Kapitel 1

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Scheiße. So könnte man mein Leben im Moment beschrieben.

Aber genau deswegen war ich hier. Dieser Umzug von New York nach Los Angeles war genau das Richtige für mich. Es war meine Chance auf ein Neuanfang.

Ich vermisste meine Freunde zwar, aber ich war davon überzeugt, dass das hier das Beste für mich war. Ich wollte nicht mehr ihre Blicke sehen immer wenn ich den Raum betrat. Denn in ihren Blicken konnte ich nur eine Emotion erkennen.

Mitleid. Jedes Mal Mitleid.

Ich konnte sie schon verstehen. Monatelang hatte ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen. Ich weinte Tag und Nacht. Manchmal weinte ich sogar schon so viel, dass ich ohnmächtig wurde. Ich wollte niemanden an mich ranlassen. Da hatte sich aber immer noch nichts geändert. Ich sah aus wie ein Zombie. Meine Haare waren ungepflegt. Sie hatten den Glanz verloren den sie immer hatten. Ich hatte riesige Augenringe unter meinen Augen, weil ich zu wenig schlief und außerdem waren meine Augen rot vom zu vielem weinen.

Auch wenn ich verstehen konnte, dass sie wegen diesem Anblick von mir Mitleid hatten hasste ich es. Ich hasste es wenn Leute mich bemitleideten. Ich brauchte ihr Mitleid nicht. Von Niemand. Niemals.

Ich wusste, dass wenn ich in New York bleiben würde es mir nie besser gehen würde. New York war mein Zuhause und Zuhause waren Erinnerungen. Erinnerungen die ich vergessen wollte.

In Los Angeles wollte ich nochmal neu anfangen. Ich wollte nicht mehr dass Mädchen sein, dass die ganze Zeit über weinte und traurig war. Ich wollte wieder wie vor dem "Vorfall" sein. Ich wollte wieder Lachen und Spaß haben können.

Ich wollte wieder glücklich sein.

Ich sah mich im Spiegel an und guckte ob alles in Ordnung war. Heute war mein erster Schultag in der Eastside Highschool. Das war definitiv das Schlimmste wenn man die Schule wechselte.

Die Neue zu sein. Die Person die keine Freunde hat und noch niemand kennt. Ich hasste es jetzt schon die Neue zu sein. Ich wollte nicht auffallen. Ich wollte so gut wie unsichtbar sein, denn ich wollte mein letzter Jahr in der Highschool ohne jegliche Problem überstehen. Auch wenn es unmöglich klang. Ihr müsst wissen, dass Probleme mich magisch anziehen. Vielleicht aber auch nur, weil ich sie meistens verursachte.

Ich hatte nicht wirklich etwas besonderes an. Wieso auch? Ich versuchte niemanden zu beeindrucken. Ich trug einfach eine dunkelblaue skinny Jeans, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Lederjacke darüber. Ich konnte die Leute nicht verstehen die meinten sich für die Schule hübsch machen zu müssen. Ich meine, es ist doch nur die Schule. Der langweiligste Ort auf der ganzen Welt.

Ich schaute auf die Uhr und merkte, dass ich jetzt los muss. Ich bräuchte bestimmt noch Zeit bis ich den Raum für mein Unterricht finden würde. Den Weg zum Sekretariat um mein Stundenplan zu kriegen auch. Ich hoffte nur, dass ich heute kein Mathe haben würde. Selbst beim Gedanken an das "M" Wort zuckte ich schon zusammen. Seit ich denken konnte waren Mathe und ich geschworene Erzfeinde und diese Tatsache wird sich auch nie ändern. Auch wenn ich in Mathe eine Eins hatte änderte es nichts daran, dass ich das Fach nicht ausstehen kann. Wozu braucht man es überhaupt? Oder Musik? Wozu brauche ich denn unbedingt wissen zu müssen wann Mozart gelebt hat? Ich weiss, dass er tot ist und das ist schon genug.

Auch wenn mich jedes einzelne Fach in der Schule zur Tode langweilte hatte ich überall eine Eins. IMMER.

Vor 10 Jahren

,,Was zur Hölle ist das, Huh?", schrie er mich an. Ich hatte Angst zu antworten. Er war wiedermal wütend auf mich. Das nahm nie ein gutes Ende.

,,I-Ich ha-habe m-mein be-bestes
gege-geben.", stotterte ich. Ich konnte nicht aufhören zu stottern und zu weinen. Ich zitterte schon die ganze Zeit. Ich hatte einfach viel zu sehr Angst vor ihm.

,,DEIN BESTES? DAS NENNST DU DEIN BESTES DU NUTZLOSES KIND? ICH HABE GESAGT ICH WILL NUR EINSEN SEHEN UND WAS IST DAS? GENAU EINE 2!"

Bei jedem Wort zuckte ich zusammen. Es ist nicht das erste Mal, dass er so wütend ist. Er ist es immer. Egal was ich mache es ist nie gut genug. NIEMALS. Ich versuche alles richtig zu machen und gebe mir immer Mühe. Vorallem wenn ich vortäuschen muss, dass wir einen perfekte Familie sind. Was erwartet er den vor mir? Ich bin sieben Jahre alt. Ich bin noch ein Kind. Ich mache auch Fehler.

Plötzlich spürte ich einen starken Schmerz. Er hat mich von meinen Haaren gezogen und hält mich fest. Ich versuche mich zu befreien aber er ist zu stark.

,,B-Bitte... T-T-Tuh mir n-nicht weh.
E-Es tut mit L-Leid." Ich wusste, dass es zwecklos war ihn anzuflehen. So oder so endete es immer schlecht für mich.

,,Deine Entschuldigen kannst du dir sonst wo hinschreiben. Du bist einen einzige Enttäuschung für diese Familie. Du bist nutzlos."

Er schmiss mich gegen den Tisch und dann fing es wieder an. Alles schmerzte. Er trat mich am Bauch und am Rücken. Immer und immer wieder. Ich flehte ihn an aufzuhören. Aber er tat es nicht. Er schlug mich nur noch härter und wiederholte, dass ich nutzlos bin und dass ich es nicht wert bin, dass er seine Zeit an mir verwendet.

Noch unzähligen Schlägen ist er endlich gegangen. Ich rannte zu meinem Zimmer und so mich im Spiegel an. Mein einst weißes Oberteil war jetzt rot. Mein Gesicht war mit Tränen unterlaufen und voller Verletzungen. Während ich mich im Spiegel betrachtete konnte ich nur an eine Sache denken.

Kein Kind verdient es so von seinem Vater behandelt zu werden.

Ich rannte die Treppen runter zum Wohnzimmer, schnappte mir meine Tasche und meine Schlüssel und ging zu aus dem Haus raus. Ich stieg in mein Auto rein und fuhr los. Nach zehn Minuten sah ich sie. Meine Schule.

Erster Tag in der Hölle beginnt genau jetzt.

I threw soup over Mr.BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt