Prolog

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Schnell lief ich durch die Menschenmassen, die sich bereits auf dem großen Markplatz unseres Distrktes versammelt hatten. Die Auslosung der Tribute für dieses Jahr würde zwar erst in einer Stunde beginnen, doch der ganze Distrikt war schon in heller Aufruhr und drängten sich nervös durch die engen Gassen. Ich hingegen hatte immer noch meine alte Hose und mein ziemlich dreckiges und altes weißes T-Shirt an. Nach ein paar anstrengenden Minuten, in denen ich mich zwischen Kinder, Männern und Frauen hindurchgedrängt hatte, kam ich endlich an unserem kleinen Haus am Rande des Distriktes 11 an. Innerhalb der grauen Mauern unseres Hauses war schon meine Mutter, die genervt zwischen meinen zwei älteren Brüdern hin und herlief und ab un zu etwas an deren Haaren oder Klamotten zu verbessern. Ja, ich lebe mit meiner Familie, das heißt: Mein 18-jähriger Bruder Fynn, mein 17-jähriger Bruder Jack, meiner Mutter und meinem Vater, in einem kleinen Haus in Distrikt 11. Ich selbst war die jüngste der Familie mit meinen gerade mal 15 Jahren. Wir leben in schrecklichen Verhältnissen, da mein Vater nur sehr wenig Geld, auf der Arbeit im Feld verdiente und meine Mutter mit Wäsche waschen noch viel weniger in die Haushaltskasse brachte. Deshalb glaubte ich, dass die Namen von Fynn und Jack schon mindestes 60 mal drin sein mussten. Auch meiner eigener Name war schon einige Male drinnen, aber nur so 10 oder 12 Mal. Als ich in das Haus kam, hörte ich wie meine Mutter eilig zu mir zur Tür lief und rief: 'Sam! Beeil dich! Wo warst du denn schon wieder solange?! Dort hinten steht Wasser! Wasch dich und zieh dann die Sachen an, die ich dir auf dein Bett gelegt habe!'. Genervt zog ich meine schwarze Regenjacke aus und warf sie bei der Tür einfach auf den Boden, anschließend ging in in eine Ecke in der ein großes Fass, mit relativ sauberen, Wasser stand. Seufzend entledigte ich mich meiner Kleider und steig dann in das lauwarme Wasser, hastig schrubbte ich mir den Dreck unter den Nägeln weg und wusch meine langen goldblonden Haare. Ja, meine Haare waren eine ziemliche Seltenheit, denn die meisten hatten braunes oder schwarzes, relativ gelocktes Haar, wobei ich mit meinen langen, glatten und ziemlich hellen Haaren, da ziemlich aus der Menge stach. Nachdem ich mich ausgiebig gesäubert hatte, lief ich nackt in mein Zimmer und betrachtete das graue Kleid, das auf meinem Bett lag. Ungern stieg ich in das Kleid und band mein Haare dann geschickt zu einem Zopf zusammen, der mir bis zu Taille fiel. 'Sammy! Kommst du endlich?', das war eindeutig mein Bruder Fynn, denn ausschließlich er hatte das Recht mich Sammy zu nennen und auch sonst kein anderer. 'Ich bin ja schon da!', entgegnete ich gereizt und lief, mir die Schuhe zubindend, zu den anderen.

Wie in einer Trauerprozession ging unsere Familie, dann zum Marktplatz, der sich inzwischen so gefüllt hatte, das nur noch weniges Quadratmeter frei waren. Während unsere Eltern ganz nach hinten gingen, wo auch alle anderen Eltern standen, die hofften, dass ihre armen Kinder nicht in die Arena mussten, machten wir uns auf den Weg zu den langen Schlangen. Als wir dann vorne an den Schlangen ankamen, wurde uns ein Tropfen Blut abgenommen und meine Brüder in die Jungshälfte geschickt und ich in die Mädchenhälfte. Es dauerte nur noch einige Augenblicke bis Jenna Marries, die schrille und ziemlich ausgefliptte Frau, aus dem Kapitol auf die Bühne trat. Wie jedes Jahr hatte sie ein typisches Lächeln auf den Lippen und sprach dann zu Begrüßung in das Mikrofon: 'Willkommen! Willkommen! Dieses Jahr haben wir die 79. Hungerspiele und werden nur die glücklichen Tribute auswählen, die schon heute die Reise ins Kapitol beginnen werden!' Ja...es waren die 79. Hungerspiele. Der Aufstand, der von der inzwischen berühmten Katniss Everdeen angeführt wurde, war zurückgeschlagen worden. Katniss und alle anderen Aufständischen wurden getötet und auch Distrikt 13 wurde zerstört. Als Strafe sozusagen, und auch weil Katniss aus diesem Distrikt kam, hatte das Kapitol, mit Präsident Snow auch noch gleich Distrikt 12 dem Erdboden gleich gemacht. Es war also alles wieder wie zuvor, aus jedem Distrikt wurde ein Junge und ein Mädchen ausgewählt, die sich dann bis in den Tod in einer Arena bekämpfen müssen, bis am Schluss nur noch einer übrig bleibt. Ich wurde jäh aus meinen Gedanken gerissen als Jenna weitersprach: 'Und nun wie wir das jedes Jahr machen: Lady's First!'. Sie tänzelte auf ihren hohen Hacken zu einem runden Glasgefäß in dem lauter gleich große Zettel drinnen lagen. Sie ließ einen ihren dunklen Hände in das Gefäß gleiten und zog dann schwungvoll einen der Zettel heraus. Zurück angekommen bei dem Mikrofon, faltete sie den Zettel extra langsam auseinander um die Spannung aufrecht zu erhalten. Welche Worte dann in meinen Ohren erschallten, veränderten mein gesamtes Leben: 'Samantha Anderson!'. Ich war wie erstarrt, konnte mich nicht rühren und genau so wenig sagen. Ich bemerkte wie sich langsam alle Blicke auf mich richteten und ein Mädchen, das hinter mir stand mich etwas nach vorne drückte. Durch die Berührung angetrieben ging ich wie in Trance auf die Friedensmänner zu, die mich dann auf die Bühne begleiteten. Total angespannt ging ich auf die Bühne und stellte mich neben Jenna hin. Ich sah alle Blicke auf mir ruhen und bildete mir sogar ein ein Schluchzen zu hören. 'Soo und nun zu unserem männlichen Tribut!', erklärte Jenna und ging auf den anderen Glasbehälter zu. Wieder holte sie einen der Zettel heraus und ging mit ihm in der Hand zurück zu dem Mirkrofon. Langsam faltete sie das Papier auseinander und las laut vor: 'Fynn Anderson!'.

Die 79. Hungerspiele ~ Die Tribute von Panem FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt