Kapitel 29

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Kịn·des·miss·hand·lung

Substantiv [die]

das Quälen eines Kindes (durch die Eltern oder andere Personen).

Vor 5 Jahren

,,50!", schrie ich mit gebrochener Stimme. Erst als ich die 50 Schläge erreicht hatte, ließ er den Gürtel fallen. Ich musste oft, von vorne anfangen, weil ich wegen dem Schluchzen die Zahl nicht rausbekam oder weil ich ihn bettelte aufzuhören, anstatt zu zählen.

,,Wofür wirst du bestraft, du verdammtes Gör?", fragte er mich verärgert, während er mich mich hochhob und mich mit seiner Hand schlug.

Das brachte mich dazu noch stärker zu weinen, als noch mehr Schmerz meinen Körper durchfloss. Wenn ich ihm aber nicht antworten würde, würde ich nur noch mehr Schläge bekommen. Mit zittriger Stimme antwortete ich: ,,I-Ich h-habe den B-Bus verpasst und kam zu spät na-nachhause. Deswegen konnte ich n-nicht das Essen vorbereiten."

Er schmiss mich gegen die Wand und ich sackte zusammen. Ich hatte keine Kraft mehr, um aufzustehen. Keine Kraft, um auch nur einen Finger zu bewegen.

,,Lass dir das eine Lektion sein." Mit diesen Worten verlies er den Raum und ließ mich blutend zurück.

Wie kann man von einem Alptraum aufwachen, wenn man nicht mal schläft?

Ich war die grauenhafte Tochter. Ich war die hässliche Schwester. Ich war das Überbleibsel, nicht mal die zweite oder dritte oder hundertste Wahl. Ich war nicht die hübsche. Ich war nicht die dünne. Ich war nicht die schlaue. Ich war nicht die talentierte. Ich war nicht die perfekte. Ich war die ungewollte. Ich war die nutzlose. Ich war die wertlose. Ich war die ,,wieso exestierst du noch"? Ich war die ,,wieso hast du dich noch nicht umgebracht"?

Ich war die, die nicht gut genug war.

Gegenwart Damons POV

Verdammt. Fuck. Verdammt. Wieso hatte ich so etwas gesagt?

Merken sie nicht, dass du nicht gut genug bist?

Sofort als ich diese Worte aussprach wusste ich, dass ich es bereuen würde. Wieso war ich so bescheuert? Verdammt, ich wollte sie nicht verletzten. Nein. Ich...Ich war nicht so wie er. Ich wollte nicht so wie er sein.

Ich stand wie erstarrt im Wohnzimmer. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich würde diese Worte zu gern wieder zurück nehmen. Sie rückgängig, unausgesprochen machen. Aber es ging nicht. Ich hatte sie schon gesagt. Ich hatte schon verckakt.

Erst als ich ihre Zimmertür zuknallen hörte, wachte ich aus meinem Erstarren auf. Ohne auch nur darüber nachzudenken, rannte ich ihr hinterher. Ich musste es gerade biegen.

An ihrer Tür angekommen, versuchte ich sie aufzumachen. Sie hatte jedoch abgeschlossen. Ich klopfte verzweifelt an ihrer Tür in Hoffnung, dass sie mir aufmachen würde. Wieso sollte sie? Ich hatte verckakt. Wieso sollte sie mir aufmachen?

,,Faye, bitte mach die Tür auf.", flehte ich sie durch die Tür an. Nichts. Keine hörbare Reaktion. Gar Nichts.

Erneut klopfte ich an die Tür, nur diesmal etwas lauter. Ich musste sie sehen. Ich musste ihr doch sagen, dass ich sie nicht verletzten wollte. Ich wollte doch, dass sie mir verzeiht.

,,Faye, es tut mir leid. Bitte mach die Tür.", sagte ich, während ich weiterhin an die Tür klopfte. Alles war in Ordnung, bevor ich meine riesen Fresse aufgemacht hatte.

Ich war nicht perfekt. Ganz im Gegenteil. Ich war abgefuckt. Ich machte Fehler. Ich verletzte Menschen, auch wenn ich es nicht wollte. Wenn ich aber sagte, dass es mir leid tat, meinte ich es auch.

,,Es tut mir leid, für alles was ich gesagt und gemacht habe. Ich wollte dich nicht verletzen. Wirklich nicht." Immer noch nichts. Nicht mal das kleinste Geräusch war zu hören.

Ich hörte nicht auf, sondern sprach weiter zur Tür: ,,Als du mich angeschrien hast, sah ich die Trauer in deinen Augen, aber ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich wusste nicht, was ich sagen könnte um diese Trauer verschwinden zu lassen. Während ich angeschrien wurde, habe ich in meinem Kopf die ganze Zeit ,,Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid" wiederholt, aber ich weiss, dass ein ,,Es tut mir leid" nicht reicht. Trotzdem, bitte ich um Vergebung. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich nie wieder verletze, aber ich kann dir versprechen, dass ich dich nie wieder  absichtlich verletzen werde. Bitte, mach die Tür auf."

Ich wusste aber, dass es nichts gab, was ich sagen oder tun könnte, was sie brechen würde. Sie ging durch die Hölle und kam raus, als ein Engel. Ich wusste, dass ich sie nicht gebrochen hatte. Diese Macht hatte ich gar nicht.

,,Bitte.",flehte ich sie erneut an, während ich langsam die Hoffnung verlor.

Würde sie mir aufmachen?

Fayes POV

Sollte ich ihm aufmachen?

I threw soup over Mr.BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt