Ich holte tief Luft und stieg aus dem Auto. Das war also mein neues Zuhause.
Meine Mutter hatte mir zwar schon gesagt, dass das Haus ein wenig gößer war als unser altes, aber dass es so eine Villa war hatte ich wirklich nicht erwartet.
Ich blickte an der grauen Fassade der "Villa" hoch und musste zugeben, das Haus war echt schön.
Der Mann der jetzt aus der Tür trat und auf meine Mutter zuging allerdings nicht.
Er war groß, mindestens 1,85 und hatte ziemlich dünne Arme und Beine. Bis dahin alles in Ordnung, aber wenn man seine Mitte betrachtete, sah man einen Bierbauch unter seinem ordentlich gebügelten Pollunder hervorquellen. Auch seine Frisur, wenn man die paar mit Gel an den Kopf geklatschten Haare überhaupt so nennen konnte, war nicht viel besser. Nachdem er meine Mutter anscheinend genug abgeschlabbert hatte, kam er auf mich zu.
Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst.
Bei mir angekommen, reichte er mir seine Hand, die ich erst eine Weile angewiedert anstarrte, als wäre sie eine Vogelspinne und mich dann zwang sie zu schütteln.
"Du musst Jonathan sein!" ,brummte er. Ich hasste meinen Namen, aber ihm zu erlauben mich Jo zu nennen, das ging zu weit!
"Ja, so heiße ich." sagte ich nüchtern. "Ich bin Tom, dein neuer Vater.", antwortete er.
Er, mein Vater!?! Das konnte er vergessen! Er würde nie mein Vater sein. Ich hatte einen Vater, einen toten zwar, aber immerhin einen Vater!
Ich lächelte freundlich und nickte, während ich innerlich die Augen verdrehte. Was tat man nicht alles, damit seine Mutter sich wieder besser fühlte.
Nach dem Tod meines Vaters war meine Mutter wochenlang nicht mehr aus ihrem Schlafzimmer gekommen.
In dieser Zeit hatte ich gelernt wie es ist auf sich alleine gestellt zu sein. So sehr es auch geschmerzt hatte alleine trauern zu müssen und meine Mutter so schwach zu sehen, es hatte mich gestärkt.
Meine Mutter kam zu uns und legte mir einen Arm um die Schultern. "Komm, ich zeig dir dein Zimmer"
Sie führte mich durch einen langen Flur mit vertäfelten Wänden, bis zu einer massiven Holztreppe.
Im ersten Stock, zeigte sie mir das Arbeitszimmer und direkt daneben ihr und Toms Schlafzimmer. Beide Zimmer waren in weiß gehalten, aber im Schlafzimmer hing über dem Doppelbett eine riesige Blumenwiese. Ein großes Bad gab es in diesem Stockwerk auch. Mit einer Badewanne die über sämtliche Einstellung verfügte, wie z.B. eine Wellnessmassage, bei der man mit sprudelndem Wasser regelrecht durchgeknetet wurde.
Auf dem Flur waren zwar noch ein paar verschlossene Räume, doch ich drängte meine Mutter mir endlich mein Zimmer zu zeigen.
Im Dachgeschoss angekommen fiel mir erst einmal die Kinnlade runter als meine Mutter mir offenbarte, dass das alles meins sei.
Ich schaute mich in meinem Zimmer um als mir etwas komisches auffiel.
Zwei Betten?
Ich wusste ja garnicht, dass meine Mutter mich für so kontaktfreudig hielt.
Als ich sie gerade fragen wollte was das zweite Bett sollte, ging die Tür auf und ein großer düster dreinblickender Junge mit kastanienbraunen Augen und einem Ebenfalls braunen Wuschelkopf stolperte in den Raum.
Als er meine Mutter sah, hellte sich seine Miene ein wenig auf und er sagte mit einer erstaunlich tiefen Stimme: "Hallo Nicole! Und du bist dann bestimmt Jonathan! Ist es in Ordnung wenn ich dich Jo nenne?"
"Ja klar." antwortete ich perplex. "Aber wer bitte bist du?!?" In dem Moment, hörte ich Tom von unten brüllen, dass ein gewisser Noah, der wohl der Junge vor mir sein müsste, gefälligst seinen 'faulen Arsch' herunterschieben und ihm mit den Kisten helfen solle.
"Ich muss dann mal", sagte Noah und war von einer Sekunde auf die Nächste weg.
"Mama?"
"Ja?"
"Wie bitte kommt es, dass du vergessen hast zu erwähnen, dass Tom einen Sohn hat?!?" Entgeistert starrte ich meine Mutter an.
Ich hatte wohl einen Stiefbruder.

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Neue Familie? Nein danke!
РомантикаWas würdest du machen, wenn du dich in deinen Stiefbruder verliebt hättest, während es so scheint als ob dieser nicht mal weiß, dass du existierst? Als Jo seiner Mutter zuliebe mit deren neuen Freund und seinem Sohn zusammenzieht, muss er feststelle...