Kian war anders.
Kian war besonders.
Jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde weckte er in mir dieses Verlangen.
Das Verlangen ihm den Kiefer auszurenken, ihm seine blauen Augen auszustechen und ihm sein arrogantes Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen."Kian, Livia! Jetzt reichts! Zum Direktor, alle beide!", schrie meine Mathelehrerin, deren Kopf bereits rot angelaufen war.
"Niemals, er hat angefangen! Wieso sollte ich dafür den Kopf hinhalten?!", vor Wut schnaubend drehte ich mich zu Kian.
"Dass ich nicht lache! Du hast doch zuerst-"
"Ruhe!",schrie Frau Mintens durch den Raum. Man konnte sehen,wie die Ader auf ihrer Stirn pochte. Es schien, als würde sie jede Sekunde aufplatzen.
"Ihr beide-",ausdrücklich hob sie ihren knorrigen Zeigefinger und zeigte erst auf mich und dann auf den Idioten mir schräg gegenüber. "-werdet jetzt unverzüglich das Direktorat aufsuchen!"
"Aber-"
"Livia, wenn du jetzt nicht sofort Ruhe gibst, verweise ich dich von der Schule!"
Ich hörte Kian leise auflachen. Doch anscheinend hatte nicht nur ich ihn gehört.
"An deiner Stelle wäre ich ganz still, für dich gilt das selbe! Und jetzt ab zum Direktor mit euch!"
Sie schaute mich ebenfalls warnend an, worauf ich genervt seufzend meine Tasche nahm und aufstand. Kian erhob sich ebenfalls mit verschränkten Armen. Gentelmanlike hielt er mir die Kurstür auf, worauf ich ihn übertrieben ironisch anlächelte. Wortlos liefen wir, wie schon so oft, zum Direktorat. Den Weg kannten wir schon seit langem auswendig. Vor dem Direktorzimmer kamen wir langsam zum Stehen. Abwartend schaute ich ihn an. Doch er zog nur fragend eine Augenbraue hoch. Idiot.
"Willst du die Tür jetzt langsam mal öffnen, oder nur weiterhin angucken?", fragte ich augenverdrehen.
"Oh,ich vergass, My Lady ist sich zu fein dafür eine Tür zu öffnen. Ich bitte um Verzeihung.", entgegnete er abfällig. Gerade als er nach der Klinke greifen wollte, kam ich ihm zuvor und drückte diese herunter. Unser Direktor blickte von irgendwelchen Unterlagen auf und zog, als er uns sah, seine Stirn in Falten.
Er liebte uns. Ich wusste es genau.
"Guten Morgen Herr Mountin. Lange nicht gesehen.", lächelte ich ihn übertrieben an und betrat den Raum, gefolgt von Kian. Anschließend setzte ich mich auf einen der beiden Stühle gegenüber des Schreibtisches meines Direktors, stellte meine Tasche neben mich und stützte meinen Kopf mit den Armen ab. Ich hörte, wie Kian den zweiten Stuhl zurück zog und sich ebenfalls nieder ließ. Als ich kurz zu ihm rüber schielte sah ich, dass er seine Arme verschränkt hatte und desinterssiert auf seinem Kaugummi herrumkaute. Falls er dachte, dass er jetzt in irgendeiner Weise cool aussehen würde, lag er daneben. Es sah dämlich aus.
So Möchtegern-Badboy-mäßig. Nun widmete ich meine Aufmerksamkeit wieder dem Mann mitte 50 vor mir und grinste ihn an.
"Warum seid ihr jetzt schon wieder hier?",seufzte er und raufte sich seine dunkelgrauen Haare.
"Wir wollten mal schauen, wie es ihnen so geht. Ein kleines Pläuschchen halten.",lächelte ich und zwinkerte ihm zu. Seufzend drehte er sich zu dem Idioten neben mir.
"Herr White, hätten sie die Güte mich aufzuklären?"
Herr White. Oho, jetzt wurde er auch noch förmlich.
"Das Übliche. Sie hat wieder angefangen mich zu beleidigen."
Empört fuhr ich zu ihm herrum.
"Ich soll dich beleidigt haben?! Du hast doch zuerst meine Federmappe runter geschmissen und die Stifte durch die halbe Klasse getreten!"
"Was kann ich denn bitte dafür, wenn du nicht auf dein Zeugs aufpasst?"
Dieses Arschloch!
"Ja klar und du-"
"Ruhe jetzt! Alle beide! Das kann doch nicht wahr sein!" Er begann sich die Schläfen zu massieren, während ich mich mit verschränkten Armen zurück in meinen Stuhl lehnte.
"Das kann nicht so weiter gehen! Es reicht endgültig. Das ist schon das 11. Mal in diesem Monat, dass ihr beide hierhin geschickt werdet. Das Maß ist endgültig voll! Eigentlich wollte ich derart drastische Maßnahmen nicht ergreifen, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen."
Verwirrt zog ich eine Augenbraue hoch.
Drastische Maßnahmen?
Von was sprach der bitte?
"Bitte benachrichtigen sie ihre Eltern, dass ich sie heute Nachmittag anrufen werde. Ich muss etwas Wichtiges mit ihnen besprechen."
Wollte er mich etwa von der Schule schmeißen?! Uns von der Schule schmeißen? Ich meinte er hatte es verdient, aber ich?! Garantiert nicht! Er war doch das Arschloch, warum sollte ich wegen seiner Doofheit bestraft werden?
"Herr Mountin, das-",setzte ich an, doch er schnitt meinen Satz ab.
"Ich will nichts mehr hören. Und jetzt raus mit euch. Ihr seid für den Rest des Tages suspendiert.",er schaute uns beide ein letztes Mal eindringlich in die Augen und blickte dann wieder auf eine geöffnete Akte. Mit einem genervten Augenrollen, stand ich auf, nahm meine Tasche und verließ wortlos den Raum. Wenn ich jetzt wegen diesem Arsch von der Schule fliege, bringe ich ihn um. Und das nicht sprichwörtlich. Ich hörte die Tür erneut zuschlagen. Automatisch verschnellerte sich meinen Schritt. Der sollte mir bloß vom Hals bleiben.
"Hey Ginley!"
Bei dem Klang seiner nervtötenden Stimme, legte ich noch einen Gang zu. "Bleib stehen, verdammt!", zischte er, als er mich am Handgelenk packte und mich zu sich herumwirbelte.
Wütend schnaubte ich ihm ins Gesicht.
"Was willst du, White?",schnautzte ich ihn an und schaute ihm verächtlich in seine blauen Augen. Er erwiederte diesen verächtlichen, gar angewiederten Blick.
"Ich wollte dir nur sagen, dass wenn ich wegen dir von der Schule fliege, ich dir dein Leben zur Hölle mache!"
"Du mir?", verächtlich trat ich noch ein Stück näher an ihn heran, wobei ich allerdings aufpassen musste, dass ich durch seine Hässlichkeit nicht auf seine Schuhe kotzte.
"Ja, ich dir.", erwiederte er kühl mit der üblichen Arroganz in der Stimme.
"Du könntest mir nicht einmal ein Haar krümmen, so schwächlich wie du bist. Also pass du lieber auf, dass ich nicht von der Schule fliege, sonst mache ich dir dein Leben zur Hölle."
"Hast du mich garade schwächlich genannt?"
Sein Kiefer war deutlich angepannt und ich konnte das Knirschen seiner Zähne hören.
"Ja, mir fallen sogar noch viel mehr wundervolle Adjektive für dich ein: arrogant, hässlich, eingebildet, notgeil, erbärmlich-"
Ich bemerkte, wie er ausholte, doch ich war schneller. Blitzschnell rammte ich ihm mein Knie in die Weichteile. Stöhnend sank er zusammen.
"Drei Jahre Kampfsport, Bitch! Ach ja, mir fällt noch ein Adjektiv für dich ein: reaktionsschwach!", grinsend drehte ich mich um und lief davon.
"Schlampe.", hörte ich ihn noch stöhnen, ehe ich die Tür öffnete und ins Freie lief.

DU LIEST GERADE
Leo ~The Love-each-other project~
Fiksi RemajaDie Erzfeinde Kian und Liv treten, mehr oder weniger freiwillig, das 'Leo' alias das 'Love-each-other' Projekt an. Denn inzwischen haben alle genug. Dieser elende Kleinkrieg zwischen ihnen muss endlich aufhören, da sind sich alle einig! Alle auße...