Kapitel 12:

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„Ist etwas?", fragt Loki und sieht mich verwirrt an.

„N-nein, nein."

„Freya!", ruft Frigga mich, die urplötzlich bei der Tür steht. „Ich werde dir zeigen, wo du heute übernachtest."

Frigga behandelt mich so, als wäre ich ihre Tochter, die sie nie hatte. Sie ist so nett und vor allem hilfsbereit. Ich lächele Loki ein letztes Mal an, bevor ich ihn alleine zurücklasse. Dann folge ich Frigga durch den Flur. In einem anderen Zimmer mit ihr angekommen, das genauso groß ist, wie der Gemeinschaftsraum, staune ich über dieses. Der Raum hat einen Balkon von der anderen Seite des Palastes. Sonst ist der Raum so gut wie leer. Ich bemerke, dass ganz Asgard nur aus Wasser besteht und dass die Stadt auf riesigen Bergen und Klippen steht.

„Das hier wird für eine Weile dein Gemach sein."

„Danke."

Frigga verlässt mein Zimmer. Wirklich wohl fühle ich mich nicht, aber es ist besser, als nichts. Ich spüre wie die Müdigkeit die Überhand übernimmt, deshalb lege ich mich in das Bett, das so weich, wie der Pelz von einer Katze ist. Als ich die Augen schließe, schlafe ich sofort ein.

***

Der Morgen, er ist so schön. Besser als auf der Erde. Zu gerne würde ich wissen wollen, wieviel Uhr es ist. Langsam stehe ich auf und ziehe meine grüne Jacke an, die ich ausgezogen hatte, bevor ich schlafen ging. Ich sehe auf der anderen Wand meines Zimmers einen Spiegel und vor ihm eine schöne, kleine Schublade. Als ich diese öffne, finde ich einen Kamm, mit dem ich mein langes Haar kämme. Als ich mein Zimmer verlasse, sehe ich, wie Wächter an mir vorbeigehen. Ich erschrecke kurz, dennoch verlasse ich mein Zimmer und will den Palast verlassen, um zum Bifröst zu gehen. Als ich wieder vor dem riesigen Tor stehe, ist diesmal kein Wächter zu sehen. Erst als ich draußen bin, bemerke ich, dass Odin auf seinem Thron sitzt und mich beobachtet hat. Ich gehe schneller weiter. Vor mir befindet sich nach wenigen Minuten die große Regenbogenbrücke. Es dauert eine Weile, bis ich sie überquert habe und zum Bifröst ankomme.

Sobald ich Heimdall entdecke, sagt er sofort: „Ich kann dich nicht durchlassen."

„A-aber ich möchte wieder zurück. Ich möchte zu meiner Mutter."

„Deiner Mutter geht es gut."

„Wie kannst du das wissen?"

„Ich sehe sie."

„Und wieso kann ich nicht zurück?"

„Thor wird in sechs Tagen König. Du kannst erst nach dieser Zeremonie zurück."

Ohne weitere Worte gehe ich wieder zurück. Ich bin wütend. Als ich schließlich wieder vor dem Tor stehe, öffnet es sich selbst und Thor tritt heraus.

„Du wolltest gehen, oder?" Ich nicke. „Tja, nach meiner Feier kannst du von mir aus gehen. Du musst wissen, dass auch du aus einem bestimmten Grund hier bist."

„Und aus welchen Grund denn?"

„Das wirst du früh genug merken."

Als wir in den Gemeinschaftsraum gehen, steht dort plötzlich ein langer Tisch, der wieder mit vielen Speisen gedeckt ist. Sif und Hogun unterhalten sich auf dem Sofa, währenddem Fandral auf der Stufe sitzt und mich anlächelt. Volstagg sitzt wie immer vor dem Tisch und stopft sich alles in sich rein. Von Loki ist keine Spure zu sehen.

„Meine Freunde.", sagt Thor fröhlich und wirft seine Hände in die Luft wie zur Umarmung, umarmt jedoch keinen.

Er greift nach einem Hühnerschenkel, den er genüsslich verspeist. Ich nehme mir ebenfalls einen und setze mich neben Fandral.

„Und?", fragt er. „Ich habe gehört, du wolltest zur Erde zurück."

Mit einem verwunderten Blick sehe ich ihn an. „Wie bekommen das alle mit?"

„So ist das hier."

Nachdem ich fertig bin und auch nicht mehr großen Hunger habe, beginne ich wirklich größeres Heimweh zu bekommen. Außerdem will ich mit Loki reden. Unsere Unterhaltung von gestern war sehr beruhigend und ich will am liebsten stundenlang mit ihm reden. Gerade, als ich von ihm denke, kommt er aufgebracht herein und sucht seinen Bruder auf.

„Thor, ich muss dringend mit dir reden."

„Jetzt nicht, Bruder. Ich habe zu tun."

Loki bleibt einige Sekunden stehen und verlässt dann wütend den Raum. Langsam stehe ich auf und will Loki hinterher. Im Flur erblicke ich Loki, wie er mit einem schnellen Schritt verschwindet.

„Loki, warte!"

Er bleibt sofort stehen und dreht sich erschrocken um. Ich komme auf ihn zu und sein Gesicht verändert sich kein bisschen.

„Darf ich dich begleiten?"

Er sagt nichts und schaut kurz zu Boden, als er wieder zu mir sieht.

„Alles in Ordnung?", frage ich ihn unsicher.

Er dreht sich um und geht weiter.

„Was ist los, Loki?"

„Komm mit.", zischt er.

Loki hetzt weiter und ich folge ihm. Ich sehe nicht wirklich, wo genau wir hingingen, aber ich werde neugieriger. Wir gelangen in die unseren Kammern des Königs in denen es sehr dunkel ist.

„Das ist unsere Waffenkammer.", sagt Loki und geht einen Flur entlang.

Überall stehen und hängen Waffen. Am Ende des Flures steht etwas, das blau leuchtet und somit die Waffenkammer Licht bringt. Ich gehe auf sie zu, währenddem Loki auf den Boden starrt und erst später bemerkt, dass ich immer weitergehe.

„Das ist die Urne.", sagt er, als er meinem Blick folgt.

„Liegt da Asche von jemanden drin?", frage ich verwirrt.

„W-was?"

Ich drehe mich zu Loki um. „Auf der Erde gibt es etwas, das sich auch Urne nennt. In denen füllt man die Asche von verstorbenen Menschen."

„Nein, das ist die Quelle der Macht... Laufey, der König der Frostriesen aus Jotunheim drohte vor sehr vielen Jahren die Erde in eine neue Eiszeit zu führen. Mein Vater, Odin stellte sich ihnen jedoch in den Weg und bezwang sie in einer großen Schlacht. Er vereinbarte mit Laufey einen Waffenstillstand und nahm ihm die Urne ab.", erklärt Loki und ich kann jede Szene, wie es wirklich passiert ist, vor meinen Augen sehen, als wäre ich wirklich dabei gewesen.

„Als ich klein war, erzählte mein Vater mir und Thor, dass ein wahrer König niemals den Kampf suchen dürfe, jedoch stets darauf vorbereitet sein müsse."

Ich kann Loki gut verstehen. Als sie klein waren, bekamen beide gesagt, dass nur einen König werden kann, der über Asgard herrschen wird. Thor oder Loki.

„Verstehe..."

„Ich konnte genauso gut wie Thor König werden.", knurrt er.

Er geht an mir vorbei und nimmt die Urne langsam in seine Hände.

„Was ist passiert?"

„Vater entschied sich für Thor..." Die Wut in Lokis Stimme ist nicht zu überhören. Er knallt die Urne wieder auf ihren ursprünglichen Platz.

„Warst du deswegen vorhin so wütend auf Odin?"

Loki schenkt mir einen aufmerksamen Blick und nähert sich mir. „Mit Vater habe ich nur über die Zeremonie geredet. Ich möchte nicht dabei sein, wenn er König wird. Ich wollte Thor Bescheid sagen, dass ich nicht kommen werde, aber er war offensichtlich beschäftigt."

Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Loki tut mir leid. Sogar sehr. Ich habe ihn anfangs nicht wirklich verstanden, aber nun kann ich alles nachvollziehen.

„Ich habe noch nie mit jemanden so über meine Probleme geredet. Nicht mal mit meiner Mutter.

Das wundert mich sehr, denn Frigga scheint eine sehr gute Zuhörerin zu sein. Ich fühle mich geschmeichelt und auf einer anderen Seite auch verwirrt, weil ich nicht verstehe, wieso er alles in mir auslässt.

Freya: War of the JotunenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt