Alaska

2.

Dienstag hieß außerdem nicht nur Gruppentherapie, da es der erste Dienstag dieses Monats war hieß es auch, dass wir neue Patienten bekamen. Jeder von uns wurde angewiesen, um Punkt zwölf Uhr am Haupteingang des Gebäudes zu erscheinen, um den neuen Leuten, bessergesagt den Opfern, eine angemessene Begrüßung zu bereiten.

Das Gute daran, keine Freunde zu haben ist, dass man immer seine Ruhe hat - und so hoffte ich auch insgeheim, dass Scissor mich zu spät entdeckte, sodass ich alleine in meinem Eckplatz verweilen konnte, um mich nach diesem schrecklichen Begrüßungskomitee so schnell wie möglich für den Rest des Tages in mein Zimmer zu verkriechen. Die Tür schwang auf und Susanna, die Leiterin dieser Klapse ging in einem schnellen Schritt an uns vorbei, gefolgt von Mary, welches so aussah, als würde sie gleich krepieren und hinter ihr die vier neuen Opfer. Diesmal schienen sie einen Jungen erwischt zu haben, kaum älter als 15, welcher blaue Flecken am Hals hatte, ich schätze, ein gescheiterter Suizidversuch. Daraufhin folgten drei Mädchen - eine mollige, circa 13, die mich ein wenig an Mary erinnerte, eine blonde, vielleicht 16, deren Gewicht ohnehin schon von ihrer Schminke um ein dreifaches gehoben wurde und sie.

Sie hatte weißes Haar. Kein weißes Haar wie bei alten Leuten, nein, weißes Haar, welches mich erschaudern lies. Es schimmerte, wie ein Mond, dessen Oberfläche seit Milliarden von Jahren unberührt zu sein scheint und verliert sich in ihrem Gesicht, in ihren Augen. In ihren kristallblauen Augen, welche mich an einen Diamanten erinnern - an den feinsten und funkelnden, welcher je gefunden wurde. Ich kannte sie nicht, aber ihre Augen zeigten einhundert Welten, die nur darauf warteten, von mir entdeckt zu werden.

Und so starrte ich ihr mit offenem Mund hinterher. Erst jetzt fielen mir ihre knochigen Arme und Beine auf, welche auf den Grund, warum sie hier war, deuten lies. Ich wollte ihr hinterherlaufen, doch meine Beine gehorchten mir nicht. Sie wurden schwerer und schwerer, bis sie mich letztendlich nicht mehr halten konnten und ich auf die Knie fiel. Alles färbte sich schwarz.