Erster Schultag (Teil 1)

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Ich wurde gerüttelt und irgendjemand sagte meinen Namen. Immer und immer wieder. "Luna, wach auf! Wir kommen sonst noch am ersten Tag zu spät zur Schule! Luna, Luna, Luna!" "Ich bin ja schon wach, Gaston! Und meinen Namen kenn ich auch..." Gaston ging lachend in sein Zimmer zurück und ich stand auf. Das würde unser erster Tag an der neuen Schule werden. Das Blake South College. Ich ging ins Bad und machte mich schnell fertig, damit ich noch genug Zeit hatte um mit meiner Familie zu frühstücken. Als ich in die Küche kam, waren alle auch schon bereits am Essen und ich setzte mich dazu. "Guten Morgen, Luna! Ich hoffe du hast gut geschlafen und bist fit für deinen ersten Schultag." "Ja Mama. Ich freu mich auch schon riesig! Aber ich denke Gaston und ich müssen jetzt los. Wir wollen schließlich nicht am ersten Tag direkt zu spät kommen." Ich wollte mein Brötchen nehmen und aufstehen, doch mein Vater hielt mich davon ab. "Du brauchst dich nicht so zu hetzen. Ihr werdet mit Ambar zusammen von ihrem Chauffeur zur Schule gebracht und müsst nicht mit dem Bus fahren. Also setz dich wieder hin und genieß dein Frühstück, Schatz." "Wir werden gebracht?! Was für ein Luxus." Ich schüttelte verdutzt den Kopf und aß zu Ende. Nach wenigen Minuten kam dann auch Ambar in die Küche um Gaston und mir mitzuteilen, dass wir jetzt fahren würden. Und sie nicht gerne wartet. Also holte ich schnell meinen Rucksack und meine Rollerskates, da ich nach der Schule zum Jam&Roller wollte, und verabschiedete mich von meinen Eltern.

Als ich aus dem Haus war, erstarrte ich. "Damit fahren wir?" fragte ich ganz erstaunt. "Ja, Lunita. Womit denn sonst? Ich hab einen Ruf, denn ich nicht verlieren darf!" Immer noch erschüttert von ihren Worten und der schwarzen Limousine, die ich hier draußen vorfand, stieg ich ein. Gaston saß schon drinnen. Und zwar zwischen Ambar und mir. Gottseidank. Vielleicht muss ich dann nicht mit ihr reden... Ich hatte Glück, sie hatte sich ihrem Handy zugewandt und würdigte mich keines Blickes. Also genoss ich die Aussicht und betrachtete die vorbeiziehende Gegend. Ich musste an Cancun denken...Ich vermisste es schrecklich. Den Strand, meine Freunde und Simon. Ich beschloss, ihn heute anzurufen und ihm von meinen ersten Tagen in Buenos Aires zu erzählen. Er war immer für mich da gewesen und wir haben immer alles zusammen gemacht. Hier musste ich ohne ihn auskommen und neue Freunde finden. Ich wusste nur noch, wie ich das anstellen sollte. "Luna. Luna. Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken? Ich rede mit dir. Wir sind da!" Ich guckte meinen Bruder an und merkte, dass ich mal wieder völlig in meine Gedanken gefallen bin. Ambar war schon weg. "Tut mir leid. Ich musste nur an Cancun und an Simon denken. Ich weiß nicht, ob ich das hier alleine schaffe." "Aber Luna du bist doch nicht allein. Ich bin da. Und ich versteh dich! Ich vermisse Cancun auch sehr. Aber jetzt müssen wir diesen neuen Schritt wagen, auch wenn es uns Angst einjagt. Wir schaffen das. Komm!" Ich stieg aus und er folgte mir direkt. Ich blieb kurz stehen, um ihn zu umarmen. "Danke, Gaston!" "Gerne", sagte Gaston und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

- Also Luna, tief ein und ausatmen! Du schaffst das! -

Ich wollte mich gerade umdrehen und Gaston hinterher gehen, als jemand mit mir zusammen stieß. "Aua. Pass doch auf!" schrie ich. Ich drehte mich um. "Du bist doch in mich reingelaufen." Was hat der Typ gerade gesagt? Spinnt der?! "Du hast wohl keine Augen im Kopf? Ich stand hier und hab mich nicht bewegt und ich soll die sein, die in dich reingelaufen ist?! Wo ist da die Logik? Bist du dumm oder tust du nur so?" Er sah mich jetzt das erste Mal an und ich konnte mich nicht von ihm abwenden. Braune lockige Haare, braune Augen und einen verwirrten und entsetzten Blick. "Gibs doch zu. Du wolltest mit mir zusammen stoßen. Wer würde das auch nicht wollen?" Meinte der Typ das gerade ernst? Was für ein Snob! "Natürlich. Ich habe schon immer davon geträumt mit dir zu reden. Das war alles geplant. Was denkst du denn?" (ironisch) "Na siehste, war das so schwer es zu zugeben? Jedes Mädchen würde gerne an deiner Stelle sein. Schließlich bin ich der König des Jam&Roller, beliebt und gutaussehend. Also unwiderstehlich." "Ok, dann nimm ein anderes Mädchen und belästige es, anstatt mir. Ich muss los, du Snob!" Ich drehte mich weg und ging alleine ins Schulgebäude rein, da ich Gaston nirgendwo mehr entdecken konnte. Na toll...

~ Gastons Sicht ~

Ich dachte darüber nach, was Luna gesagt hatte. Ich vermisste Cancun genauso wie sie. Doch bei ihr war es anders. Sie musste ihren besten Freund verlassen und sich hier ein neues Leben aufbauen. Ich hatte die beiden noch nie solange voneinander getrennt gesehen. Und es machte mich traurig, sie so zu sehen. Für mich war der Umzug kein großes Problem gewesen. Ich hatte mich kurz vorher von meiner Freundin Selina getrennt und hätte sie jeden Tag sehen müssen, wären wir nicht umgezogen. Sie wollte es einfach nicht wahr haben, dass es aus war und hing, wie eine Klette an mir. Ich hatte versucht ihr es so nett wie möglich klar zu machen, weil ich sie nicht verletzen wollte, doch ich konnte nichts für meine Gefühle. Das war nämlich, das Problem. Ich hatte keine mehr für sie. Wir haben uns auseinander gelebt. Und unterschiedliche Interessen. Ich, ob mans glaubt oder nicht, las gerne und interessierte mich für die Dinge, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen waren. Das Geheimnisvolle hinter dem Klaren.

Voll in Gedanken versunken, vergaß ich, dass Luna noch da war. Ich drehte mich um, doch ich sah sie nirgends. Komisch. Wir wollten, dass doch zusammen durchstehen. Luna verschwindet nie einfach so. Ich beschloss nach ihr zu suchen und schaute mich auf dem gesamten Schulhof um. Ich fand sie tatsächlich. Und ich war etwas überrascht in welcher Situation sie sich befand. Sie redete mit einem Jungen, den ich noch nie gesehen hatte. Er schien so alt wie ich zu sein, also älter als Luna. Was wollte sie denn von dem? Ich machte mich auf den Weg zu ihr hin, als ich bemerkte, dass sie mit verwirrtem Blick wegging. Sie schien mich nicht zu sehen, vielleicht auch besser so, denn so konnte ich unbemerkt auf den Jungen zu gehen, der wie verwurzelt an dem Platz stand, wo sie beide sich gerade noch unterhalten hatten. Er guckte ihr nach... "Hey, ich bin Gaston. Darf ich fragen, warum du mit Luna geredet hast? Kennt ihr euch?" Ich hatte ihn anscheinend völlig überrumpelt, denn er erschrak sich und sah mich verwirrt an. "Oh Hi. Ich bin Matteo. Nein ich kenne sie nicht. Sie hatte mich angerempelt. Und warum fragst du? Eifersüchtig?" Ich musste loslachen. Hatte er mich ernsthaft gerade gefragt, ob ich eifersüchtig wäre, weil er mit meiner Schwester geredet hatte?! " Warum lachst du?" "Ich lache über die Tatsache, dass du denkst ich könnte neidisch auf dich und meine Schwester sein." Er musste nun auch lachen. "Oh haha. Das kann ich nachvollziehen. Du scheinst korrekt zu sein, im Gegensatz zu deiner Schwester!" "Wieso das? Was hat sie wieder angestellt? Lass mich raten, sie hat ihre Klappe aufgerissen?" "Ja und sie nannte mich einen Snob. Also ist sie immer so zu Leuten, die sie nicht kennt. Oder wahrscheinlich gefalle ich ihr einfach nur." Ich musste grinsen. Das ist einfach so typisch Luna. Aber er ihr gefallen...Das glaubte ich nicht. Sie hasste eingebildete Menschen, wie Matteo, und kam noch nie so gut mit beliebten Menschen zurecht. "Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich denke, sie mag dich nicht. Du bist nicht ihr Typ. Aber du scheinst cool zu sein. Könntest du mir vielleicht zeigen, wo das Sekretariat ist? Ich muss mich noch anmelden." "Sei dir mal nicht so sicher mit deiner Schwester. Früher oder später verlieben sich alle Mädels in mich. Du wirst schon sehen! Aber jetzt lass uns erstmal dich anmelden gehen. Der Unterricht beginnt ja auch gleich." Matteo und ich gingen in Richtung Schulgebäude. Ich sah mich nochmal nach meiner Schwester um, doch ich konnte sie nirgends sehen. Naja, sie wird schon nicht verloren gegangen sein.

Soy Luna ~ MondfinsternisWhere stories live. Discover now