;♕ ― K a p i t e l 1

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»Doch plötzlich traten die fürchterlichsten Blattleeren ein, die der Stamm je erlebt hatte. Sie wurden kälter, qualvoller und länger und selbst die kurze Sonnenzeit in der Blattfrische reichte nicht aus, um den ganzen Schnee zu schmelzen, als der Blattfall erneut eintraf und die Beute um jeden Mond rarer wurde. Die Jüngsten und Ältesten leideten am meisten unter den Temperaturen und Umständen der Beute und jede Blattleere starben doppelt so viele Katzen als zuvor.
Die Zeit des stärksten und prachtvollsten Katzenstammes des Gebirges war vorüber.«
Entsetzt schnappten die Jungen quiekend nach Luft und starrten ihren Vater mit vor Spannung weit aufgerissenen Augen an.

»Ist das wirklich wahr?«, fragte Hermelinjunges und drückte sich ehrfürchtig an seine gescheckte Mutter.
Hagelkralle nickte und leckte seinem braunen Sohn beruhigend mit der Zunge über das flaumige Köpfchen.
»Ihr braucht keine Angst haben. Die Blattleeren hier im Tal sind weitaus nicht so schlimm und lang wie die im Gebirge«, tröstete er seine Jungen schnurrend.

»Ist der ganze Stamm gestorben?«, meldete sich eine weiße Kätzin mit zittriger Stimme zu Wort. Ihr bernsteinfarbener Blick bohrte sich gebannt in Hagelkralles Augen.
Daraufhin schüttelte der golbraune Tigerkater den Kopf.
»Nein, aber - «, setzte er an, wurde allerdings von einer Stimme aus dem Nest einer schwarzgrauen Königin unterbrochen.

» - Aber der Nachbarsstamm plante einen mitleidlosen Angriff auf den Stamm und tötete viele Katzen, bis Bock der über Klippen springt durch Kluft in der Schwärze leiert gezwungen war, mit den letzten Überlebenden seiner Familie das Gebirge auf ewig zu verlassen, woraufhin er sich hier ansiedelte und der KnospenClan und der FarnClan einwilligten, den Stamm als ihren GrenzClan aufzunehmen«
Die wütenden Blicke der zwei Jungen wandten sich dem Sprecher zu und miauten empört.

»Du bist unfair, Malvenjunges. Wir wollten von Hagelkralle die Geschichte über die Entstehung des HeideClans hören«, maulte Ringeljunges.
»Gerade war es so spannend«, pflichtete Hermelinjunges seiner Schwester bei.

Ein graubrauner Kater, welcher bereits allmählich seinen Jungenflaum verloren hatte und etwas größer war als seine Nestkameraden, kletterte aus dem Flechtennest und hob trotzig den Kopf. »Es macht doch keinen Unterschied, ob Hagelkralle oder ich die Geschichte zu Ende erzähle«, verteidigte er sich und fing seelenruhig an, mit der Zunge über seine Pfote zu streichen und anschließend damit über sein Ohr zu fahren. Er hatte diese Geschichte der Stammeskatzen, die sich später zu dem HeideClan entwickelten schon mehrmals von seinem Vater erzählt bekommen, konnte es aber nicht lassen, darauf zu warten, bis er Vater wurde, um erst dann die Geschichte weiterzugeben. Immerhin besaß er keine Wurfgefährten, er hatte allein das Licht der Welt erblickt und musste sich eben mit den Jungen von Tulpenhalm beschäftigen.

»Du weißt aber genau, Malvenjunges, dass es nur dem Vater der Jungen traditionell zusteht, seinem Nachwuchs die uralten Geschichten zu erzählen, damit sie ihn auf Ewig als die Katze betrachten und in Erinnerung halten können, die ihnen zuerst die Bedeutung der Mitgliedschaft im HeideClan erzählt hat«, mischte sich Hermelinjunges' und Ringeljunges' Mutter Tulpenhalm ein. In ihrer Stimme war keinerlei Zorn zu hören und sie sprach in der sonstigen gewohnten Wärme, die schon immer ihre Worte an auf der Zunge zergehenden Honig erinnert hatte.

Malvenjunges schwoll die Brust an. »Dann können sie ja mich so in Erinnerung halten«, prallte er mit glänzenden Augen, fing sich jedoch bloß die beleidigten Blicke der zwei Wurfgeschwister ein.

»Kann Malvenjunges nicht raus gehen?«, klagte Hermelinjunges.
»Er ist ja in drei Monden Schüler und hat sicherlich Besseres und Wichtigeres zu tun, wie er immer sagt, als in der Kinderstube herum zu sitzen«, knurrte Ringeljunges den älteren Kater an.

»Seid doch nicht so gemein, er hat es ja nicht böse gemeint«, schimpfte Hagelkralle und schnippte seinen Jungen vorwurfsvoll mit der Schwanzspitze über die Schnauze, Malvenjunges allerdings ließ sich durch die giftigen Quängeleien seiner Baukameraden kaum etwas anmerken und schnaubte bloß.
»Du hast Recht, Ringeljunges. Ich habe tatsächlich Wichtigeres zu tun als bei euch in der stickigen Kinderstube andauernd Schläfchen zu halten und eurem nervigen Geplapper zuhören zu müssen«, fauchte Malvenjunges vorlaut und peitschte mit seinem kurzen, buschigen Schwanz.

Sternenverschwiegen & Bestimmungslos - WarriorCatsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt