Chapter 01

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Cadys P.O.V

Unruhig lehnte ich meinen Kopf gegen das kühle Autofenster, während ich die an uns vorbeiziehenden Autos und Bäume betrachtete. Dicke Regentropfen plätscherten dagegen und erzeugten ein dumpfes Prasseln. Ein ziemlich ungewohntes Gefühl nach fast einem halben Jahr wieder hier zu sein. Eigentlich sollte ich noch ein weiteres Halbjahr auf einer Schule in New York gehen, doch ein bestimmter Anlass brachte mich wieder nach London zurück. Der Gedanke daran ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen, weshalb ich mich reflexartig schüttelte. Als mich meine Mum vor einer Woche anrief und mir mitgeteilt hatte, dass mein Vater verstorben war, konnte ich meinen Herzstillstand förmlich spüren. In diesen Moment schossen mir sofort die Tränen in die Augen, meine Kehle schnürte sich zu und ich konnte weder normal Atmen noch mit meiner Mam sprechen.

Ein letztes Mal atmete ich aus und brachte somit meinen aufgebrachten Puls zur Ruhe, während ich schnell die kleine Träne, die sich ihre Bahn langsam über meine rechte Wange machte wegwischte und meine Aufmerksamkeit weiter der Aussicht gab. Die letzten Tage hatte ich mich vor diesem Tag förmlich gegrault und somit versucht es zu verdrängen, zwischen durch sogar mit Erfolg. Sowohl auch heute, zumindest vor siebeneinhalb Stunden und 3.450 Meilen.

Doch nun stand ich mit Schirm in der Hand und mitten im Regen, zwischen Abertausenden von Regentropfen, vor demselben braunen Haus mit den alten Holzpaneelen und dieselben grünen, knarrenden Fenstern. Dieselbe - von grauen Steinen ummantelten - Terrasse, das weiße Garagentor, welches perfekt zu den weißen Fensterrahmen und der alten, weißen Eingangstür passte. Der kleine, aus Kieselsteinen angelegte Weg, welcher von den Gehweg zu dem Haus und der Garage führte und welchen kleine Sträucher zierten. Hinter dem Haus, sah ich, wie zwischen den löchrigen Baumkronen, dass schon sehr alte, aus Holz angefertigte Baumhaus vor blitzte, in welchen Andrew und ich vor Jahren drinnen gespielt hatten.

Andrew war damals mein bester und einzigster Freund, doch als wir auf die Highschool wechselten, musste er leider nach Cambridge ziehen, da sein Vater dort ein besseren Job gefunden hatte.

Nervös hielt ich mit einer Hand den dunkelroten Schirm fest und spielte mit der anderen mit meiner schlichten Silberkette, wobei ich spürte, wie mir jemand leicht gegen den Rücken strich.

"Schön, dass du wieder da bist.", sagte meine Mutter, während ihre Mundwinkel sich zum Lächeln verzogen und mir einen Kuss auf dem Kopf gab.
"Caleb? Würdest du Cady bitte helfen ihre Koffer reinzubringen? Ich denke, sie ist ziemlich fertig für heute.", bat sie meinen Bruder, als sie meine kleine, zwei-jährige Schwester Elliot ins Haus brachte.

Hatte ich ja fast vergessen. Fast.
Caleb war mein fauler, stinkender, unhöflicher, besserwisserischer und kindischer.. Zwilling. Ja, er war mein Zwilling. Wir waren zwar von Grund auf verschieden, weshalb ich es selbst nicht glauben konnte, aber so war es. Leider. Er hatte genauso wie ich, braune, leicht lockige Haare und blaue Augen.

"Sie wird sich ja wohl keinen Zacken aus der Krone brechen, wenn sie es selbst macht.", weigerte er sich.

In Filmen sah man ja immer die perfekte Familie - mit dem perfekten Leben, den perfekten Eltern und Geschwistern vielleicht sogar der perfekten Umgebung. Das war aber nicht die Realität.
Caleb und ich waren es. Ich weiß, es gab auch Ausnahmen.

Ich zog mir die dicke, flauschige Kapuze meines dunkelblauen Pullovers über den Kopf und lief Augenrollend zu dem SUV zurück, aus welchen ich erst ausgestiegen war und öffnete den Kofferraum. Mit Schwung hob ich jeweils beide Koffer nacheinander heraus, bevor ich sie auf dem nassen Boden abstellte. Durch Zufall sah ich Caleb aus dem Haus laufen.

"Jetzt brauchst du mir auch nicht mehr zu helfen.", machte ich eine wegwerfende Handbewegung. "Ich schaff' das schon allein."

"Wollte ich auch nicht. Ich geh' zu Zach rüber.", ließ er kurz sein Blick über mich schweifen, bevor er seine Hände in den Jackentaschen vergrub und die Straße im Regen entlang lief.

Zachary, war einer seiner ach so coolen Footballfreunde. Zumindest sahen achtzig Prozent der Mädchen an meiner Schule es so und waren wie besessen von denen. Das gleiche galt auch mit den Jungs und den Cheerleadern.
"Oh mein Gott, sind die heiß.", äffte ich die ganzen Mädchen, mit einer ungewöhnlich hohen Stimme nach.

"Wer ist heiß?", machte sich meine zwölf-Jährige Schwester bemerkbar, als ich erschöpft die schweren Koffer in mein Zimmer brachte und auf den dunkelroten Teppich abstellte.

Sie stand vor mein Holzfarbenden Kleiderschrank und hielt gerade ein, für sie, viel zu großes T-Shirt, von mir, vor sich und schaute mich mit großen Augen an.

"Was zum?!", zog ich meine Augenbrauen zusammen.
"Was machst du da?!"

"Ich schaue, was du so zum Anziehen hast, nicht schlecht ..
naja, manches zumindest.", sagte sie trocken und zuckte mit den Schultern.

"Du zieh-"

"Pscht! Sie reden gerade über One-Direction!", unterbrach sie mich und stellte meinen Fernseher lauter.

"One-Direction ist schon seit elf Wochen, mit ihrer neuen Single 'Midnight Memories' auf die Nummer eins, der Englischen Charts! ..", sprach die Moderatorin.

Und dann war da noch der kleine Teufel, Sara. Sie war die zweitjüngste von uns und zugleich auch die Zickiste. Mag auch an der Pubertät liegen, in welcher sie mitten drinnen steckte. Das könnte auch der Grund sein, weshalb sie wie besessen von soeiner Band war. Sie hatte braune, klare Augen und ihr zierliches Gesicht umrahmten braune, schulterlange Locken, welche sie meistens zu einem Zopf gebunden trug.

"Okay, jetzt raus hier!", machte ich den Fernseher aus und deutete mit meinen Finger in Richtung Tür.

"Man! Ich fand es viel besser, als du weg warst!", gab sie kleinlaut von sich, bevor sie schmollend in ihr eigenes Zimmer verschwand.

Ich schloss seufzend die Tür und lief auf meiner Fensterbank zu, auf welcher ich mich setzte, meine Beine an den Oberkörper anzog und auf mein blinkendes Smartphone schaute. Ich hatte eine Nachricht bekommen.

Hey süße, wenn du nachher Zeit hast, können wir uns ja Mal treffen. :)

P.s. Felix und ich haben dich mega vermisst! Jules x

Ein Lächeln kam mir über die Lippen. Ich hatte Julia und Felix auch sehr vermisst.

Ich hätte jetzt Zeit - in 10 Minuten im ZTN? xx

Hört sich super an! Jules x

-

To be continued..

Hey! Das war das erste Kapitel. Ich weiß, es ist jetzt nicht das Spannenste, jedoch ist es auch nur der Anfang und das Steigert sich ja dann im Laufe der Geschichte!❤

Zu dem Bild oben : Das soll Cady sein.

Schönen Tag/Abend noch🌷

06/06/2017

Kennstdunichtxd

SO SELFISH✔ l.t.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt