Der Andere

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Wenn man die anderen Subjekte wohl nach mir fragen würde, würden sie mich den Anderen nennen. Den der allein in dem Gebäudeblock E verweilt und diesen nicht verlassen kann. Der der die meiste Aufmerksamkeit der Forscher hat und vor dem sich alle fürchten. Der der mehrere Fähigkeiten hat.

Mein Name ist Michan Finbraith. Ich bin 21 Jahre alt und lebe seit vier Jahren in dem Forschungsinstitut "Capabilities de aliis". Dieses beschäftigt sich wie der lateinische Name schon verrät mit den besonderen Fähigkeiten die manche Menschen innehaben. Mit 17 wurde ich von Mitarbeitern des Institutes aufgespürt und sozusagen entführt. Seit dem bin ich hier eingesperrt. Erst hatten sie mich ein Jahr lang in Block A eingesperrt wie viele andere auch. Dort wurden erste Tests an mir durchgeführt die circa alle 2 Wochen stattfanden. Man teilte sich die "Zellen" immer zu dritt und aß in einem großen Saal mit vielen anderen des Blockes. Doch irgendwann stellten sie fest, dass ich mehr als eine Fähigkeit besitze. Da ich der einzige mit mehr als einer Fähigkeit war, isolierten sie mich und führten die Tests in immer willkürlicheren Abständen durch. Dabei haben sie auch enorme Angst vor mir, da ich einmal fast den ganzen Block A zerstört hätte.

Meine Fähigkeiten nennen sie Telekinese und Ektiseoektatis (erweiterte Sinneswahrnehmung). Zumindest sind dies die Fähigkeiten von denen sie wissen. Ich kann auch Verletzungen anderer(oder mir selbst) sozusagen rückgängig machen, ihren Schmerz übernehmen und die Dichte meines Körpers verändern, sodass ich auch durch Gegenstände gelangen kann. Wenn ich jedoch sehr wütend, ängstlich oder einen geistigen Zusammenbruch erleide setzt sich eine weitere Fähigkeit in mir frei. Diese zerstört alles in einem Umkreis von bis zu 5km, sodass nur noch Asche übrig bleibt. Bei einem dieser Zusammenbrüche habe ich meine Mutter getötet. Ich war damals erst sieben und habe die Kontrolle verloren als mich einer der Männer die einen Raubüberfall durchführten körperlich angriff. Das ganze Haus wurde zerstört und meine Mutter wurde wie die Räuber im wahrsten Sinne des Wortes pulverisiert. Danach wurde ich von meinem Onkel Erskine aufgenommen der kurz darauf auch von meinen Fähigkeiten erfuhr. Erst war er geschockt, doch dann half er mir sie besser zu kontrollieren und sie nicht aus versehen einzusetzen. Mittlerweile kann ich meine Fähigkeiten sehr gezielt einsetzen und schaffe es sogar seit 4 Jahren drei meiner Fähigkeiten zu verbergen.

Doch heute ist ein neuer Forscher hinzugekommen. Schon an seinem Blick erkennt man, dass er sich nicht gerade für moralisch gehaltene Tests einsetzt. Er heißt Viktor Pibouraie und ist im Kreise der illegalen Menschenforschung sehr renommiert. 2007 erzielte er im Bereich der psychischen Folter auch einen internationalen Durchbruch, sodass der Franzose sich jetzt hier in Schottland befindet. Ich höre wie er willkommen geheißen wird und die anderen Forscher ihn mit vor Ehrfurcht leicht zitternder Stimme begrüßen. Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter. Ich bete schon regelrecht dafür, dass er sich nicht für mich interessiert, doch das ist natürlich Wunschdenken. Als Forscher würde ich ihn niemals nicht interessieren. Daher wickele ich die Decke enger um mich. Ich möchte diesem Mann nicht gegenüberstehen. Ich habe jetzt schon Angst vor ihm. Seine warm scheinende und zugleich schneidende Stimme lässt mich erzittern.

Also rolle ich mich auf dem kleinen Bett meiner Isolationszelle zusammen. Dick in meine Decke gewickelt liege ich da und lausche auf die anderen Subjekte die teils gemeinsam lachen, Musik hören und Spiele spielen. Ich muss an die Bücher denken die ich immer gelesen habe als ich noch nicht in dieser Zelle war. Hier habe ich nichts. Manchmal wenn ich es nicht aushalte erschaffe ich Bilder und Gegenstände mit meiner Telekinese aus Wasser und schwelge in Erinnerungen an Bücher oder stelle mir Rechenaufgaben um mir mein Wissen wieder ins Gedächtnis zu rufen. Mein Wissen, das einige was sie mir genauso wenig wie meine Fähigkeiten rauben können. Denn es gehört mir und niemand weiß von seinem wahren Ausmaß.


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