie Mama, die einen guten Ruf in der Gemeinde trägt. Ich bin das schwarze Schaf in der Familie, in der ganzen Schule, in der ganzen Stadt. Wut mischt sich ein. Mit Wucht, trinke ich große Schlücke aus der Flasche, immer mehrere hintereinander. Bis nur noch ein kleiner Teil, den Boden bedeckte.



Pretty HurtsWhere stories live. Discover now