Vorbereitungen

664 21 0
                                    




Ich spiele nervös mit meiner Gabel in der Hoffnung so die Zeit voranzutreiben. Roose Bolton hat mich zum Frühstück gebeten und nun sitze ich hier alleine mit ihm in dem großen Speisesaal. Lord Bolton mustert mich schweigend. Ich räuspere mich und lege mein Besteck zu Seite. "Danke für das Frühstück. Da merke ich erst, wie sehr ich die nordische Küche vermisse." Lord Bolton nickt nur, macht aber keine Anstalten mich aus dieser Qual zu entlassen. Nach weiteren 10 Minuten des still dasitzen und nichts tun beginnt er zu sprechen. "Lady Sansa, ich weiß es fällt euch nicht gerade leicht hier zu sein nach all dem was passiert ist. Durch die Gänge zu schreiten, wo einst eure Familie so glücklich war." Ich schlucke schwer. Ich weiß, dass Roose mich provozieren will und mich aus meiner Fassung bringen will, damit ich einknicke und leichter zur Handhabung bin und genau deswegen setzte ich ein Lächeln auf. Meine Geste erweckt die gewünschte Wirkung. Ein kurzes Erstaunen blitzt in seinen Augen auf, aber so schnell wie es gekommen war ist es auch schon wieder verschwunden. "Ja diese Erinnerungen sind nicht immer leicht zu ertragen, vor allem da ich mir selbst die Schuld gebe, dass wir fortgegangen sind", erkläre ich ihn, " aber was geschehen ist, ist geschehen und wir sollten nicht zu viel in der Vergangenheit schwelgen". Ich hoffe, dass Lord Bolton mir meine Wort abkauft, denn das war meine einzige Chance hier zu überleben. Roose beendet gerade sein Frühstück, als plötzlich ein Bote in den Saal hineinstürmt. "Mylord. Mylord!! Die Häuser des Nordens haben von euren Plan Wind bekommen und es gibt ein paar Stimmen die nicht eure Meinung teilen." Kaum hat er diese Worte ausgesprochen springt Lord Bolton auf und beginnt wild zu gestikulieren. " Richtet alles her. Lasst verkünden, dass die Hochzeit noch heute stattfinden wird. Ich möchte keine Verzögerungen mehr." "Mylady, ich danke für ihre Anwesenheit, aber ich denke Ihr müsst euch für eure Hochzeit fertigmachen." Mit diesen Worten dreht Lord Bolton sich um und verlässt den Raum. Die Hochzeit schon heute! Der Gedanke versetzt mich in Panik, denn ich bin keineswegs darauf vorbereitet schon heute Ramsay zu ehelichen. Nicht dass die Hochzeitszeremonie sonderlich kompliziert wäre, mir macht eher was danach kommt Angst. Ein Tag war nicht genügend Zeit um mir ein genaueres Bild von Ramsay zu verschaffen. Dass er Leute gerne foltert und schlägt das wusste ich von vornherein, aber wie man mit ihm umgehen sollte, darauf hatte bisher niemand eine Antwort, außer ihn zu meiden. Meiden wird in diesem Fall wohl unmöglich sein. Ich glaube sogar, dass es die Situation sogar verschlimmern würde. Ich erhebe mich langsam von meinen Stuhl und begebe mich in die Richtung meiner Gemächer. Ich muss stark sein, denn zurück kann ich sowieso nicht mehr.

"Mylady, ist das Wasser angenehm?" fragt mich meine Zofe als sie einen Kübel Wasser über meinen Kopf ergoss. „Dein Name ist Myranda oder?", frage ich sie. Myranda nickt nur und beginnt mir meine Haare zu bürsten. „Ramsay kann sehr grausam sein. Er liebt die Gewalt, die Härte und alles was mit dem Leid andere zu tun hat", beginnt Myranda,"Du bist nichts für ihn, er wird dich brechen und wenn er das Vergnügen an dir verliert, kannst du um dein Leben betteln." „Du musst ihn wohl wahrhaftig lieben. Ich lass mich von dir aber nicht einschüchtern und wenn ich mal Lady Bolton von Winterfell bin, kannst du um dein Leben betteln und jetzt hinaus mit dir." Myranda stürzt entrüstet aus der Kammer und lässt mich alleine in der Badewanne zurück. Langsam erhebe ich mich aus der Wanne und wickle mir ein Leinentuch um den Körper. Die wohltuende Wärme hat meine Kochen müde gemacht und am liebsten würde ich mich nur in mein Bett kuscheln und alles um mich herum vergessen. Mein weißes dickes Hochzeitskleid liegt schon bereit. Es ist mit wunderschönen Stickereien versehen und die Ärmel sind aus einem dicken Stoff, damit mir bei der Trauung nicht kalt wird. Es liegt zwar ein schwarzer Umhang aus Fell daneben, aber der lange Sommer ist bald vorüber und der Winter naht. Man kann sich also nie warm genug anziehen. Gerade als ich mir mein Unterkleid anziehe, öffnet sich die Türe meiner Gemächer und ein junges Mädchen tritt hinein. "Mylady, ich bin hier um euch beim Ankleiden zu helfen." Ich nicke nur und lasse mir von ihr mein Unterkleid zuschnüren. Ihr Name war Lia und sie stammt aus einen der umliegenden Dörfer. Ich schätze sie auf 14 Jahre, da sie noch ziemlich zierlich wirkt. Mit ihrer Anstellung hier entkommt sie das Schicksal früh verheiratet zu werden. Sie erzählt mir, dass ihre Eltern sie vor einem Jahr nach Winterfell brachten, da sie nicht mehr in der Lage waren alle ihre Kinder zu ernähren. Lia ist mir von Anfang an sympathisch, da ich in ihr den Norden gut wiedererkennen kann. Die meisten Leute hier auf Winterfell sind Lord Boltons Männer und bekannte Gesichter scheine ich sowieso nirgends mehr zu erblicken. Nichts war mehr so wie es mal war. Ich wünschte es wären wenigsten ein paar Vereinzelnde von früher hier, aber alles scheint wie ausgetauscht. Lia flechtet mir eine wunderschöne Frisur, welche meine Gesichtszüge betont. Als ich in mein Kleid hineinsteige und es hochziehen will, fällt mir auf wie schwer der Stoff ist. Ich hatte richtige Mühe damit. Nach einer gefühlten Ewigkeit und mit ganzer Kraft haben wir es beide doch noch geschafft. Lia schnürt mir das Kleid so eng wie möglich, Lord Bolton Junior wollte es so. Wahrscheinlich will er mich mit dem Kleid gleich umbringen, dachte ich scherzhaft. Als alles fertig war, huschte Lia aus meinen Gemächern um in Erfahrung zu bringen, wann es wohl so weit sei.


Gefühlte 40 Minuten sitze ich nun schon auf meinem Bett und warte auf die Rückkehr Lias. Die Zeit vergeht einfach nicht und ruhig sitzen kann ich auch schon nicht mehr. Viele Gedanken schwirren mir im Kopf, doch keinen kann ich klar fassen. So viele Dinge beschäftigen mich und meine Nervösität bringt mich um den Verstand. Mein Kleid bessert meine Stimmung nicht, da es mich wie ein schwerer Sack nach unten zieht. Ich bin froh, dass mein Feuer im Kamin nicht mehr brennt, da ich sonst wahrscheinlich vor Hitze gestorben wäre. Meine Aufmerksamkeit wird plötzlich nach außen gelenkt, als ich viele Stimmen durcheinander reden höre. Ich springe vom Bett auf und streiche schnell mein Kleid glatt. Jetzt ist die Zeit gekommen. Nur noch wenige Minuten trennen mich von Ramsay Bolton und seine grausamen Finger. Trotz meines warmen Kleides wird mir kalt. Der Gedanke an Ramsay lässt mich erschaudern und innerlich schrumpfen. Ich kneife mir in den Wangen, denn ich möchte nicht weiß wie ein Geist erscheinen. Die Tür geht auf und 3 Männer schreiten hinein. "Mylady, es ist jetzt soweit. Lord Bolton und sein Sohn erwarten euch bereits." Ich nicke und schlucke schwer. Hastig trete ich ins Freie. Es ist schon dämmrig und dicke Schneeflocken fallen vom Himmel. Ich kenne den Weg zu unserem heiligen Ort in und auswendig, doch scheint er mir dieses Mal so fremd. Lord Baelish begrüßt mich und begleitet mich auf meinen Weg. Obwohl er dabei ist, fühle ich mich so allein. Niemand steht mir bei. Von der Ferne kann ich schon die Lichter sehen, die den Ort beleuchtet. Ramsay stand vorne beim Priester und hat schon sein unheimliches Grinsen aufgesetzt. Wiedermal muss ich schwer Schlucken, denn dieser Mann macht mich einfach fertig. Meine Hände zittern und mich überkommt das Gefühl, dass ich kein Wort aus meinen Mund hinausbekommen werde. Plötzlich überkamen mich Zweifel. Ist Rache der richtige Weg? Bringe ich mich in Lebensgefahr? Panik überschwemmt mich und Ramsays eiskalter Blick gibt mir den Rest. Auf was hab ich mich bloß eingelassen.

Rache ist süß - Ramsay Bolton und Sansa Stark Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt