Berge und Täler

5.

Das nächste Mal wachte ich im Krankenhaus auf. Ich fühlte mich schrecklich. Mir tat alles weh und ich war müde. Ich lag eine Weile da. Auf einmal hörte ich eine Tür. Ich erschrak. Eine Krankenschwester kam rein. Erst jetzt realisierte ich richtig, dass ich im Krankenhaus bin. Die Krankenschwester erzählte mir irgendwas von einem Unfall. Da fiel mir alles wieder ein. Der Unfall. Louis!

„Wo ist Louis?"

„Sie haben sehr schwere Verletzungen erlitten. Sie lagen 3 Tage im Koma", sagte sie und ignorierte meine Frage.

„Wo ist Louis?", fragte ich, diesmal etwas lauter.

„Der Arzt kommt gleich.", antwortete sie. „Draußen wartet jemand sehr wichtiges auf Sie."

Sie verließ das Zimmer.

Ich konnte nicht glauben wie dreist diese Schwester war. Wer wartet bloß draußen auf mich?

Die Tür geht wieder auf und meine Mutter kommt mit Tränen in den Augen herein. Hinter ihr sehe ich meinen aufgelösten Vater, der seit drei Monaten von seiner Arbeit aus in Afghanistan war und eigentlich noch 3 Monate hätte dableiben müssen.

„Kleines, wie geht es dir?", brachte sie mit einem Schluchzen raus.

„Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Ich bin extra aus Afghanistan gekommen.", sagte mein Vater.

„Mom, Dad, wo ist Louis?", fragte ich vorsichtig und leise.

Meine Eltern schauten sich traurig in die Augen.

„Was?", fragte ich noch einmal. Diesmal lauter. Meine Stimme zitterte.

„Süße. Es tut mir so leid. Er wurde stark verletzt.", mir kamen Tränen in die Augen.

„Er hat es nicht überlebt.", sagte mein Vater.

Was. Habe ich richtig verstanden? Mein Freund ist tot? Ich begann zu weinen. Es war so schlimm. Ich kann das nicht fassen. Wieso er? Was hat er und was habe ich falsch gemacht, dass sowas passieren konnte? Ich würde alles tun, um ihn wieder bei mir zu haben. Ich liebe ihn doch so! Er kann doch jetzt nicht einfach weg sein. Ich weinte so heftig, wie ich noch nie geweint habe. Ich hatte das Gefühl, dass ich diesen Schmerz niemals wieder verkraften können würde. Es ist als hätte mir jemand mein Herz rausgerissen. Es war ja auch fast so passiert. Ich werde ihn immer lieben. Ich kann es einfach nicht fassen. Es kann nicht sein.

„ALLES NUR WEGEN DIESEM VERSCHISSENEN LKW FAHRER!", schrie ich.

Dieses Biest ist an allem Schuld.

Ich habe nicht gemerkt, dass meine Mom mittlerweile auch weinte und mein Vater mich besorgt anschaute und sie versuchte zu trösten. Er stand auf und nahm ich in den Arm. Ich merkte, wie ich stärker weinen musste.