17. Vertrauensbruch

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Miami, Samstag 15. Juni 2013

Liam » Vertrauen ist besser als Kontrolle, aber wer nicht vertraut kontrolliert.

„Hi Sophia, hier ist Liam. Stör ich grade?"

„Liam? Was...was gibt's?" Ihre Stimme klang ungewöhnlich rau und nicht halb so erfreut, wie ich es mir eigentlich erhofft hatte.

„Was es gibt? Vielleicht sollte ich dich das lieber fragen." Wütend knüllte ich das Laken in meiner freien Hand, während ein unangenehmer Verdacht in mir aufstieg.

„Du hast doch angerufen", erklang ihre Stimme melodisch an meinem Ohr.

„Und mich geweckt." Gedämpft drang die mir unbekannte männliche Stimme zu mir durch.

„Riley lass den scheiß, du hast deine eigene Decke." Sophias Stimme hatte einen genervten Unterton angenommen, der entweder von meinem Anruf herrührte, oder von dem Kerl, mit dem sie ganz offensichtlich das Bett teilte.

Das Rascheln hielt an und im Hintergrund konnte ich ganz deutlich den Kerl hören, der verlangte, dass Sophia zu ihm ins Bett zurückkam. Plötzlich verstummte sein Protest. Hoffentlich hatte Sophia ihm das Maul gestopft.

Tief atmete ich durch, um nicht die Fassung zu verlieren. Sophia würde mich nicht betrügen. Das durfte sie nicht.

„Liam?" Erneut war es Sophia, die das Wort ergriff. Klang da etwa das schlechte Gewissen heraus oder bildete ich es mir nur ein?

„Was?" Der schneidende Ton meiner Stimme überraschte mich selber, doch ich fand, dass Sophia ruhig merken konnte, dass sie mich verletzte.

„Warum rufst du an?" Leide drang ihre Stimme an mein Ohr, grade wirkte es, als wären wir tatsächlich mehrere 1000 Meilen voneinander entfernt und das nicht nur was die Entfernung anging.

„Vielleicht wollte ich einfach die Stimme meiner Freundin hören. Aber du scheinst ja anderweitig beschäftigt zu sein. Wie sagt man so schön? Aus den Augen aus dem Sinn", fuhr ich lauter als beabsichtigt auf. Neben mir grummelte Niall und zog sich die Decke über den Kopf.

„Was meinst du? Und vielleicht solltest du mal über deinen Ton nachdenken Liam", meckerte sie dann mich an. Was bildete sie sich eigentlich ein? Sie trieb sich mit weiß Gott wem herum und meckerte dann mich an.

„Kaum bin ich weg wälzt du dich mit einem anderen Kerl in den Laken. Ich hätte nicht gedacht dass ich mich so in dir getäuscht habe Sophia, das ist billig". Ich spuckte die Worte mehr, als dass ich sie sprach, aber grade jetzt war ich einfach unheimlich wütend.

Sophia schnappte entsetzt nach Luft, als könne sie nicht glauben, was ich grade gesagt hatte. „Bitte sag mir, dass das ein Verbindungsfehler war und du das grade nicht gesagt hast", sprach sie schließlich gepresst. Ich konnte deutlich die Wut hören, die sie zurückzuhalten versuchte.

„Ich denke du hast mich schon verstanden." Langsam erhob ich mich aus meinem Bett und schlüpfte in Jeans und T-Shirt. Ich hatte das Gefühl, dass ich dieses Gespräch lieber draußen an der Hotelbar führen wollte, wo ich mich im Notfall mit ein paar Drinks beruhigen konnte.

Leise schlich ich aus dem Zimmer und schlüpfte in meine Flip-Flops. Nicht grade das männlichste Kleidungsstück, aber den sengenden Temperaturen in Miami definitiv angebracht.

Sophia hatte noch immer kein Wort gesagt und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie ihre vollen Lippen fest aufeinanderpresste und grimmig vor sich hinstarrte.

„Für den Fall, dass es wirklich einen Verbindungsfehler gab hier nochmal", wütend drückte ich auf den Fahrstuhlknopf und betrat ihn, als sich die Türen endlich langsam öffneten. „Ich hätte nie gedacht, dass du gleich mit einem Anderen schläfst, sobald ich weg bin", wiederholte ich meine Worte grimmig.

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