Den ganzen Abend über hatte es wie aus Eimern gegossen. Hestia liebte Regen und Gewitter fast noch mehr. Sie hatte sich wie am gestrigen Abend schon an ihr Fenster gesetzt und das Spektakel durch die Scheibe beobachtet. Ihre Mutter wollte morgen mit ihr die Schulsachen einkaufen gehen.
Nahe liegend war natürlich, dass sie nach Dublin fuhren, aber ihre Mutter bestand darauf, dass sie nach London in die berühmte Winkelgasse gingen. Dort gab es die besten Zauberstäbe; auch sie hatte ihren vom genialen Mr. Ollivander und ihre Tochter sollte schließlich keinen mit dem Kern aus dem Schnurrhaar eines Kniesels oder Haar eines Kelpies bekommen- wie sie immer noch von Kiernan O'Shaughnessy in Dublin verwendet wurden- und neben bei gesagt- "völlig machtlos und altmodisch" wahren. Jeder in Hogwarts hatte seinen Zauberstab von Ollivander und Eris Jones wollte schließlich nicht, dass man schlecht über die Familie redete, da die Stäbe von O'Shaughnessy nur 5 anstatt 7 Galleonen kosteten. Wie auch immer, Hestias Mutter war felsenfest entschlossen.Am nächsten Morgen stand Hestia so pünktlich wie noch nie in Speisezimmer zum Frühstück bereit. Nachdem sie das üppige Mahl aufgegessen und ihre heiße Schokolade ausgetrunken hatte, wurde sie hoch geschickt, um ihren Morgenmantel gegen etwas Straßentaugliches zu tauschen. Als sie wieder die enge Wendeltreppe hinab hüpfte, trug sie ein schwarzes Kleid mit weißem Kragen und Umschlagmanschetten. Ihre Mutter trug einen modischen, dunkelgrünen Umhang, der die Farbe ihrer Augen hervorhob.
Sie würden heute mit Flohpulver reisen- eigentlich mochte ihre Mutter diese Methode nicht, da die Verbindung des Anwesen im Flohnetzwerkes nicht oft genutzt und deswegen verstaubt und dreckig war; aber heute ließ es sich nicht vermeiden- eigentlich hatte ihre Mutter einen Ministeriumswagen bestellen wollen, aber die Fahrt durch halb Irland hätte viel zu lange gedauert.
"Denk daran deutlich zu sprechen.", ermahnte ihre Mutter Hestia noch einmal, als sie sich das Pulver aus der goldenen Schale vom Kaminsims nahm."Zum Tropfenden Kessel!"
Grüne Flammen zogen Hestia durch einen Strudel aus Feuer- natürlich konnte es ihr nichts anhaben. Nach ein paar Sekunden war es auch schon vorbei und Hestia fand sich in einem dämmrigen, leicht staubigen Raum wieder. Vor ihr lag ein kurzer Flur, der in einer Tür endete. Hestias Mutter folgte nach wenigen Augenblicken. Sie schenkte den Leuten im Pub, der sich hinter der schwarz angestrichene Tür befand keinerlei Beachtung und verließ das lokal ohne sich weiter umzusehen. Hestia folgte ihr, obwohl sie gerne noch etwas geblieben wäre- dieser Ort strahlte Magie aus.Die Luft draußen war unglaublich klar, im Gegensatz zu drinnen, obwohl es dich hier um London handelte und die Muggel die Luft hier mit ihren qualmenden Maschinen besonders stark verpesteten.
Mrs. Jones hatte mittlerweile ihren Zauberstab hervor geholt und tippte in einer bestimmten Reihenfolge gegen die Backsteinmauer, die ihnen die Sicht und den Weg versperrte.
Durch Zauberei öffnete sich die Wand und gab den unfassbarsten Anblick preis, den Hestia je gesehen hatte. Im Vergleich zu Dublin, wo sie ein, vielleicht zwei Mal gewesen war- war dieser Ort... einfach unglaublich.
Aus der Tasche ihres Umgangs hatte Mrs. Jones ein Pergament gezückt, während Hestia sich mit offenem Mund das bunte Treiben ansah.
"Also Schatz, wo sollen wir anfangen?", fragte ihre Mutter in einem ungewöhnlich fröhlichen Tonfall.
"Ich weiß nicht." stammelte Hestia, indes sie das Dach der Eisdiele direkt vor ihnen anstarrte. Ein lederner Sessel und ein Tisch mit einem riesigen Eisbrecher befanden sich darauf. Natürlich- Hestia war Magie gewohnt, sie war damit aufgewachsen- jedoch mit einer anderen Art. Die tausend kleinen Sachen die sie sah, hätte ihr Vater sicher als 'unnütze Verschwendung von Magie' bezeichnet.
"Ich denke wir fangen mit den Schuluniformen an!", meinte die schwarzhaarige Frau und begann sich ihren Weg durch die Menschenmenge zu bahnen.
Immer wieder sah Hestia Kinder ihres alters, die mehr oder weniger selbstbewusst durch die Winkelgasse liefen. Mit diesen Leuten würde sie zur Schule gehen, das wurde ihr plötzlich bewusst.Bei Twillfitt und Tatting nahm eine Hexe, die ungefähr die Statur ihrer Mutter hatte, Hestias Maße. Nachdem das letzte Maßband sich von alleine zurückgezogen und eine Feder alles notiert hatte, nahm die angegraute Mitarbeiterin, die sich ihnen mittlerweile als Melinda Crimsin vorgestellt hatte, das Pergament und verschwand in einem Hinterzimmer.
Während die beiden Jones auf Hestias neue Klamotten warteten, erzählte ihr ihre Mutter ausführlich, warum sie bei Twillfitt und Tatting besser aufgehoben waren als bei Madame Malkins. Gerade als das Wort ‚hochwertiger' gefallen war, kam die schlanke Miss Crimsin wieder aus dem Hinterzimmer und Hestia musste die Schuluniform anprobieren.Die Uniform bestand aus weißen Hemden, Faltenröcken, gestrickten, grauern Pullover und schwarzgebundenen Roben. Miss Crimsin hatte ihnen erklärt, dass die Uniform in Hogwarts noch einmal verändert und zum Beispiel die Hauswappen auf der Robe hinzugefügt wurden. Sie faltete die Kleidung und legte sie in eine mit einem T&T verzierte Kiste- sie würden nach Hogwarts vorgeschickt- ein besondere Geste des Ladens.
„Das macht den Koffer etwas leichter.", fügte sie noch mit einem Lächeln noch hinzu.Nachdem Mrs. Jones die die teure Uniform bezahlt hatte, verließen sie und ihre Tochter den geräumigen Laden, der nicht allzu viele Kunden hatte. Bei Madame Malkins Anzüge für alle Gelegenheiten hatte Hestia im vorbeigehen mehr Käufer gesehen.
Der Bücherkauf verlief ereignislos, Hestia entdeckte weitere Hogwartsschüler und musterte sie so gut es ging. Sie wurde von einem kleinen, rothaarigen Mädchen angesprochen, das fragte, wo sie Geschichte der Zauberei von Bathilda Bagshot finden konnte und da Hestia gerade ihr Exemplar gekauft hatte, konnte sie mit gutem Gewissen weiterhelfen. Das rundliche Mädchen bedankte sich mit einem breiten Lächeln und verschwand in die beschriebene Richtung.
„Was meinst du Hestia, sollen wir als nächstes Mr. Ollivander einen Besuch abstatten?"
DU LIEST GERADE
Hestia Jones (pausiert)
FanfictionNur wenige sind überrascht, als Hestia an ihrem 11. Geburtstag den berühmt-berüchtigten Brief aus Hogwarts bekommt, schließlich kommt sie aus einer der ältesten Reinblüter-Familien Großbritanniens. Ihre Eltern haben keinerlei Zweifel daran, in welch...