Halbtot *slow updates*

Am Ende der Straße

Ich radle gemütlich durch die Nacht. Trotz des Kaffes habe ich immernoch den bitteren Geschmack des Spermas in meinem Mund. Es gibt sicherlich schönere Jobs, doch was soll ich machen? Natürlich könnte ich auch das Geld meiner Mutter dafür verwenden. Ich muss ja nicht täglich zu Mittag essen. Wenn man bedenkt wie oft meine Mutter weg ist und mich mit etwas Geld allein zu Hause lässt.
Doch welches Kind würde das Geld der eigenen Mutter für Alkohol und Drogen ausgeben? So undankbar könnte ich nie sein. Da gehe ich doch lieber auf die Straße, knie mich in dunklen Gassen hinter Müllcontainern in Scherben und lutsche fremden Männern den Schwanz.

Am Ende der Straße biege ich auf ein leeres Grundstück ein. Die gibt es hier massenhaft. Ein aufstrebendes Unternehmen baute hier ein Lager, eine Fabrik oder eine Filiale, doch als die Wirtschaftskriese kam gingen alle pleite und flüchteten so schnell wie möglich. Was von ihnen blieb waren diese Gebäude. Wie ein Mahnmal stehen sie überall verteilt in der Stadt.  "Lauft weg! Lauft so schnell ihr könnt! Hier gibt es nichts für euch, nichts ausser den Tod!", schreien sie.

Ich lehne mein Fahrrad gegen einen alten, verbeulten Ford, Baujahr 1984. Ah, Colin. Über kieselbedeckten Boden gehe ich die kurze Auffahrt zu den Toren der alten Lagerhalle hoch, von drinnen scheinen die hellen Neonleuchten durch die Fenster. Ich ziehe die schwere, rostige Tür auf und werde sogleich von dem grellen Licht geblendet.

"Scheisse Colin, kannst du das nicht dunkler machen, das sticht mir ja die Augen aus?!", kreische ich wütend. "Äbbbbbbeeeeeyyyyy!", höre ich ihn eine stark verzerrte Version meines Namens rufen. Hört sich an, als ob seine Stimme von oben kommen würde. Ich bin immernoch geblendet. "Wir arbeiten daran Schatz. Alles wird extra schön und dunkel für dich, nuuuuur für dich, Prinzessin"
Ich hasse seinen Sinn für Humor.
"Ich dachte du würdest Bier mitbringen? Bitte sag nicht, du hast keinen an Land ziehen können. Ich dachte du hättest Fähigkeiten?", fragte Colin.

Habe ich Fähigkeiten? Naja, ich habe einen Mund und eine Hand. Wenn das schon ausreicht um als talentiert zu gelten. Meinen Erfahrungen nach gibt es immer jemanden, der einen ficken will. Egal ob extrem fett, kleinwüchsig, entstellt, uralt oder minderjährig - irgendwen gibt es immer.

"Ich habs draussen", antworte ich um ihn zu beruhigen.
"Spinnst du, was wenn jemand das klaut?", schreit er halb panisch halb belustigt.
"Erklär mir mal bitte", rufe ich in die Richtung in der ich ihn vermute, "wer am Rande der Stadt, im stillgelegten Industrieviertel an einem Sonntag nach Mitternacht Alkohol, Kippen und Gras aus dem Flechtkorb eines pinken Fahrrads auf einem verlassenen Fabrikgelände stehlen würde"
"Hol bitte einfach nur die Drogen, ich hab Angst um meine Babys" befiehlt er besorgt.

Ich nehme die Hände von meinen Augen und versuche mich an das grelle Licht zu gewöhnen indem ich zuerst nur auf den Boden starre. Als ich klar sehen kann blicke ich hoch. Colin und Devon stehen auf einer Brüstung links von mir und versuchen eine Abdeckplane über die blendenden Neonlichter zu werfen. Bei zwei von vieren haben sie es schon geschafft.
Ich gehe zu meinem Fahrrad und hole vorsichtig die Plastiktasche mit den Flaschen heraus. Ich halte die Tasche mit dem linken Arm an meine Brust gedrückt, da das Plastik ein verdächtiges Quietschen von sich gibt und ich nicht will, dass 35$ auf dem Boden zersplittern. Immerhin sind das ja auch meine Babys.

Ich denke an die Scherben in denen ich kniete. Was, wenn das alles abgetriebene tote Babys gewesen wären? Die Vorstellung in ihnen zu knien und währenddessen einem Mann am Schwanz zu nuckeln verstört mich und ich verbanne diesen Gedanken aus meinem Kopf.

Als ich durch das Tor trete sind Colin und Dev gerand mit der letzten Lampe beschäftigt. Es herrsch schummerigs Licht, genau richtig um sich zu besaufen. Ich verstehe den ganzen Hype um Discos nicht. Viele Leute, teure Drinks und buntes Stroboskoplicht. Nein danke, da verbringe ich die Zeit schon lieber hier, in unserem eigenen privaten kleinen Kifferkreis.