Kapitel 1

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Lucy

"Sie regt sich schon eine ganze Zeit nicht mehr. Meinst du sie ist Tod?"
"Was? Nein. Sie stirbt nicht ... Sie schläft nur. Ich ... würde nie zulassen, dass sie stirbt."
Stimmen. 2 definitiv männliche Stimmen holten mich aus einem traumlosen Schlaf. Zuerst spürte ich den warmen Untergrund, dann, wie mich Sonnenstrahlen auf meiner Haut kitzelten. Ich musste leicht mit den Augen zucken und sofort nahm ich war, wie sich neben mir etwas verkrampfte.
"Wacht sie auf?"
"Wohl möglich. Schließlich liegt sie hier schon eine Woche. "
Eine Woche? Wo ist überhaupt 'hier'? Ich versuchte mich zu erinnern.
Grüne Wiesen, wilde Blumen und Hohe Bäume. Mein Gedächtnis endete dort. Wie ... heiße ich überhaupt? Und warum erinnere ich mich nur an die Natur? War ich oft draußen? Ich wusste es nicht. Es war ... einfach nicht mehr da.
"Schau mal! Sie zuckt jetzt ganz oft!"
"Psst! Du weckst sie dann noch auf. Geh zurück zu deiner Mutter."
Waren es Geschwister? Oder Freunde mit einem großen Altersunterschied? Die eine männliche Stimme klang jünger und weniger hart als die Erwachsene.
"Ich will aber nicht!" Ich schätzte die Stimme auf zwischen 10 und 12 Jahren.
"Geh! Ich will mit ihr allein sein, wenn sie aufwacht."
"Sie ist deine Mate oder? Wird sie unsere Luna werden?" Begeisterung war aus seiner stimme zu entnehmen.
"Wir wissen weder wer sie ist oder wie sie heißt. Aber ja. Vielleicht wird sie unsere Luna. Und jetzt geh. Oder soll ich deiner Mutter bescheid sagen?"
Schritte. Der kleine zog offensichtlich davon , dann Türgeräusche.
"So endlich alleine."
So viele Fragen.
Wo bin ich?
Was suche ich hier?
Wer ist der Typ mit der Harten Stimme?
Was ist eine Luna bzw. Mate?
Heißt es die, der oder das Mate?
Gibt es das Wort im Wörterbuch?
Und auf keine gab es eine Antwort.
Das einzige was ich wusste, ich muss aufwachen! Dieser Mann konnte mir vielleicht antworten geben.
Meine Augenlieder waren schwer, aber schließlich schaffte ich es sie zu offenen. Allerings nur um sie gleich wieder zu schließen, da das Sonnenlicht zu grell war.
"Hey, alles ist gut." Der Typ nahm meine Hand. "Ich bin Cole. Wach erstmal in Ruhe auf." Cole. Ich wusste instinktiv, dass ich diesen Namen noch nie gehört hatte.
"Wo ... Wo bin ich?" Zitternd versuchte ich die vielen Fragen zu klären. "In Miami. Aber das hat Zeit. Erstmal musst du wieder gesund werden."
"Bist du der Arzt ?"
Langsam öffnete ich meine Augen. Was ich sag war atemberaubend.
Eisblaue Augen in einem leicht gebräuntem Gesicht, welches mir zu lächelte und mit dunkel braunen Haaren versehen war.
Etwas tief in mir regte sich. Ein kleines Knurren entwich mir. Wo kam das hat?
"Entschul..." "schon gut." Unterbrach er mich. "So reagiert jeder der seinen Mate findet." Der Mate also. "Seinen Mate?" Ich versuchte zwanghaft zu lächeln, doch die Bewegung tat weh.
"Das erkläre ich dir später." Er streichelte mir eine strähne aus dem Gesicht. "Erstmal musst du zu Kräften kommen. Du hast bestimmt Hunger!?" Er lachte leicht. Ich spürte wie jede einzelne Zelle meines Körpers dieses Lachen einfrieren und mit nach Hause nehmen wollte. Nach Hause. Wo war das eigentlich? Auf den Grünen Wiesen? Waren meine Eltern Ökos die draußen in der Natur wohnten?
"Wo sind meine Eltern?" Fragen schadet nicht.
"Das erkläre ich Dir. . . Jetzt guck mich nicht so an. Wenn du gesund bist bzw. Aufnahme fähig, dann erzähl ich dir alles was ich weiß."
Meine Augen spielten mit ihm und er wusste genau, dass ich sehr ungeduldig sein kann.
"Was genau hab ich denn?"
"Mehrere Rippenbrüche, Oberschenkelhalsbruch am linken Bein, dein rechter Arm war mehr oder weniger total zertrümmert und wir denken, dass du mehrere Schläge auf dem Kopf bekommen hast und daher dazu eine Gehirnerschütterung hast."
