My Little Angel #49

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Ich schloss die Tür hinter mir zu.
"Mom, ich bin wieder da", rief ich durch den Flur, während ich nach den beiden suchte.
Doch sie waren weder im Wohnzimmer, noch in der Küche.
"Mom?"
"Helena, hier oben, Schatz", hörte ich die Stimme meiner Mutter rufen.
Ich stieg die Treppen nach oben und musste schon von weitem kichern bei dem Anblick. Meine Mutter lag neben Jason auf dem Boden und spielte mit ihm. Das war echt zu niedlich.
"Ihr scheint ja sehr viel Spaß zu haben", sagte ich lachend, woraufhin meine Mutter mich vorwurfsvoll anschaute.
"Junge Dame, weißt du was ich alles durchmachen musste, bis dieser kleine Herr endlich aufgehört hat zu weinen?"
Jason, der auf dem Boden seine kleinen Arme und Beine bewegte, schaute mich mit einem traurigen Schmollmund an. Er streckte seine kleinen Arme in meine Richtung, was er immer tat, wenn er in meine Arme wollte.
Ich legte die Tüten zur Seite, nahm ihn lächelnd in meine Arme und verteilte ihm gefühlt zehntausend Küsse auf sein niedliches Gesicht, die er dann mit einem Lächeln erwiderte.

"Hat mein Engel mich vermisst?", fragte ich ihn lächelnd und gab ihm wieder einen Kuss. In meinen Armen nahm ich wieder seinen frischen und süßen Geruch wahr, den ich den ganzen Tag über so vermisst hatte. Ein Leben ohne meinen kleinen Jason war unvorstellbar für mich. Er war der kleine Sonnenschein unserer Familie, der uns zwar Tag und Nacht auf Trab hielt, aber dennoch unser Leben alleine schon mit seiner Anwesenheit versüßte. Sein süßes Lächeln, seine unschuldigen Blicke, sein Lachen, seine unverständlichen Laute, die er immer von sich gab...einfach alles war unersetzlich.
Zwar bereue ich es mich auf so einen Idioten damals eingelassen zu haben, aber definitiv nicht die Schwangerschaft, die mir diesen Engel geschenkt hat.

Ich gab ihm seinen Schnuller und er legte seinen Kopf an meine Brust. Müde begann er mit meinen Haaren zu spielen, während seine Augen dabei immer schwerer wurden.
"Hat er heute noch nicht geschlafen?", fragte ich meine Mom leise, die gerade die Tüten auspackte.
"Nein, obwohl ich alles dafür getan habe..", sagte sie erschöpft und richtete ihre Blicke auf mich. Ihre blauen Augen weiteten sich verwirrt. "..Helena, warum sind deine Augen eigentlich so rot und angeschwollen? Hast du geweint?" Sie setzte sich auf den Sessel und betrachtete mich mit ihrem typisch besorgten 'Mutter Blick', den sie schon seit meiner Kindheit drauf hatte.
Erwischt.
Sollte ich vielleicht eine kleine Notlüge erfinden?
Doch das wird mir auch nicht weiterhelfen, oder? Ich sage ihr lieber die Wahrheit.
"Ja, hab ich." Ich hielt meine Blicke dabei gesenkt, da ich mir ihr verwirrtes Gesicht auch so schon gut vorstellen konnte.
"Was? Warum? Was ist passiert?" Fragen über Fragen, aber ich fand nicht die richtige Formulierung, um es ihr zu erklären. Ich schaute aus dem Fenster, während Jason in meinen Armen nun endlich eingeschlafen war.
"Mom, ich bin ihm begegnet", gab ich schließlich von mir und alleine dieser Satz brachte wieder die schrecklichen Erinnerungen vor meine Augen. Meine Mom interpretierte aber gleich alles falsch.
"Wem? Mirco?! Hat dir dieser Unmensch irgendwas getan?!"
"Nein! Nicht Mirco, sondern..äh.."
"Sondern?", gab meine Mutter ungeduldig von sich und stellte sich nun neben mich.
"..Ryan."
Ihre Blicke sagten gerade mehr als tausend Worte. Sie stellte sich vor mich.
"Erzähl."
Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, obwohl es ja eigentlich gar nicht lustig war. Als sie mich daraufhin sehr vorwurfsvoll und ungeduldig anstarrte, gab ich nach und erzählte ihr dann alles, obwohl es mich innerlich zerstörte.

Jeder Mensch hat doch Erlebnisse und Erinnerungen in seinem Leben, über die er einfach nicht reden mag. Nicht, weil man es nicht will, sondern weil man Angst hat, das alles dabei nochmal durchmachen zu müssen. Alles nochmal zu fühlen.
Genau so ging es mir dabei. In mir verkrampfte sich alles, als ich ihr seine gemeinen Worten zitierte. Ich fühlte mich einfach schlecht. Beschreiben kann man dieses Gefühl in mir gerade nicht. Aber eins kann ich sagen..Es tut extrem weh.

Meine Mutter war so geschockt und gleichzeitig wütend über sein Verhalten. Es war echt witzig sie so aufgebracht zu sehen.
Ich versuchte sie vergebens zu beruhigen, jedoch ohne Erfolg. Zudem war sie dann auch nicht begeistert von der Idee, Jason auf die Feier mitzunehmen. Doch auch sie musste dann akzeptieren, dass wir leider keine andere Wahl hatten. Irgendwann war dann meine Mom auch weg, da sie heute mit meinem Dad zusammen auf den Geburtstag von einem Freund gehen mussten.

My little AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt