Er schlug die Augen auf und wurde unvermittelt vom grellen Licht der Sonne geblendet, sodass er sie auf der Stelle wieder schloss. Mit einem zweiten Versuch, diesmal vorsichtiger, öffnete er seine Augen einen Spalt weit und blickte den hoch vor ihm aufragenden Baum an, durch dessen sich in den Himmel streckenden Äste ein paar einzelne Sonnenstrahlen fielen und versuchten den Boden zu erreichen.
Ächzend setzte der Junge sich auf und blickte sich um. Er war umgeben von hohen Bäumen, deren Blätter sacht im Wind tanzten. Er konnte sich allerdings nicht an diesem wunderschönen Schauspiel der Natur erfreuen, da sein gesamter Körper schmerzte, als wäre er von einer Klippe gestürzt. Bei näherer Betrachtung fiel ihm auf, dass seine Kleidung, soweit man sie noch so bezeichnen konnte, nur noch in Fetzen an ihm herab hing und sein Körper von unzähligen Wunden und getrocknetem, sowie frischem Blut überzogen war. Doch so sehr er auch darüber nachdachte er konnte sich weder an den Grund, wieso sein Körper so zugerichtet, noch, wie er in diesen Wald gekommen war erinnern.
Ein plötzliches Grollen ließ den Jungen zusammen zucken, bis ihm Bewusst wurde, dass sein eigener Magen dessen Ursprung war. Auf wackeligen Beinen hievte er sich hoch und wäre beinahe wieder zu Boden gestürzt, hätte er sich nicht rechtzeitig an den Baumstamm neben ihm geklammert. Er versuchte ein weiteres Mal sich in Bewegung zu setzen. Nach ein paar unsicheren Schritten rutschte er auf nassen Blättern aus und landete unsanft auf dem Boden. Fluchend richtete er sich ein drittes Mal auf, diesmal mit einem langen Ast als Stütze, obwohl er sich dabei wie ein alter, gebrechlicher Mann vorkam.
Mit dem Ast als Gehhilfe schaffte er es schließlich sich schneller als eine Schnecke fortzubewegen. Ein paar Schritte später wurde er sich eines weiteren Problems bewusst. Er hatte nicht die geringste Ahnung wo sich die nächste Stadt befand oder wie weit entfernt sie lag. Suchend drehte er sich um sich selbst, sehr darauf achtend nicht wieder zu stürzen, um nach einem Hinweis zu suchen. Vielleicht ein großes Schild mit der Aufschrift:
Wer verloren gegangen ist bitte HIER lang !!!
Zweifelnd, dass er so etwas finden würde drehte er sich seufzend in eine Richtung und humpelte los. Er wusste nicht woran es lag, aber irgendetwas sagte ihm, dass es in dieser Richtung einen Ort geben würde, an dem er sicher wäre. Auf dieses Gefühl vertrauend bahnte er sich zielstrebig seinen Weg durch Büsche, Unterholz und dornige Sträucher. Mühsam kam er voran und nach gefühlten Stunden, die Sonne war bereits kurz davor unterzugehen, hörte er leise Stimmen in der Ferne.
So schnell wie ihn seine müden, von blutigen Kratzern überzogene Beine trugen, humpelte er in die Richtung aus der die Stimmen kamen. Als er geräuschvoll und schwer keuchend durch einen Busch brach, schrie ein Mädchen erschrocken auf. Sie saß mit zwei Jungen und drei weiteren Mädchen an einem Brunnen und sah den geschundenen Neuankömmling besorgt an.
*„Va tutto bene con te ?", fragte sie in einer Sprache, die dem Jungen unbekannt war.
Er stammelte verwirrt
„Was ?" zurück, doch auch das Mädchen schien seiner Sprache nicht mächtig zu sein.
Sie blickte ihn nur aus großen, grünen Augen besorgt an und redete eindringlich auf ihre Freunde ein. Der Junge, der unterdessen verunsichert die ihm unbekannten Menschen betrachtete verspürte ein plötzliches Schwindelgefühl. Seine Beine knickten unter ihm ein und er fiel, zum zweiten Mal an diesem Tag, der Länge nach hin.
Die Mädchen schrien dieses Mal alle vier erschrocken auf und diskutierten dann panisch untereinander. Wenige Momente später wurde eine männliche Stimme laut und fragte in der anderen Sprache
„Che cosa sta succedendo qui ?" **
Eines der Mädchen antwortete ihm und deutete auf den zusammengebrochenen Fremden. Der Mann beugte sich über den Jungen und fragte mit freundlichem Gesichtsausdruck
„Mi senti ?" ***
Der Junge, der die Sprache verständlicherweise immer noch nicht verstand, blickte den fremden Mann an einfach nur verständnislos an und öffnete seinen Mund, nur um Sekunden später ein ersticktes Husten verlauten zu lassen. Er schüttelte sich vor Husten und blickte jäh nachdem sein Hustanfall gestoppt hatte auf seine Hände, auf denen ein wenig Blut zurückgeblieben war. Der Mann starrte nur entsetzt auf die rote Flüssigkeit, obwohl der Junge ja sowieso von Wunden überseht war und selbst die Jungen und Mädchen waren verstummt.
Der junge öffnete nun ein zweites Mal seinen Mund, schluckte kurz und krächzte dann verzweifelt:
„Ich verstehe euch nicht !"
Der Mann, der gespannt auf die Antwort des Jungen gewartet hatte, konnte seine Überraschung nicht verbergen. Der Junge sprach japanisch ?!
Nach kurzem Schweigen sagte der Mann dann auf japanisch:
„Hallo. Mein Name ist Asari Ugetsu. Und wer bist du ?"
Der Junge, der ebenso überrascht, wie Ugetsu zuvor war, dass jemand seine Sprache beherrschte, wollte gerade antworten, als sich seine Augen vor Schreck weiteten. Sein Kopf war leer!
Schreckliche Kopfschmerzen schienen seinen Schädel in zwei Teile zu spalten. Er fasste sich mit seinen blutverschmierten Händen an den Kopf und schüttelte ihn heftig, wie um das unerträgliche Pochen abzuschütteln. Doch der dröhnende Schmerz wollte nicht verschwinden. Mit brüchiger Stimme schrie er:
„Hör auf ! Mach, dass es aufhört! WER bin ich? WO bin ich? WIE heiße ich?"
Ugetsu sah den Jungen geschockt an. Diesen überkam derweil wieder das selbe Schwindelgefühl wie zuvor und er sackte bewegungslos in sich zusammen. Die Geräusche um ihn herum verstummten und eine angenehme Schwärze hüllte ihn ein.
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* Va tutto bene con te ? = Ist alles in Ordnung mit dir?
** Che cosa sta succedendo qui ? = Was ist denn hier los?
*** Mi senti ? = Kannst du mich hören?----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Hi. Ich habe diese Geschichte bereits auf Fanfiction.de hochgeladen, falls sie jemandem bekannt vorkommt. Und nun hab ich auch meinen Weg auf Wattpad gefunden. Hinterlasst mir doch Kritik mit Verbesserungsvorschlägen, Ideen oder eurer Meinung zu der Geschichte.
Cu Shin
P.S. Für die Übersetzung der italienischen Sätze geb ich keine Garantie. Ich kann kein Wort italienisch und hab das mit Google Übersetzer übersetzt.
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Erinnere dich (nicht) !!!
FanfictionEin Junge taucht aus heiterem Himmel auf und wirft viele Fragen auf. Wo kommt er her ? Was ist mit ihm passiert ? Ist er ein Spion ? Und vor allem: Wie schafft er es Primo so den Kopf zu verdrehen ? Fragen über Fragen. Die Antworten bekommt ihr hier...