Der Sommer hat vor zwei Wochen begonnen, das heißt man kann abends so lange und so viel saufen wie man will, ohne am nächsten Tag mit einem Kater neun Stunden Schule durchstehen zu müssen. Und das volle drei Wochen lang; wie ich den Sommer doch liebe.
Ich dusche schnell noch, wobei schnell wirklich schnell heißt, denn das heiße Wasser läuft nur für ungefähr sieben Minuten. Ich föhne mir nur kurz durch die Haare, unser Föhn ist ein sehr altes Modell (wie alles in unserer Wohnung) und deshalb sehr laut und energieverbrauchend. Der Wind wird mein Haar schon trocknen.
Ein weiterer Evolutionsfaktor dieser Gegend ist, dass die Körperbehaarung nur in geringen Maßen sprießt. Ich kann ohne Sorge eineinhalb Wochen durchstehen, ohne mich rasieren zu müssen. Weniger Stress. Ich schmiere mir noch zwei fette Striche Mascara unter die Augen und schon sehe ich genau so aus wie vor dem Duschen. Nur mit feuchten Haaren.
Nackt gehe ich aus dem Bad und in mein Zimmer. Ich muss mir keine Sorgen machen, dass Mom mich sieht, wenn sie einmal eingeschlafen ist, kann sie nur der fürchterlich laute und metallische Ton ihres Weckers aus den Feder bringen. Wenn sie mich doch sehen würde wäre das nicht mal so schlimm; ich muss weder blaue Flecken von den Schlägen meines Zugälters oder Freundes, noch Schnitte vom Ritzen verstecken. Abgesehen von einer Verbrennung an meier linken Schulter und meinen sowieso ständig aufgeschlagenen Knien hat mein Körper eine makellos kränkliche Bleiche.
Ich entscheide mich für ein schwarzes T-Shirt, einen violetten Sweater, schwarze Jeansshorts die ich über einer ebenfalls schwarzen Netzstrumpfhose anziehe und - natürlich - meine schwarzen Converse. Eigentlich ist 'entscheiden' das falsche Wort um mein Ankleiden zu beschreiben, da das Meiste in meinem Schrank eh schwarz oder dunkel ist und ich bestimmt viermal das gleiche Paar Jeans besitze. Vielmehr greife ich blind in meien Schrank hinein, ziehe drei Teile heraus und nehme das, das am wenigsten nach Bier oder Mottenkugeln stinkt.Über die Feuertreppe gelange ich aus unserer Wohnung und auf die Straße. Ich schwinge mich auf mein altes, klappriges Fahrrad, je älter ich werde, desto mehr Spott muss ich mir darüber anhören, da es pink ist. Ich liebe es trotzdem, vor allem weil es das letzte Geburtstagsgeschenk meiner Großmutter war und es die Aura des Todes in seinen Speichen gefangen hält.
Ich schaue das erste Mal seit heute Morgen auf mein Klapphandy, eine SMS von Colin: B7/D4/Z2/H0/A3/P8Was aussieht wie eine Kombination beim Bingo oder ein Code zum Bombenentschärfen ist in Wirklichkeit einfach nur eine Bestandsangabe des Stoffes, den wir heute zur Verfügung haben.
7 Dosen Bier, 4 Gramm Dope, 2 Packungen Zigaretten, kein einziges Tröpfchen Heroin, 3 Flaschen Schnaps und 8 Pillen der verschiedesten Sorte, von LSD bis hin zu Roofies (eigentlich eine Vergewaltigungsdroge, doch der Blackout und der feste Schlaf entspannen so schön).
Das ist jämmerlich, ich tippe: Gehaltsscheck?
Colin antwortet prompt (hat er den ganzen Tag wirklich nichts Besseres zu tun?): 1st. Du?
Ich: Kay? Dev?
Colin: Schon drin. DU?
Ich: B13/H8/Z6/A5
Colin: H & P?
Ich: No
Colin: F U
Ich: Too. 11:45p.m.
Mist, jetzt muss ich auch noch einkaufen. Ich trete in die Pedale und biege in die Main Street ein. Meinem Arbeitsplatz sozusagen. Ich stelle mein Fahrrad im Hinterhof vom McG's Bar ab. Einer schmierigen Spelunke, geführt von einer irischen Einwandererfamilie in der Vierten Generation. Ich ziehe meine Jacke aus und werfe sie mit meinem Handy in den Korb der vorne an meinem Fahrrad angebracht ist und nehme dafür ein Klappmesser heraus, das ich mir hinter den Hosenbund schiebe. Wieder auf dem Gehsteig stelle ich mich außerhalb den Lichtkegel einer Straßenlaterne und warte. Mittlerweile ist es Viertel vor elf. Aus dem Inneren der Bar dringt laute Musik die von dem Gröhlen der Gäste fast übertönt wird. Ich werde etwas ungeduldig, es ist eine warme Sommernacht ende Juni, da muss es doch Jemanden geben. Es gibt doch immer Jemanden. Endlich sehe ich einen Mann mit dünnem Haar und schmutzigen Händen auf mich zukommen. Er steht zwar noch knapp zehn Meter entfernt, doch ich erkenne sie immer früher. Immer. Der Mann bewegt sich jetzt schneller auf mich zu. Den Blick starr auf den Boden gerichtet, die linke Hand in die Hosentasche gesteckt. Ah, ein Ehemann also. Als er endlich vor mir steht fragt er mit leiser, doch erstaunlich fester Stimme:"Wie viel?" "Dreißig mit der Hand und Vierzig mit dem Mund. Ohne Kondom noch fünf Dollar Zuschlag", antworte ich. Der Preis ist verglichen mit Anderen hoch, doch ich bin jung, frei von Geschlechtskrankheiten und außerdem muss ich Alkohol und Zigaretten für vier Leute kaufen, da kann der Preis schon mal etwas höher sein. "Mund", murmelt er, nun nicht mehr so gefasst. "Geld im Vorraus. Kondom?", frage ich. Wiederwillig zieht er seien Geldbeutel aus der Hosentasche. Glaubt er wirklich ich wäre so naiv und dumm das Geld nicht im Vorraus zu verlangen? Das ist ein Fehler den man im Leben nur einmal macht.
Er händigt mir 45$ aus und ich ziehe ihn in eine Seitengasse. Neben dem Müllcontainer eines Restaurants schiebe ich ihn gegen die Wand. Der Geruch beißt in der Nase, doch ich gewöhne mich schnell daran. Ich gehe auf die Knie und bemerke, dass ich mich mitten in Scherben gekniet habe. Ouch, doch jetzt ist es zu spät um den Platz zu wechseln. Egal. Ich hab schon schlimmeres erlebt. Ich fange an seine Hose aufzuknöpfen. Ich hole seinen Schwanz heraus, vermeide ein Kicheren, da das was ich lutschen soll nicht länger als einige Zentimeter ist und fange an. Als er nur wenige Minuten später in meinem Mund kommt ist der Job für mich erledig. Ich stehe auf, klopfe den Schmutz der Straße von mir und pule die Scherben aus meinem Knie. Mom muss sich das morgen mal ansehen. Meine Strümpfe sind jedenfalls im Arsch. Er haut noch wärend ich auf den Knien bin fluchtartig ab. Ist mir auch recht.
Nach einigen Minuten knie ich schon wieder an der gleichen Stelle. Lerne ich denn nie? Heute scheinen sich alle gegen Kondome zu sträuben, obwohl es doch nur 3 Millimeter Latex sind.
Ich spucke mehrmals auf den Boden und und wische mir den Mund an meinem Handgelenk ab. Ich steige wieder auf mein Rad und verstaue das Geld gut in meier Jackentasche. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es schon Halb ist. Ich schreibe schnell eine SMS an Colin, dass ich mich verspäte und sie bloß nicht ohne mich anfangen sollen. Wem mache ich etwas vor? Sie sind warscheinlich schon mittendrin. Er simst mir eine Adresse.
Ich fahre zu der kleinen Tankstelle an der Pennsylvania Lane. Hoffentlich hat Toby heute Schicht, sonst muss ich extra wegen dem Gras einen Umweg fahren. Ich stelle mein Fahrrad neben der Tür ab und sehe ihn durch die Scheibe. Glück gehabt. Die Tür offnet sich mit einem Klingeln. "Einmal volltanken!", rufe ich scherzend. "Ab", begrüßt er mich, "Lange nicht mehr gesehen. Ich dachte schon dich hätts erwischt. Sag mir, was brauchst du?" "Erst mal 'nen Kaffe", meine ich und nehme einen großen Schluck aus der Tasse die auf dem Tresen steht. "Jetzt zum Geschäftlichen, hör zu, gib mir 'nen Sixpack Bier, vier Packungen Zigaretten, zwei Flaschen Wodka und eine Flasche von der selbstgebrannten Hinterweltlerbrühe die ihr Schnaps schimpft. Außerdem brauch ich noch Gras, fünf Gramm"
Er trägt mir alle Dinge zusammen, während ich ihm angebe was ich brauche. Als ich das Gras erwähne verschwindet er kurz im Hinterraum der Tanke und kommt wenig später mit einem durchsichtigen Tütchen wieder heraus. Toby scannt alle Produkte ein und rechnet noch den Preis für die Drogen dazu:"Das macht 74,99$, doch würden Sie mir zuerst noch ihren Ausweis zeigen Miss, denn wie sie wissen darf Alkohol erst an Personen über 21 Jahren verkauft werden" Wir brechen beide in schallendes Gelächter aus. Der Witz ist zwar schon einige Jahre alt, doch ein echter Klassiker. Ich schiebe Toby die 75$ zu und er sieht mich mit einem vielsagenden Blick an. Wie um es noch deutlicher zu machen nehme ich nochmal einen Schluck aus seiner Kaffetasse. Er schüttelt den Kopf leicht und ich schiebe ihm den einen Cent Rest zu. "Für ihre Dienste", flüstere ich.
Tatsächlich war heute eine sehr lukrative Nacht, 90$ für 45 Minuten Arbeit. Ich bin zufrieden. Ich packe alles in eine Plastiktasche und stelle sie vorne in den Korb meines Fahrrads. Es ist 23:45 Uhr. Naja, zehn Minuten Verspätung sind kein Weltuntergang, wenn man jedoch bedenkt auf was meine Freunde warten, werden das schwere zehn Minuten. Ich beschließe extra langsam zu fahren; meine Rache dafür, dass sie mich das Geld verdienen lassen, und den übrig gebliebene Stoff sicher schon ohne mich aufgebraucht haben. Man darf sie eben nicht allein lassen.
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Halbtot *slow updates*
Teen FictionDie Hölle existiert, und Abby lebt mitten in ihr. Dies ist die Geschichte eines Mädchens, das einen Scheiß auf alles und jeden gibt und nur von Tag zu Tag lebt. Was passieren wird, wird passieren, doch wer sterben muss, muss auch sterben. Vorübergeh...