"Wie konnte soetwas passieren?"
"Das Wissen wir nicht. Wir hoffen, dass du uns das erklären kannst."
Ich musste den Kopf schütteln.
"Ich weiß gar nichts mehr. Ich weiß Ja nicht mal wie ich heiße!" Mein Bauch knurrte wieder. War das jetzt aus Hunger oder wieder dieses Mate Knurren?
Mein Magen zog sich zusammen und ich verkrampfte mich. Fühlte sich so Hunger nach einer Woche ohne Nahrung an?
"Ich hol dir was zu essen.
Was magst du so?"
"Ich weiß ... Ich mag Reh und wilde Beeren." Meine Zunge sprach ganz allein.
"Reh und wilde Beeren also. Ich Geh dann mal nachsehen was die Krankenhaus Cafeteria so anbietet." Lachend ging es herraus. Ich hörte ihn bis zur Feuerschutz Tür immer wieder 'Reh' und 'wilde Beeren' lachen.
Ich hatte Zeit etwas alleine zu sein und meine Gedanken zu sortieren.
Mein rechter Arm war zertrümmert. Also funktioniert mein linker noch. Nur mit Mühe konnte ich ihn in mein sichtfeld heben. Er war in einem weißen Verband gewickelt, tat aber kaum weg. Ich hab ihm in mein Gesicht und tastete es ab. Dabei viel mir auf, dass ich nicht einmal mehr wusste wie ich aussehe. Hatte ich blonde, braune oder schwarze Haare? War meine Nase klein oder ruinierte sie mein Gesicht und stach hakenförmig daraus hervor? Zupfte oder rasierte ich mir meine Augenbrauen?
Ich berührte zuerst meine Stirn. Dort war ein dicker Verband drum und bei der Berührung schmerzte mein Kopf. Weiter runter fühlte ich meine nase ab. Sie war klein (ein Glück!) und die enden eines Pflasters klebten an ihr. Ich spürte wie Links und rechts auf meinen Wangen mehrere davon klebten.
Ist hier irgendwo ein Spiegel? Ich versuchte meinen Kopf zu drehen und nahm mehr von den Weißen Raum war.
Ich lag in einem Bett mit weißer Bettwäsche. Die Wände waren auch weiß, aber darauf gemalte Vögel sorgten an ein paar Stellen für Farbe. Ein Kleiderschrank aus grauem Materialstand neben der Tür an der Wand und versperrte mir die Sicht auf dem Raum dahinter. Ich sah die Ecke einer anderen Tür und tippte darauf, dass es das Badezimmer sein müsste.
Auf der anderen Seite war ein Fernseher an der Wand angebracht und zwei große Fenster bildeten die vierte Seite des Raumes. Graue Vorhänge versperrten mir allerdings die Sicht nach draußen. Nur ein kleiner Spalt sorgte für Lichteinfall ins Zimmer. Aber der reichte aus, um mir zu zeigen, dass es ziemlich sonnig in Miami ist.
Eine Digital Uhr stand auf einem kleine Nachtisch neben dem Bett. 14:29. Es war halb drei. Aber an welchem Tag? In welchem Jahr? Nein. Ich wusste das es 2016 war. Irgendwann im Sommer 2016. Aber weder mein Name noch mein Geburtsdatum viel mir ein.
Um 14:36 kam Cole wieder. Er hatte dreieckige Sandwiches in der Hand.
"Truthan und Schinken. Mit Gurken, Tomaten und Paprika. Dazu als Nachttisch Vanille Eis mit Preiselbeeren." Er hielt mir zwei Teller voll Brot hin und eine Schale mit Eis und Beeren.
"Es ist kein Reh, aber immer hin Beeren." Er lächelte Mich an und setzte sich auf die Bett kannte.
Oh Gott. Bei diesem Lächeln kribbelte mein Bauch und ich musste Knurren.
Er lachte und ich merkte wie das Blut in mein Gesicht schoss. "Entschuldige. Ich weiß auch nicht wo das her kommt."
"Verstehe. Mein innerer Wolf will auch die ganze Zeit Knurren. Aber ich hab es unter Kontrolle." Innerer Wolf? Von was redet er da?
"Gibst du mir so ein Sandwich?"
Zögerlich überreichte er mir eins.
"Kannst du es alleine essen? Dr. Cater meint, es wäre besser, wenn du dich möglichst wenig bewegst."
"Danke." Ich bis einmal vom dem Sandwich ab. "Aber ich maffe dam auch allein." Munter mampfte ich vor mich hin. Cole beobachtete mich dabei die ganze Zeit. Er nahm meine im Gibs steckende Rechte Hand und streichelte sie.
"Spürts du diese Berührung?"
Ich schluckte den Bissen des 7. Sandwiches runter. "Ja sollte ich das nicht?"
"Doch. Ich meine nur ... wenn du es nicht spüren würdest ... dann hätten wir ein Problem."
"Ich spüre das. Es .. fühlt sich gut an." Ich lächelte sanft. Cole musste lachen. "Du hast Joghurt Dressing um deinen ganzen Mund." Er lachte weiter. Wäre dieses Lachen nicht so himmlisch gewesen würde ich ihm das Lachen austreiben.
"Ich ess erst auf. Dann kann ich meinen Mund abwischen. Gibst du mir noch ein Sandwich ? "
"Ah schmeckt es also doch so gut wie Reh?"
"Nicht wirklich. Aber der Hunger ist größer. Bekomm ich doch lieber das Eis?"
"Kannst du es selber löffeln?
"Vermutlich nicht."
Ohne zu antworten nahm er die Schale und Hielt mir einen Löffel voll eis mit 2 Beeren hin.
"Mund auf." Wiederwillig öffnete ich ihn.
"Mh... das schmeckt besser wie die Brote. Ich mag Beeren."
"Merk ich. Deine Augen blinken auf."
"Welche Farbe haben sie eigentlich?"
"Was? Deine Augen? Du kannst dich nicht mal daran erinnern? "
Ich schüttelte den Kopf.
"Sie sind grün. Wie die Baumkrone einer Eiche und das hohe Gras auf einer Wiese."
"Das klingt schön. Und meine Haare?"
Er schmunzelte. "Sie sind braunblond. Wie ... wie Straßenhunde."
"Netter Vergleich. " Ich musste Lächeln.
"Naja. Sie müssen erst gewaschen werden. Darin hängen Blätter und Blutkruste. "
"Lecker. Krieg ich noch ein Löffel Eis?" Mein Aussehen war also ganz passabel. Naja dafür dass ich in Krankenhaus liege.
"Was sagt der Artt eigentlich? Darf ich hier bald wieder raus?"
"Naja. Also wenn man betrachtet sind die einzige Sachen die noch verletzt sind dein Kopf und dein rechter Arm."
"Was willst du damit sagen? Innerhalb einer Woche sind alle Rippen und ein Bein zusammengewachsen? Wie soll das passiert sein? Wie lange liege ich wirklich schon hier."
"Insgesamt 6 Tage und über 16 Stunden. Wolfsblut ist stark. Seine Wunden heilen schneller als denen von Normalen Menschen."
Was meint er mit 'Wolfsblut'? Warum sollte ich soetwas in mir haben? Haben die Ärzte mir hier Wolfsblut initiiert?
"Aha." Meine Antwort war stumpf. "Cole, ich bin so müde und mein Kopf schmerzt. Kann ich Schmerztabletten haben?"
Er guckte mich mitleidig an und mit meinem linken Arm täschelte ich mir den Kopf.
"Der Verband juckt dazu. Wann kommt der ab?"
"Der wurde bisher jeden Tag gewechselt. Ich schau mal was ich machen kann." Wieder verließ er den Raum. 15: 47 zeigte die Uhr mittlerweile an
Ich war knapp 2 Stunden wach und war wieder müde. Dazu noch die vielen Fragen. Um 15:52 hörte ich Cole den Gang vor der Tür entlang gehen zusammen mit einem anderen Mann. Defenitiv ein Mann. Für eine Frau waren die Schritte viel zu kräftig.
"Und sie erinnert sich wirklich an nichts?"
"Nein John, sie weiß nicht einmal wie sie heißt, geschweige davon, was sie wirklich ist oder woher sie kommt."
"Das ist seltsam. Die Schläge auf ihren Kopf könnten natürlich eine Amnesie hervorgerufen haben, aber irgendwer muss bei einen solchen Gedächtnisschwund nachgeholfen haben. Ich werde ihre Blutwerte auf solche Gifte prüfen. Aber nach einer Woche wird schwer noch etwas zu finden sein. Du weiß wie schnell sich eure Zellen degenerieren. Beim Blutaufbau ist das nicht anders. Ich musste nicht mal Blutspenden nutzen um den Verlust auszugleichen."
"Ich weiß. Aber ... Sie ist meine Mate." Cole machte eine pause. Also hieß es jetzt doch 'die Mate'? Ich bräuchte dringend ein Wörterbuch.
"Wirklich? Und ich dachte du hängst nur aus Spaß bei ihr 7 Tage lang herum." Dieser John lachte. Ich konnte beinahe spüren wie Cole ihn böse anguckte.
"Das ist nicht lustig!" Stieß Cole hervor und stand vor meiner Tür.
John, ein hochgewachsener Mann mittleren Alters und braunen Haaren mit grauen Ansätzen, kam zusammen mit Cole in das Krankenhaus Zimmer.
"Hallo. Ich bin Dr. Cater. Dein behandelner Arzt."
"Hallo." Erwiederte ich.
"Mh. Wir bräuchten einen Namen. Wir können dich schließlich nicht immer 'Du' nennen. Aber das ist jetzt erstmal nebensächlich. Schaffst du es dich hinzusetzten?"
Ich nickte leicht und Stütze mich mit dem gesunden Arm ab. In meinem Kopf schwankte es und mir wurde schwumrig zu Mute, doch ich saß.
"Gut. Ich werde sie jetzt einmal den Turban ab nehmen. Wenn es zu doll schmerzt, dann sag das bitte."
Wieder nickte ich.
Dr. Cater zwinkerte mir einmal zu und beugte sich dann über mich. Mit einer Schere aus Metall Schnitt er die oberste Schicht Verband auf und löste sie. Haarsträhnen fielen mir dabei ins Gesicht. Sie waren wirklich dreckig und fettig.
Mit einem leichten Ruck löste er die Klebestteifen des unteren Verbandes und löste auch diesen. Ich spürte wie Luft an meine Ohren kam und meine Hörweite sich ausdehnte. Intuitiv wusste ich, dass es Abnormal war bis hinunter in die Eingangshalle hören zu können. Vor allem wenn man im 2. oder 3. Stockwerk war.
Ein leichter Schmerz zog mich aus meinen Gedanken. Er entfernte nun Den Verband direkt auf der Wunde. Er löste die oberste Kruste, doch kein Blut quoll hervor.
"Das sieht sich gut aus. Ich denke die Pfäden können in 1 bis 2 Tagen gezogen werden. Dann darfst du auch endlich wieder duschen."
Ich lächelte leicht.
"Wissen sie warum ich mich an nichts mehr erinnern kann?"
"Ich schätze der Sturz oder Schlag auf deinem Kopf hat große Teile deines Langzeit Gedächtnisses gelöscht. Aber keine Sorge..bei den meisten kommen die Erinnerungen innerhalb eines Jahres wieder."
"Ein Jahr? Und was wenn ich etwas wichtiges vergessen hab?"
"Dann wird das wohl warten müssen.
Aber manche deiner Erinnerungen können vielleicht durch Begebenheiten auch wiedergeholt werden. Cole wird dich bestimmt zu der Unfallstelle führen. Vielleicht fällt dir dort einiges wieder ein. Vielleicht braucht dein Gehirn ein kleinen Anstupser. Verstehst du?"
Ich nickte wieder. "Ich kann also in 2 Tagen wieder gehen?"
"Prinzipiell schon. Aber ein Elternteil oder Verwandet müsste die Entlassungspapiere unterschreiben. Wir können keine ... - erinnerst du dich zufällig an dein Alter?" Ich schüttelte den Kopf und der Doc nickte schwach. "Keine Minderjährige mit solchen Verletzungen alleine gehen lassen.
Morgen hat sich Mrs. Johnson vom Sozialamt angemeldet. Sie möchte mit dir reden. Dann wird geklärt wo du wohnen kannst bis wir deine Eltern gefunden haben." Ich nickte wieder. 'Wir'? Sucht er mit der Polizei?
"Den Verband können wir ablassen." Er widmete sich wieder meinen Kopf. Cole, pass bitte auf, dass sie sich in der Nacht nicht darauf dreht. Ich werde noch ein Pflaster darüber kleben, aber Kissen können zu flauschigen Foltergeräten werden."
Cole stand schweigend hinter ihm.
Während der Arzt die Wunde etwas reinigte und mir ein haarband gab um die Haare etwas zurückzubinden, starrte Cole auf dem Fußboden.
Das Pflaster wurde auf meine Stirn geklebt und der Arzt verabschiedete sich. (Schmerzmittel dürfte er mir nicht austeilen, ließ aber 'zufällig' eine Reihe Tabletten auf dem Boden fallen)
Jetzt war Cole dran. Ich würde mir die Antworten von ihm holen, auch wenn mir beinahe die Augen zu fielen.
Ich musste einfach wissen, Wer ich bin!

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Hey Leute!
Ich hab mir nun einen Wattpad Instagram Account gemacht!
So kreativ wie ich in den Geschichten bin, war ich auch bei meinem Namen und hab mich kia.wattpadxd genannt.
Würde mich freuen, wenn wir uns da mal sehen!
Eure Kia ^-^

Blutsbürde - My Mate #platinawardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt