Mein Baby

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Schon lange hatten mein Mann und ich es versucht. Immer und immer wieder. Nahezu jeden Abend. Aber egal wie oft wir es getan hatten oder wie intensiv unser Sex wurde, nie wurde ich von ihm schwanger. Dabei hatten wir uns schon seit einiger Zeit so sehr ein Kind gewünscht. Ich wollte zu gerne ein Mädchen haben, dem ich dann ihre schönen langen, braunen Haare flechten konnte, doch Sam war für einen Jungen, mit dem er im Garten hätte Football spielen können. Wie es letztendlich auch kommen würde, wir wären beide froh überhaupt Eltern geworden zu sein. Aber diese Chance blieb uns verwehrt. Meinem Mann gegenüber behauptete ich immer, es läge an meiner Krankheit. Seit einiger Zeit litt ich nämlich an Bulimie. Erfolgslos hatte ich bis heute versucht sie zu bekämpfen, da ich mich immer unwohler in meinem Körper fühlte und immerzu das Gefühl hatte, ich sei nicht dünn genug. Immer wieder hatte Sam versucht mir klarzumachen, dass es nicht meine Schuld sei, dass wir keine Kinder bekommen konnten, damit ich nicht noch mehr in Trauer versank, als ich ohnehin schon war, jedoch war mir vollkommen bewusst, dass es an mir liegen musste. Ich war mittlerweile so dünn wie ein wandelndes Skelett. Nur noch Haut bedeckte meine Knochen, die immer weiter hervor traten. Von Tag zu Tag.

„Babe, mach dir keine Gedanken, bitte!“, hörte ich meinen Mann murmeln, der auf der anderen Seite des Bettes lag, seinen Arm um mich geschlungen, sein Kopf auf meiner Brust. Sam spürte mittlerweile, wenn ich mir um etwas Sorgen machte, da die meiste Sorge in dem immer wieder aufkommenden Thema bestand. Langsam strich ich ihm über seine schwarzen, kurzen Haare, während eine heiße Träne meine Wange hinablief. „Sam, ich würde dir so gerne unseren gemeinsamen Wunsch erfüllen. Ein Baby“, antwortete ich und war bemüht, meine Stimme nicht allzu gebrochen klingen zu lassen. Liebevoll strich er mir über meine langen, hellbraunen Haare und meinte: „Mein Schatz, ich liebe dich so, wie du bist. Selbstverständlich wäre es perfekt, wenn wir jetzt noch eine kleine Familie gründen könnten, aber aufgrund deiner Krankheit ist es nun mal nicht möglich. Dennoch ist mir eins wichtig, fast wichtiger als ein Baby. Ich will dich nicht aufgrund deiner Essstörung verlieren.“ Den letzten Satz hatte er in einem ernsten Tonfall gesprochen, Wort für Wort, um mir zu verdeutlichen, wie wichtig ich für ihn war. Durch das fahle Mondlicht, welches durch unser Fenster auf ihn herabschien, sah ich, wie seine kristallblauen Augen ernsthaft an mir herabblickten. „Versprich mir, dass du dich bemühst, etwas dagegen zu tun. Wir werden das schon schaffen, ja?“, betonte er wiederholt streng. Ich nickte und flüsterte ihm ins Ohr: „Ich selbst will nicht, dass ich in deinen Armen sterben muss.“ „So weit wird es nicht kommen“, meinte er. Kurz darauf hörte ich, wie mein Schatz gähnte und dann in das Land der Träume verschwand.

Auch ich schlief nach einer gefühlten Ewigkeit endlich ein. Um mich herum war alles schwarz. Nur das schwache Mondlicht spendierte mir etwas Licht, so dass ich mich einigermaßen orientieren konnte. Als ich mich aufrichtete und mich umblickte, bemerkte ich, dass ich mich in unserem Schlafzimmer befand. Vor mir stand unser hölzerner Spiegelschrank, der das Licht des Mondes reflektierte. Automatisch tastete ich nach meinem Schatz, doch das Bett neben mir war zu meiner Überraschung leer. Die Stelle neben mir fühlte sich kalt an, als ich mit einer Hand darüber strich. „Es sind nur wir zwei hier.“ Ruckartig zuckte ich zusammen, als ich eine ziemlich tiefe Männerstimme unmittelbar in meiner Nähe hörte. Doch traute ich mich nicht, mich umzudrehen, weil ich Angst hatte, einem Mörder ins Gesicht zu blicken. „Du brauchst keine Angst zu haben, ich will dir nur helfen.“ Kalt fuhren seine Finger entlang meiner Wange, während er mir diesen beruhigenden Satz ins Ohr flüsterte und mich mit einer schnellen, doch einfachen Bewegung zwang, ihm ins Gesicht zu sehen. Soviel, wie ich erkennen konnte, war seine Haut unnatürlich blass und seine Augen leuchteten schwach in einem fast golden wirkendenden Farbton. „Mir… helfen…?“, stammelte ich perplex. Zu sehr war ich von der Schönheit seiner Augen gefasst worden. „Ich weiß, was du dir wünschst, ich will dir lediglich helfen, diesen Wunsch erfüllen“, meinte er geduldig. Kurz darauf hörte ich das Rascheln von Kleidung und wie etwas Metallisches auf den Boden aufschlug. Das Bett knackte leicht unter seinem Gewicht, als er sich zu mir setzte und mit einer seiner kalten Hände meine nahm und zu seinem muskulösen Rücken führte. Wie in Trance fuhr ich seinen Rücken entlang und verspürte plötzlich eine in mir aufkommende große Lust. Ich wollte es. Ich wollte Sex. Plötzlich drückte er mich sanft aufs Bett und legte sich auf mich, während er mit seinem Finger entlang meiner Brust strich. Die Kälte und gleichzeitige Wärme, die meinen Körper bei jeden seiner Berührungen durchfuhr, prickelte auf meiner Haut und ließ mich leise aufstöhnen. Mit der Zeit wurden seine Bewegungen immer schneller, der Sex immer intensiver, bis er mich zum Orgasmus führte. Als der fremde Mann mit den goldenen Augen sah, dass ich kurz davor war laut aufzustöhnen, legte er einen Finger behutsam auf meine Lippen und flüsterte: „Ssch… bitte, du musst leise sein, auch wenn es dir schwer fällt, mir zu widerstehen und du dich mir ganz hingeben willst, so musst du wissen, dass du keinen Laut von dir geben darfst, sonst kann ich dir deinen sehnlichsten Wunsch nicht erfüllen.“ Ich nickte und versprach ihm, die restlichen Momente lang still zu sein.

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