Tag 2

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Ich erwachte als erster von uns Dreien, was eigentlich untypisch war, da ich normalerweise ein totaler Langschläfer bin. Vielleicht war es der Drang unbedingt zu der ersten Band zu gehen, die auf meiner Liste der Bands stand, die ich sehen und hören wollte. Also zog ich mich an, putze mir die Zähne und als Timo und sein Bruder erwachten versuchten wir uns vergeblich eine 5-Minuten-Terrine zu machen, doch der Wind und die herrschende Kälte an diesem Tag verhinderten das das Wasser im Topf kochen konnte, weswegen die Terrinen nicht gerade lecker waren. Also gaben wir uns nach diesem vergeblichen Versuch der Nahrungsaufnahme mit Weißbrot und Nuss-Nougat-Creme zufrieden. Anschließend ging Timos Bruder duschen und Timo und ich hatten vor die Kühlbox und die in ihr enthaltenen Glasflaschen in dieser Zeit mit auf das Festivalgelände zu schmuggeln. Also schnappten wir uns ein paar Plastikflaschen, die wir am gestrigen Tage leer getrunken hatten, um dort den Schnaps und den Restmet reinzufüllen. Nun nach wieder einem ewig langen Marsch zum Parkplatz tranken wir dort erst einmal einen Kurzen und füllten dann den Met und den Schnaps in die mitgebrachten Plastikflaschen um. Da dies aber nicht die einzigen Glasflaschen waren die wir hatten, wir hatten nämlich noch viele Mischbierflaschen, versteckten wir diese im unteren Teil der Kühlbox legten ein Handtuch drüber und füllten den oberen Teil mit Plastikflaschen, so das es aussah als ob die Kühlbox nur mit Plastikflaschen gefüllt war. Und tatsächlich es klappte. Angekommen am Zeltplatz verkündeten wir die freudige Nachricht und stießen erst einmal mit unseren Zeltnachbarn auf ein Horn Met an und machten uns dann auf zu unserem ersten Konzert.

Das erste Konzert verlief normal. Ich fand es sehr gut, bin auch abgegangen und habe mitgesungen, aber es war nicht irgendwie besonders. Nach dieser ersten Band, die ich sehen durfte, machten wir uns auf zur zweiten Bühne, welche sich in einer Halle befand, wo gerade eine Band spielte die ich kannte aber kein Riesenfan von war. Wir besuchten sie einfach nur um die Wartezeit zu überbrücken bis zur nächsten Band die auf meiner Liste stand. Also hörten wir ein wenig rein, bis Zeit für die nächste Band war. Diese war eine Gothicmetalband, welche zwar nicht so viel Stimmung machte, aber eine richtig tolle Show ablieferte. So schwenkte der Sänger zum Beispiel bei einem Lied in dem es um Geister ging einen Stab mit einem Geist dran und bei einem Lied in dem es um Monster ging hatte er eine Puppe die einem Monster ähnelte auf dem Arm und spielte so als ob diese ihn auffressen wollte. Die Band danach war eine meiner und Timos Lieblingsbands. Sie machte ordentlich Stimmung und wir grölten bei fast jedem Song mit, vor allem bei einem Song in dem das Glaubensbekenntnis auf Metal umgedichtet wurde und bei einem in dem der berühmte Kinderreim ''Eckstein Eckstein alles muss versteckt sein'' gecovert wurde. Nach dieser Band rannte ich so schnell ich konnte zur zweiten Bühne in die Halle, denn hier spielte schon eine weitere Lieblingsband von mir. Sie machte Deutschrock und coverte berühmte deutsche Chartsongs, wie ''Kids'', ''Bilder im Kopf'' oder ''Schwarz zu blau''. Bei meinem Eifer diese Band unbedingt sehen zu wollen und möglichst weit vorne zu stehen, verlor ich Timo und seinen Bruder, aber das war mir ganz egal. Ich schrieb ihm einfach schnell eine SMS, dass wir uns nach der Band beim Getränkestand treffen und drängelte mich nach vorne, die Band spielte nämlich schon einen Song den ich kannte. Weiter vorne angekommen sah ich eine Gruppe Metaler abgehen und merkte sofort das sie, wie ich, totale Fans der Band waren denn sie sangen aus voller Kehle mit. Ich gesellte mich dazu uns sang gleich mit und wie Metaler nun mal waren nahmen sie mich gleich auf und wir gingen zusammen ab. Während des Konzertes verletzte sich der eine von ihnen an seinem Finger und blutete sehr stark, doch er machte sich nichts draus und schmierte sich das Blut einfach, wie ein wahrer Krieger, unter die Augen, was ich sehr amüsant fand. Nach vielem Gegröle, Geheadbange und Getanze war auch dieses Konzert leider zu Ende und sollte für diesen Tag definitv mein Highlight sein! Es sollte aber noch besser kommen. 

Die Metaler, mit denen ich zusammen abgegangen bin verabschiedeten sich und ich traf mich wieder mit Timo und seinem Bruder um ein wenig was zu essen. Also aßen wir wieder etwas auf dem Mittelaltermarkt und schlenderten noch ein wenig an den Kleidungsständen auf dem Festivalgelände vorbei. Ich kaufte mir hier eine Art Kopftuch, wie Piraten es tragen würden, um meine Haare festzuhalten, da an diesem Tage der Wind so extrem heftig war, doch es sah wie ich letztendlich feststellte so extrem scheiße an mir aus, dass ich es einfach in meine Hosentasche stopfte und beschloss es nur bei akuten Notfällen zu benutzen. Nun gingen wir zusammen zu dem fünften Konzert, welches auf meiner Liste stand. Es handelte sich um eine Band, welche ausschließlich mit einem Schlagzeug und Streichinstrumenten, wie Chello, arbeiten. Diese Band war rein instrumental, aber hatte einen Gastsänger eingeladen, der ein paar mal singen durfte. Also war dies ein sehr angenehmes Konzert und eine schöne Abwechslung, die Timos Bruder am meisten gefiel! Nach diesem Konzert ruhten wir uns noch ein wenig auf unseren Campingstühlen vor unserem Zelt aus, denn mittlerweile war das Wetter ein wenig aufgeklart und dann um 21 Uhr machten wir uns auf zu unserem letzten Konzert für diesen Tag. Es war eine Band, die hauptsächlich elektronische Musik machte also sehr viel mit Computern arbeite. Das ganze zum Leidwesen von Timos Bruder, aber er wollte nun mal trotz dessen mitkommen. Ein Fehler, wie sich später herausstellte, denn seine Ohren hielten das ganze nicht aus und erlitt eine Art Hörschaden, der sich aber am nächsten Tag schon wieder bessern sollte. Auf Grund dieses Schadens verließ er auch später das Konzertgelände noch vor Beendigung der Show und wir trafen ihn später wieder. Ansonsten passierte nicht viel bei diesem Konzert, außer das ich bei einem bestimmten ruhigen Lied Timo umarmte und wir Arm in Arm zu diesem Lied sangen, des war ein ganz besonderes Lied, welches uns verband, denn bei diesem Lied führten wir sehr oft Gespräche über private Dinge.

Nach dem Konzert trafen wir Timos Bruder wieder und gingen zum Zelt. Dort führten wir dann bis ungefähr  0:30 Uhr noch schöne Gespräche und schwelgten ein wenig in Erinnerungen über Timo und mein Kennenlernen, um dann, ich denke verständlicherweise ohne Timos Bruder, der nämlich sein Gehör schonen wollte, die Disko zu besuchen. Timo hielt erst nicht viel von der Idee, aber ich überzeugte ihn letzten Endes doch und es sollte sich auch gelohnt haben. So tanzte ich also noch viel in der Disko, nur Timo stand ein wenig hilflos in der Gegend rum und wirkte irgendwie ein wenig Fehl am Platze. Das Tolle jedoch war, dass ich während ich tanzte zwei bekannte Gesichter erspähte und zwar meine Zeltnachbarn vom letzten Jahr: Oliver und Jakob. Wir erkannten uns sofort und umarmten uns. Es war einfach der tollste Zufall, denn letztes Jahr hatten wir echt eine tolle Zeit zusammen und hauptsächlich die Zeit mit ihnen verbracht. So tanzten wir noch ein wenig und ich lies mir wage von ihnen unter Beschallung lauter Diskomusik beschreiben, wo sich ihr Zelt dieses Jahr befindet. Das einzige was ich verstand war: ''Zwei schwarze Pavillions und eine Totenkopffahne'' und mit dieser Wegbeschreibung sollte ich mich also morgen auf den Weg machen und ihr Zelt suchen. So verabschiedete ich mich von den beiden, versprach ihnen sie morgen zu besuchen und ging mit Timo zurück zum Zelt um sofort müde in meinen Schlafsack zu fallen und einzuschlafen.

Liebe mit der ersten StropheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt