Kapitel 4 ~Fische~

89 10 16
                                    

Tiefe Nacht umgab das Tal des Sternzeichen Fisch.
Der Mond warf sein weißes Licht ungestört von Wolken auf das ruhige Tal hinab. Die Luft war frisch und kühl.
Marlon sah nach oben in die Sterne. Er konnte nicht schlafen. Er machte sich sorgen um seine hochschwangere Frau. Es würde vermutlich nichtmehr lange dauern bis sein Kind zur Welt kommen würde. Sein erstes Kind...

Unruhig stand Marlon auf und lief zur Hütte seiner Frau. Da sie in der Schwangerschaft Ruhe brauchte, hatten sie eine kleine Hütte für sie angefertigt, sodass sie nicht bei den Kriegern zu schlafen brauchte. Leise trat er ein und sah zum dritten Mal in dieser Nacht nach dem Rechten. Anna, seine Frau, lag wach und sah aus ihrem Lager zu ihm auf als er eintrat.
"Kannst du nichtmehr schlafen?" fragte er besorgt und hockte sich neben sie.
"Nein...das Kind bewegt sich andauernd." antwortete sie mit müder Stimme und legte ihre Hand auf den Bauch.
"Marlon? Könntest du mir einen Gefallen tun? "
Liebevoll sah er auf sie hinab.
"Was wünschst du dir?"
"Ich würde gerne nochmal nach draußen auf die Ebene. Sobald unser Kind zur Welt kommt kann ich es nicht alleine lassen und muss dann erstmal hier bleiben..."
"Aber das tut dir nicht gut! Du musst dich Schonen!" entgegnete Marlon besorgt.
"Bitte Marlon nur ein bisschen." flehend sah Anna zu ihm auf.
Seufzend erhob sich Marlon und streckte ihr zur Antwort eine Hand hin um ihr aufzuhelfen.
Dankbar griff sie danach und zog sich ächzend hoch. Zusammen traten sie hinaus in die frische Nachtluft. Ein bisschen ausser Atem hielt Anna kurz inne und ihre Augen. Als sie sich wieder gesammelt hatte liefen sie langsam zum Ausgang des Tals und auf die Heide bewachsene, weite Ebene.
"Lass uns zum Großen Felsen gehen." meinte Anna nach einer erneuten kleinen Pause und lief mit schweren Schritten weiter. Das Kind in ihrem Bauch erschwerte ihr das Laufen und so kamen sie nur langsam voran.
"Meinst du wirklich? " entgegnete Marlon. "Ist das nicht zu  Weit für dich?"
"Ich schaff das schon." beschwichtigte Anna ihn und sah konzentriert gerade aus um nicht in der Dunkelheit zu stolpern.
Marlon brummelte etwas unverständliches und folgte ihr.

Auf dem Weg sah er sich immer wieder um.
Er hatte das merkwürdige Gefühl,  dass ihnen jemand folgte doch weder hörte, noch sah er etwas was darauf hingedeutet hätte. Trotzdem war das Gefühl da. Er rückte näher an Anna heran, um sie im Falle eines Angriffs beschützen zu können.
Erleichtert sah er nicht mehr weit entfern von ihnen das gespiegelte Licht des Mondes auf dem glatten Felsen.
Endlich kamen sie dort an. Anna ließ sich keuchend nieder und hielt ihren Bauch.
"Geht es dir nicht gut?" fragte Marlon sofort besorgt nach.
"Doch doch. Es hat sich nur wieder bewegt." glücklich lächelte sie ihn an.
Es wird bestimmt das schönste Kind das es jemals im Sternzeichen Fisch gegeben hat.
"Besonders mit dir als Mutter." pflichtete Marlon ihr bei und legte seine Hand ebenfalls auf ihren Kugelrunden Bauch.

Schweigend legten sie sich auf den Felsen und sahen in die Sterne. Der kalte Stein unter ihren Körpern wurde mit der Zeit wärmer.
Lange lagen sie einfach nur so da, lauschen der Heide in einer kühlen Briese und sahen in den Himmel.
Plötzlich beschlich Marlon wieder das Gefühl, dass sie beobachtet wurden.
Gerade wollte er aufstehen, da riss Anna ihre Augen weit auf und begann laut zu schreien.
"ANNA! ANNA UM HIMMELS WILLEN WAS PASSIRT MIR DIR WAS IST LOS!!!" brüllte Marlon panisch gegen ihren Schrei an. Außer sich vor Schreck und Angst begann er an ihr zu rütteln.
"ANNA WAS IST LOS?!"
"Das Baby!" keuchte sie, ihre Augen immernoch aufgerissen
"Ich ich glaube das sind Wehen!"
Marlon stand auf und raufte sich überfordert seine Haare. Sein Hirn ratterte. Was sollte er tun?! Panisch lief er im Kreis. Ihm brach der kalte Schweiß aus als Anna erneut zu schreien begann.  Er konnte sie hier nicht alleine liegen lassen und Hilfe holen! Aber der Blonde Heiler Jonathan schlief jetzt gerade warscheinlich seelenruhig im Tal und bis Marlon zu ihm gelaufen war könnten Anna und das Kind tot sein!
Völlig hilflos setzte er sich neben seine Frau. Mit feuchten und zittrigen Händen fuhr er ihr durch die Haare während sie sich am ganzen Körper anspannte und ein drittes Mal laut schrie.
Ich hörte Wasser und sah, dass ihre Hose total nass war, sodass schon ein kleines Rinnsal über den Fels lief.  Das musste die Fruchtblase sein die geplatzt war.
Die Hose musste weg so viel war sicher. Mit weichen, zitternden Knien stand Marlon auf und zog Annas Hose aus. Was weiter? Er hatte keine Ahnung.
Angsterfüllt und vollkommen hilflos setzte er sich wieder neben seine geliebte Frau. Diese starrte gerade aus in den Sternenhimmel und keuchte. Eine erneute Welle überrollte ihren hübschen Körper und sie schrie auf. Marlon strich ihr, mit den Nerven völlig am Ende,  über die braunen Haare. Er konnte nicht zulassen dass sie oder das Kind bei der Geburt starben! Aber was sollte er Tun?!

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 24, 2016 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Krieg der Sternzeichen (MM Buch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt