My Little Angel #31

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Youtube: "Beautiful Chinese Music - Bamboo Flute 2" von TaiGekTou

Erstmal vielen Dank an alle die mich immer unterstützen! Ihr seid unfassbar toll! Danke!♡

Falls ihr Meinungen, Feedback, konstruktive Kritik..usw. habt, dann ab in die Comments damit! Ich freue mich auf jegliche Art von Feedback! :)

P.S.: Dieses Kapitel ist sehr emotional und damit ihr die Stimmung besser nachvollziehen könnt, habe ich wieder ein Soundtrack eingebaut! Also damit zu lesen wird empfohlen! :D
Und nun viel Spaß!

~Seli

"Hallo? Wer ist da?"

Ich hörte seine Stimme, bekam aber kein Wort heraus. Meine Mut von vorhin war plötzlich wie verflogen. Meine Gefühle, mein Hass und der Grund, warum ich ihn eigentlich angerufen habe, alles war weg.
Seine Stimme, die ich nun schon vier Monate nicht mehr gehört hatte, versetzte mich in eine Schockstarre.
Die Bilder, wie er vor mir stand und mich anlächelte, sprangen vor meine Augen. Dieses Lächeln, welches mich auf Wolke zehntausend versetzen konnte. Sein Gesicht, sein Geruch, seine Nähe...alles fehlte mir und das wurde mir jetzt mal wieder aufs Neue klar.

Ich dachte echt, ich wäre stark. Ich war der Meinung, dass ich das auch alleine schaffen könnte. Mein Hass auf ihn hatte mir auch für eine Weile die nötige Kraft dazu gegeben. Die letzten Monate waren zwar schmerzhaft, aber aushaltbar.
Ohne es gemerkt zu haben, hatte ich mir eine Schutzmauer aufgebaut, um nicht mehr verletzt zu werden.
Ich hatte mir eine Maske aufgesetzt, um mein wahres Gesicht, meine wahren Gefühle und meine Schwäche zu verstecken. Das war meine Methode, um stark bleiben zu können.
Meine Methode, um nicht jeden Moment zusammen zu brechen.
Auf diese Weise wollte ich Kraft haben für mein Kind, für meine Familie und für mich.
Aber jetzt?
Kaum habe ich seine Stimme gehört, bricht meine Schutzmauer in tausend Stücke. Alles was ich mir die letzten vier Monate vorgegaukelt habe, fliegt davon. Meine ganze Welt bricht wieder zusammen. Meine Welt, die sinnlos und kalt war.
Meine aufgesetzte Maske wird mir quasi von meinem Gesicht gerissen und mein wahres Ich ist nun schutzlos sichtbar. Die Stärke, die ich glaubte zu haben, verließ mich mit einem mal. Meine wahren Gefühle waren nun offensichtlich.

Von wegen Stärke!
Ich bin nicht stark.
Ich bin nicht mutig.
Ich schaffe das alleine nicht.
Das habe ich mir die ganze Zeit über nur eingeredet! Doch das stimmt nicht. Das war alles nur fake. Das wird mir jetzt deutlich.
Ich bin nicht die starke Helena, die alles alleine schaffen kann. Nein, das bin ich nicht! Das kann ich nicht!
Ich fühle mich alleine und verlassen. Die Einsamkeit stieg in mir jedes mal hoch, wenn jemand über ihn sprach oder seinen Namen erwähnte. Doch ich hatte immer versucht, das zu verdrängen.
Ich wollte doch nur vergessen.
Also warum?
Warum muss jetzt alles zusammenbrechen?
Warum muss mich meine Mut genau jetzt verlassen?
Warum ist er gegangen, ohne ein Wort zu sagen?

Eine Träne nach der anderen lief über meine Wangen.
Alles war umsonst, das merkte ich gerade. Ich hatte nämlich nichts erreicht. Gar nichts.
"Hallo?! Verdammt nochmal! Wer ist da?", fragte er am anderen Ende ungeduldig.
Doch ich schaffte es nicht zu antworten. Meine Worte waren wie verschlungen. Sie wollten einfach nicht raus. Seine Stimme brachte alles durcheinander. Seine Stimme, die weich und liebevoll, aber dennoch sehr männlich klang. Seine Stimme, die meinem Herz jedes mal einen Sprung versetzen konnte.
Nein, das schaffe ich nicht.
Ich kann das nicht. Ich kann nicht mit ihm sprechen, nachdem er mir diesen Brief hinterlassen hat.

"Du und ich - es passt einfach nicht zusammen. Das zwischen uns war nicht richtig, Helena. Das hätte ich auch nie gewollt! Wir sollten beide diese Nacht vergessen. Es ist das Beste für dich und für mich! Ich habe diese Nacht vergessen, Helena. Ich habe dich vergessen."

Diese schmerzhaften Worte hatten alles zerstört. Nicht nur mich, sondern auch meine Welt. Mein Selbstvertrauen, meine Stärke...alles war weg. Ich glaube auch, dass mir niemand diese Dinge jemals wiedergeben kann. Ich hatte nichts mehr und das war seine Schuld. Zwar hat er mir ein Kind geschenkt, aber mein eigenes Ich hat er mir geklaut. Er hat mich lebendig begraben, ohne es zu wissen.
Das alles ist nur seine Schuld!
Er verdient es einfach nicht.
Ich kann das nicht.
Gerade als ich auflegen wollte, hörte ich wieder Lenes Worte klar und deutlich in meinem Kopf.

"Helena, er ist der Vater deines Kindes!"

" Was willst du später deinem Kind erzählen, wenn es nach dem Vater fragt?! Denk doch mal nach!"

"Du sollst ihn nur anrufen und von deiner Schwangerschaft erzählen. Mehr nicht!"

Sie hat Recht. Auch wenn es sehr weh tut und mir extrem schwer fällt, ich muss es tun. Nicht für mich, sondern für mein Kind! Für mein Baby muss ich stark sein.
"Hallo?! Ist da jemand?", ertönte seine genervte Stimme am anderen Ende.
Wie wird er wohl reagieren, wenn er meine Stimme gleich hört?
"H..Hallo Ryan", piepste ich schließlich ängstlich und nervös.
"Wer ist da?", fragte er und klang neugierig, da eine Person unter einer unbekannten Nummer, seinen Namen wusste.
Er hat meine Stimme nicht erkannt.
Was habe ich auch erwartet?
Ich war doch nur ein One-Night-Stand und er hatte seinen Spaß gehabt.
Innerlich lachte ich mein verzweifeltes Ich selber aus, während dieser Schmerz mein Herz durchbohrte. Das tat so unglaublich weh.

"Ich..äh...bin..-", stotterte ich nervös, aber wurde unterbrochen. Nicht von Ryan, sondern von einer weiblichen Stimme.
"Schatz, wer ist dran?"
"Ich weiß nicht. Hallo?! Wer bist du?", fragte er erneut.

Schatz..?
Die Gerüchte stimmen also. Er ist wirklich bei seiner Freundin.
Er hat mich also wirklich ausgenutzt.

"Hallo?! Kannst du mal antworten?!"

Du verdammter Mistkerl!
Du verdienst nichts, du Idiot!
Warum hast du mir das angetan?!
Wie konntest du mir schlafen, obwohl du eine Freudin hast?!
Wie konnte ich bloß so naiv sein?
Nun habe ich mich endgültig entschlossen: Dieser Typ ist Geschichte!

"Mistkerl", zischte ich voller Wut, während die Tränen immer mehr wurden.
"Bitte?! Sag mal, wer bist du überhaupt?!..-"
Und damit legte ich auf.
Den Zettel, den ich immer noch in der Hand hielt, zerriss ich voller Wut in viele Stücke.
"Du verdammter Mistkerl! Wie konntest du mir das antun?! Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich hasse dich", schrie ich schluchzend und warf die Stücke des Zettels auf den Boden.

Meine Hoffnungen waren nun auch zerstört.
Dieser Junge hat mich fertig gemacht. Nun war ich endgültig in diesem tiefen Loch gelandet, ohne jegliche Chancen auf ein Entkommen.

Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an die Wand. Mein Schluchzen unterbrach die eisige Stille der Wohnung.
Doch die Stille und Leere in meinem Herzen wurde nicht weniger. Alles war eiskalt in mir.

My little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt