2.Kapitel

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Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug und ehe ich mich versah, war bereits Tag der Show. Ich hatte mich gerade fertig gemacht und lief die Treppe hinunter, als ich ein paar Worte vom Gespräch meiner Eltern mitbekam.

"...weiß einfach nicht, wie wir ihr das sagen sollen.", drang die Stimme meiner Mutter nach oben. Zögerlich blieb ich stehen. Ging es etwa um mich?
"Jetzt reg dich nicht auf, Anna. Sie wird das verstehen".
"Und was wenn nicht? Das ist alles so viel auf einmal...vielleicht...wäre es doch besser, wenn wir nichts sagen?", fragte meine Mutter.
"Nein, sie muss es wissen", widersprach mein Vater,
"Wir können das nicht einfach geheim halten, außerdem hätte er bestimmt etwas dagegen, wenn wir es ihr nicht erzählen".
"Ja...ja ich weiß ja, dass du Recht hast. Aber ich mach mir einfach Sorgen...".
Danach wurde es still. Vorsichtig schlich ich die letzten Stufen hinunter und lugte um die Ecke. Papa hatte Mama in den Arm genommen, sie weinte.
In meinem Bauch breitete sich ein mulmiges Gefühl aus. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Sie wollten mir wohl etwas sagen, aber es hörte sich nach nichts Gutem an. Nachdem ich ein paar Minuten planlos im Flur stand, schlich ich die Treppe wieder nach oben, um sie dann - diesmal extra laut - wieder herunter zu kommen.
Als ich ins Wohnzimmer trat waren die Gesichter meiner Eltern wieder gefasst und auch ich tat, als hätte ich von alledem nichts mitbekommen.

***********

Wir fuhren mit dem Auto zur Show. Meine Eltern bemühten sich noch um eine Unterhaltung, doch ich ging nicht so wirklich darauf ein. Ständig drifteten meine Gedanken wieder zu dem Gespräch von vorhin. Ich grübelte nach, worüber sie wohl geredet haben könnten, mir fiel jedoch nichts ein.
So verging der Rest der Fahrt eher schweigend bis wir am Parkplatz zur Arena, in der die Show stattfinden würde, ankamen.
Ich kletterte mühselig aus dem Auto. Die Lust auf die Show war mir ziemlich vergangen, ich wollte lieber wissen was mit meinen Eltern los war. Vielleicht sollte ich sie einfach darauf ansprechen?, überlegte ich, entschied mich dann jedoch dagegen.
Jetzt war kein guter Zeitpunkt. Ich sollte eigentlich die Show genießen, auf die ich mich so gefreut hatte. Morgen früh würde ich dann mit meinen Eltern reden und es würde sich bestimmt alles klären. Entschlossen verdrängte ich die Gedanken daran in die hintersten Winkel meines Kopfes und ging auf den Eingang zu.

Vor den Türen hatten sich bereits lange Warteschlangen gebildet und es dauerte einige Zeit bis wir hinein konnten. Endlich in der Halle, suchten wir uns unsere Plätze - 4.Reihe vor der Bühne - und warteten auf den Beginn.

Ein rießiges iPad wurde auf die Bühne gebracht und nach ein paar Minuten war das Gespräch meiner Eltern vergessen, ich war voll und ganz verzaubert von der Show. Die Ehrlich Brothers zeigten unglaubliche Tricks und ihre gute Laune war ansteckend. Ich lachte und hatte Spaß und sah begeistert ihren Illusionen zu.

Viel zu schnell war die Show zu Ende und als die Vorhänge zufielen und das Licht ausging, ließ ich mich enttäuscht in meinen Sitz zurück sinken.

"Und wie hats dir gefallen, Emily?", fragte mein Dad und es breitete sich wieder ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.
"Es war absolut mega toll! Das ist total unglaublich, ich könnte den beiden dem ganzen Tag zuschauen!".
Meine Mutter lächelte und sie und Dad warfen sich einen kurzen Blick zu.
"Und, was war dein Lieblingstrick?", fragte sie.
Ich überlegte kurz.
"Ich glaube der mit dem Luftballon. Das war echt lustig!". "Ja, das stimmt", meinte meine Mom. Wir alle drei lachten unbeschwert und ich fragte mich insgeheim, ob ich mich nicht vielleicht doch geirrt hatte. Vermutlich ging es in dem Gespräch um jemand ganz anderen...

Ehrlich Brothers-Verlorene Familie ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt